Firmenbesuch Ministerpräsident sagt Zuckerfabrik in Könnern Hilfe zu
Reiner Haseloff erfährt bei Pfeifer & Langen, wie Rübenschnitzel helfen können, auf Braunkohle zu verzichten.

Könnern/MZ - Kurz vor 14 Uhr fuhren am frühen Montagnachmittag zwei schwarze Limousinen auf dem Parkplatz der Zuckerfabrik Pfeifer & Langen in Könnern vor. Aus einen der beiden Wagen stieg Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). „Der Termin stand schon lange in meinem Kalender, musste aber wegen Corona immer wieder verschoben werden. Jetzt hat es endlich geklappt“, so der Ministerpräsident kurz nach seiner Ankunft.
Auf dem etwa 45-minütigen Rundgang durch das Werk stellten der Geschäftsführer der Pfeifer & Langen GmbH, Michael Schaupp, und Standortleiter Tino Kitzmann dem Landesvater im Schnelldurchlauf die verschiedenen Etappen von der Aussaat der Rübe bis zur Erzeugung des fertigen Endprodukts, dem Zucker, vor. Für den hohen Besuch hatte die Geschäftsführung auch Technik auffahren lassen, wie Rübenroder (Ernte), Rübenmaus (transportiert die Rübe vom Feld auf den Lkw) und eine Hackmaschine zur mechanischen und chemischen Unkrautbekämpfung. In der Fabrik besuchte Reiner Haseloff die Verpackungsabteilung sowie das Zuckerhaus.
Sorgen angesprochen
Während der einzelnen Stationen wurden bereits Sorgen und Nöte klar angesprochen, aber auch schon teilweise Lösungsansätze aufgezeigt. Die anhaltende Trockenheit schlägt sich nun schon seit fünf Jahren negativ auf die Erträge nieder. Die Forderung der EU nach dem Anbau von Zwischenfrüchten vor der Zuckerrübe ist aus Sicht von Björn Küstermann kontraproduktiv.
„Die Rübe lebt von dem Wasser, was im Winter noch relativ regelmäßig kommt. Werden Zwischenfrüchte davor angebaut, entziehen diese dem Boden das Wasser. Die Rübe steht dann auf dem Trockenen“, wies der Vorsitzende des Zuckerrübenanbauerverbands Könnern auf ein erhebliches Problem hin.
Aber vor allem die seit der Invasion Russlands in die Ukraine in die Höhe schnellenden Energiepreise beunruhigen die Zuckerhersteller. Zuckerrübenfabriken nutzen in aller Regel die Kraft-Wärme-Kopplung bei der Verarbeitung der Rübe, für die jedoch bisher ausschließlich fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdgas oder Heizöl eingesetzt worden sind.
„Die aktuellen Entwicklungen auf dem Energiemarkt beschleunigen die Transformationen des Werkes in Könnern erheblich. In naher Zukunft soll keine Braunkohle mehr genutzt werden. Wir arbeiten in der Unternehmensgruppe intensiv an Wegen, unseren Energiebedarf durch alternative Energieträger zu decken“, erklärte Michael Schaupp. Im Rahmen der nachhaltigen Zuckerherstellung wäre die Verwertung von Rübenschnitzeln eine Möglichkeit, um auf Braunkohle verzichten zu können.
„Unsere Ingenieure arbeiten derzeit intensiv an der Umsetzung der dafür notwendigen Projekte und Tests“, erläuterte Tino Kitzmann. Die energetische Nutzung der Rübenschnitzel könne auch zur Energiesicherheit von Sachsen-Anhalt beitragen, so Kitzmann weiter.
Bremsklotz Gesetzgebung
Die aktuelle Gesetzgebung in der EU sei derzeit jedoch ein Bremsklotz. Trotzdem stellte Reiner Haseloff Unterstützung im Rahmen seiner Möglichkeiten in Aussicht. „Wir haben uns zum Ausstieg aus der Braunkohle verpflichtet, weil wir nur so dem Klimawandel Einhalt gebieten können.
Die gegenwärtige Krise zeigt, wie wichtig eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung ist. Ich begrüße das Vorhaben ausdrücklich, die Rübenschnitzel für eine nachhaltige Energiegewinnung zu nutzen und werde das Unternehmen auf diesem Weg unterstützen“, meinte der Ministerpräsident.