Fernwärme Kustrenaer Straße in Bernburg: Stadtwerke erweitern Fernwärme-Netz

Bernburg - Der Abriss von Plattenbauten im Süden Bernburgs in den vergangenen Jahren hat die Auslastung des Fernwärmenetzes schrumpfen lassen. Versorgten die Stadtwerke in der Nachwendezeit noch 7.500 Wohnungen auf diese Weise, sind es mittlerweile 6.000, sagt Detlef Schneider, Abteilungsleiter für Energiebeschaffung und -erzeugung. „
Wir schauen uns deshalb nach Alternativen um.“ Eine solche wurde mit der Diakonie gefunden. Mit einer neuen Fernwärmeleitung in der Kustrenaer Straße soll das gesamte Areal der Kanzler von Pfau’schen Stiftung angeschlossen werden.
Stadt, Stadtwerke und Wasserverband bauen gemeinsam
Die Stadtwerke hängen sich an das städtische Vorhaben dran, den westlichen Gehweg der Kustrenaer Straße zu erneuern. Das macht das Bauen für alle Beteiligten günstiger. Der Wasserzweckverband Saale-Fuhne-Ziethe hat sich ebenso eingeklinkt, lässt nahezu alle Abwasser- und ein paar Trinkwasserhausanschlüsse erneuern. Zudem setzen die Stadtwerke eine LED-Straßenbeleuchtung.
Die neue Fernwärmeleitung hat einen Durchmesser von zehn Zentimetern, die Isolierung ringsherum macht sie doppelt so dick. Verlegt werden zwei Stränge parallel. Eine, in der das heiße Wasser zum Kunden fließt, eine, in der das abgekühlte Wasser zurückfließt.
1.000 Kubikmeter Wasser im Kreislauf
Rund 1.000 Kubikmeter Wasser enthält das Kreislaufsystem, 400 Kubikmeter davon werden im Speicher in Friedenshall gelagert. „Dort wird es in der Regel mit einer Temperatur von 95 Grad Celsius eingespeist, in harten Wintern könnte es sogar bis zu 130 Grad heiß sein“, sagt Schneider.
Die Wärme sei ein Nebenprodukt der Stromerzeugung des dortigen Blockheizkraftwerkes, der Wirkungsgrad mit 86 bis 88 Prozent relativ hoch. Der Wärmeverlust auf dem Weg von Friedenshall bis zur Kundenheizung sei aufgrund der hervorragend isolierenden Kunststoffmantelrohre marginal, betrage nur ein bis zwei Grad.
Stadtwerke betreiben drei Fernwärmenetze
Insgesamt betreibt der kommunale Energieversorger im Stadtgebiet drei voneinander unabhängige Fernwärmenetze: jenes in der Bergstadt, das zu DDR-Zeiten noch von den Heizwerken des Salzwerkes und der Gebäudewirtschaft gespeist wurde; jenes in den 1970er Jahren in der Talstadt aufgebaute, das bis heute vom Sodawerk versorgt wird.
Und schließlich jenes in Strenzfeld, das ebenfalls an ein Stadtwerke-Blockheizkraftwerk angeschlossen ist. „Die alten Rohre wurden überall schrittweise erneuert, da sind wir fast fertig damit“, sagt Schneider.
Auch Besitzer von Eigenheimen in Bernburg-Südwest sind Kunden
Neben Einkaufszentren, Krankenhäusern und Firmen zählen Kitas und Schulen zu den Hauptabnehmern. Doch selbst Eigenheim-Besitzer wie jetzt in Südwest sind Kunden. Fernwärmeleitungen, die früher Plattenbauten versorgten, liegen dort nach wie vor in der Erde. „Ich war zugegeben skeptisch, weil wir 40 Bauherren als Ansprechpartner haben“, sagt Schneider.
Doch alles funktioniere reibungslos. Im ersten Bauabschnitt hätten sich alle Grundstückseigentümer für die Fernwärme entschieden, weil gegenüber einer Wärmepumpe keine große Erstinvestition nötig ist. Ein weiterer Vorteil: „Die Fernwärme erfüllt die verschärften Vorgaben der Energieeinsparverordnung für Neubauten“, sagt der 65-Jährige.
Auch Häuser an der Kustrenaer Straße wurden angeschlossen
Im Zuge des Leitungsbaus, der im Vorjahr zwischen Bruno-Hinz- und Christianstraße seinen Anfang nahm und nun fortgesetzt wird, haben auch zwölf Hausbesitzer an der Kustrenaer Straße einen Versorgungsvertrag geschlossen. Rund 1.500 Euro kostet sie der Anschluss, der Verbrauchspreis ist laut Schneider ungefähr auf gleichem Niveau wie Erdgas.
„Dafür fallen im Gegensatz zur eigenen Brennwerttherme später keine Wartungs- und Reparaturkosten an“, erklärt der Abteilungsleiter. Fünf weitere Hausbesitzer hätten sich den Anschluss bereits in den Keller legen lassen, um sich die Fernwärme-Option offen zu halten.
Inzwischen ist der Leitungsbau bis zur Stiftstraße abgeschlossen, läuft seit dieser Woche die Gehweg-Neupflasterung. Im nächsten Teilstück bis zur Schäferstraße werden die Rohre momentan verlegt.
Auch wenn ein Sturzregen kurz vor dem Rosenfest Ende Mai die Gräben und sogar einige Keller flutete, dadurch die Arbeiten zurückwarf, „liegen wir gut im Zeitplan“, sagt Schneider. Vor Wintereinbruch sollen die Arbeiten in der Kustrenaer Straße, die deshalb als Einbahnstraße deklariert ist, abgeschlossen sein. (mz)