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Modewelt  Modewelt : Mit "Fiffie" auf die große Bühne

Von Andreas Braun 01.02.2017, 09:55
Die Mode von Designerin Ritchie Karkowski (rechts) präsentierte Violetta Stoyanov bei der „Fashion4Charity“ in Berlin.
Die Mode von Designerin Ritchie Karkowski (rechts) präsentierte Violetta Stoyanov bei der „Fashion4Charity“ in Berlin. Marius Wilkens-Zimmermann

Latdorf/Bernburg/Berlin - „Es hätte auch Buhrufe hageln können. Doch die Gäste pfiffen, johlten und jubelten. Das war ein Gefühl, das ich erst ein paar Tage später richtig realisiert habe.“ Violetta Stoyanov ist zurück aus Berlin von dem „„Fashion Week“-Laufsteg“ im Heimatort Latdorf.

Und sie steht ab und zu hinter dem Tresen im „Sägewerk“. Kontrastprogramm - so ist es gut, sagt die 28-Jährige, die bei der „Fashion4Charity“ am 20. Januar in Berlin für die junge deutsch-philippinische Designerin Ritchie Karkowski Mode zeigte.

Mit dem Teil aufgefallen

Es war zweifellos der Höhepunkt in der Karriere des Plus-Size-Models. Und eine gute Erfahrung. Seit 14 Uhr saß sie an dem Tag in der Maske. Nach der Show noch einmal eine Weile, denn das Teil, das in ihrem Haar vernäht worden war und das sie schlicht als „Fiffie“ bezeichnet, musste langsam wieder entfernt werden.

„Ich hatte schon etwas geahnt, als mir in der Maske gesagt wurde, dreh dich mal mit dem Rücken zum Spiegel. Als ich mich dann das erste Mal mit dem Teil auf dem Kopf sah, habe ich mich gar nicht wiedererkannt. Aber es erfüllte seinen Zweck. Wir sind aufgefallen.“

Nach ein paar Minuten war alles vorbei

22 Uhr war der Auftritt. Nach ein paar Minuten war alles vorbei. Doch ohne die professionelle Vorbereitung wäre das freilich nicht so ein Auftritt geworden. Die Location - das Clubrestaurant „Felix“ - war für den Auftritt mit Livemusik super geeignet, sagt Violetta Stoyanov.

Und als Noah Fischer mit seinem Saxophonspiel ansetzte, hatte sie Gänsehaut. Es waren drei Liveacts - Laura Juliè, Tommy Bosse (als Michael-Jackson-Double) und eben Noah Fischer, der schon mit Udo Lindenberg musizierte. Das allein - Livemusik sei nicht unbedingt üblich bei der „Fashion Week“ - sei schon ein Knaller gewesen.

Barfuß auf den Laufsteg

Doch es sei bei der Show von Ritchie Karkowski so ziemlich alles unüblich gewesen. „Kurz vor dem Auftritt hatte Ritchie die Idee, dass wir alle barfuß laufen. Das ist schon außerhalb der Norm“, so Violetta Stoyanov. Also passte das auch ins Konzept.

Denn die Designerin will nicht einfach nur Mode zeigen. Sie will Mode zeigen, die von Menschen getragen wird, wie sie einem tagtäglich im Stadtbild begegnen. Und dazu zählen neben kleineren Menschen auch Menschen mit Übergrößen. Wie Violetta Stoyanov.

Dass sie als Plus-Size-Model bei einer Veranstaltung der „Fashion Week“ auf dem Laufsteg dabei sein durfte, macht sie schon stolz. Es ist nicht die bevorzugte Präsentationsplattform für Übergrößen.

Es ist nicht nur ein kurzzeitiger Trend

Doch dass sie gut ankam, wie auch eine Kollegin von ihr, die am selben Abend für die gleiche Designerin lief und die wie die 28-Jährige auch Halbbulgarin ist, zeige, dass die Modewelt wach wird und es nicht nur ein kurzzeitiger Trend ist.

Es gibt einen Markt, und der will bedient werden. Und Ritchie Karkowski hat das gemerkt, sagt Violetta Stoyanov.

Was der Auftritt vor Kennerpublikum gebracht hat, wisse sie nicht. Im Portfolio macht sich sowas gut. Und natürlich ist die Aufmerksamkeit größer.

„Wenn jemand etwas Bestimmtes sucht, dann geht er auch das Material von der Fashion Week durch und dann kann man schnell entdeckt werden“, so das Model, das sich nicht nur auf der Bühne wohlfühlt, weil es schon als kleines Mädchen Bühnenluft schnupperte.

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Ich will meine Auftritte nutzen, um zu zeigen, dass man sich immer schick kleiden kann. Ich freue mich, wenn ich angesprochen werde, dass sich Frauen auch durch mich mehr trauen als vorher. Wir sind nicht alle gleich schlank oder dick. Wir sind unterschiedlich und das darf gezeigt werden.

                    Violetta Stoyanov

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Darum ist sie zufrieden mit dem Auftritt und wartet, was nun kommt. Versauern wird die Studentin auf Lehramt nicht, die sich kultiviert ausdrückt und auch bei Gesprächen gern tiefgründiger wird als nur über Oberflächliches zu reden.

Aber dennoch fühlt sie sich in ihrem Freundeskreis gut aufgehoben. Und so rutscht ihr denn auch mal - gerade von einem Top-Event der internationalen Modewelt zurück - bei der Bestellung im „Sägewerk“ im reinsten Latdorfisch heraus: „Ich nähme ne Appelschorle.“ Auch das ist und soll Normalität blieben. (mz)