Maßregelvollzug in Bernburg Maßregelvollzug in Bernburg: Zwei Ausbrecher stellen sich

Bernburg/MZ - Von den vier aus dem Maßregelvollzug Bernburg entflohenen Straftätern haben sich zwei in der Nacht im Polizeirevier Dessau-Roßlau gestellt. Der 28-Jährige und der 34-Jährige ließen sich, nach Angaben der Polizei widerstandslos, festnehmen und wurden wieder nach Bernburg gebracht. Beide werden derzeit zur den Aufenthaltsorten der anderen Flüchtigen befragt. Nähere Angaben kann die Polizei jedoch noch nicht machen, um die Suche nach den verbliebenen Häftlingen nicht zu gefährden.
Nach dem erneuten Ausbruch von vier Straftätern aus dem Maßregelvollzug in Bernburg (Salzlandkreis) hat das zuständige Landessozialministerium eine Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen angekündigt. Denn die Suchtkranken waren am Samstagabend nicht nur einfach geflohen, sondern filmreif ausgebrochen. Die Männer im Alter von 22, 27, 28 und 34 Jahren stemmten und traten die Sicherheitstüren ihrer Zimmer auf.
Viele offene Fragen
Bemerkt wurde der Ausbruch erst, als Klinikpersonal auf dem Gelände die davonrennenden Männer entdeckte. Warum es nicht gelang, die Straftäter noch vor Ort zu stellen, ist eine der offenen Fragen, die jetzt geklärt werden müssen. Trotz sofort eingeleiteter bundesweiter Fahndung durch die Polizei fehlte bis Sonntagabend jede Spur von dem Quartett, das von Gerichten in Halle, Bitterfeld-Wolfen, Dessau-Roßlau und Halberstadt wegen Raubes, gefährlicher Körperverletzung, Diebstahls oder Betruges verurteilt worden war.
„Die vier Männer befanden sich auf einer speziellen Station, da sie vom ärztlichen Team als nicht ausreichend therapiewillig eingestuft worden waren. Eine Rückführung in den normalen Strafvollzug war in allen vier Fällen bei den jeweiligen Gerichten beantragt und in einem Fall bereits genehmigt“, erklärte Ministeriumssprecher Holger Paech. Er sagte, dass dieser Fall „eine neue Qualität“ der Vorkommnisse im Maßregelvollzug habe.
Zuletzt hatten Patienten meist Parkfreigänge genutzt, um sich aus der Suchtklinik zu verabschieden. So auch im Sommer des Vorjahres. Ein 49-jähriger Sexualverbrecher war neun Tage nach seinem Verschwinden in Österreich festgenommen worden, nachdem er dort beinahe erneut eine Frau vergewaltigt hätte. Nur zwei Wochen später sprang ein wegen räuberischer Erpressung verurteilter 41-Jähriger über die Mauer - und blieb sechs Monate verschwunden. Erst vor wenigen Tagen überwältigte ihn ein Sondereinsatzkommando der Polizei in seiner Heimatstadt Iserlohn (Nordrhein-Westfalen).
Immer wieder Ausbrüche
Dass die Kette von Ausbrüchen in Bernburg nicht abreißt, daran hat auch die Einstellung eines ausschließlich für den Maßregelvollzug Verantwortlichen im Herbst 2013 nichts geändert. Der neue Einrichtungsleiter Klaus Thiel kündigte laut Paech eine zeitnahe detaillierte Aufklärung zu den Umständen der Flucht an. Denn bislang ist unter anderem unklar, wie die Männer unbemerkt die Türen ihrer Zimmer aufhebeln konnten.
Im Bernburger Maßregelvollzug, der von der landeseigenen Salus gGmbH betrieben wird, kümmern sich derzeit 220 Beschäftigte um knapp 200 Patienten, die Straftaten unter massivem Einfluss von Alkohol oder Drogen verübt haben. Im Jahr 2011 hatten 29 von ihnen einen Fluchtversuch unternommen, 2012 waren es sieben, im Vorjahr zwei.