Keßlerturm Keßlerturm: Rätsel um den 100-Jährigen

bernburg/MZ - Die Wahrheit wird wohl ein ewiges Geheimnis bleiben. Die einen reden von 79, andere von 88 und manch einer sogar von 94 Stufen, die sich im Inneren des Bernburger Keßlerturms verbergen. Die Antwort bleibt das 26 Meter hohe Wahrzeichen, das über der Talstadt thront, allerdings schuldig. Auch 100 Jahre nach seiner Erbauung rätseln die Besucher noch immer, ab welcher Stelle gezählt wird. So ging es wohl auch schon den allerersten Gästen, die am Mittwoch auf den Tag genau vor einem Jahrhundert um 11.30 Uhr bei der Turmeinweihung die Treppe bezwungen haben. Um anschließend mit einem Blick bis zum Brocken belohnt zu werden.
„Eine Festveranstaltung zum Jubiläum haben wir zwar nicht geplant“, sagt Diana Amey von der Lebenshilfe Bernburg. Dafür hat das Unternehmen, das Menschen mit Behinderungen beschäftigt und seit knapp sechs Jahren den Turm für Besucher öffnet, eine Sonderausstellung zusammengestellt. In Zusammenarbeit mit der Bernburger Freizeit GmbH als Verpächter und dem Museum Schloss Bernburg. Zum Tag der offenen Tür am Sonnabend, 19. Oktober, können sich die Besucher ab 13 Uhr erstmals die Schau ansehen. Auf fünf Schautafeln wird nicht nur die Geschichte des Turms erzählt, sondern auch über die des umliegenden Naherholungsgebietes.
Beantwortet wird aber auch, wie der Turm zu seinem Namen kam. Nämlich durch Theodor Keßler. Ein erfolgreicher Unternehmer in Bernburg, der Überlieferungen zufolge leidenschaftlich gern durch das Krumbholz spazierte. Im Alter von 71 Jahren klopfte der gut betuchte Kommerzienrat an die Tür in der Stadtverwaltung und versprach, die Kosten für einen Aussichtsturm zu übernehmen. Gesagt, getan.
Wie viele tausende Besucher inzwischen die Treppe des Bruchsteinbaus bis ganz hinauf bezwungen haben? „Das ist schwer zu sagen“, gibt Diana Amey zu. Allein im vergangenen Jahr waren es rund 2 200. Nicht selten von weither angereist. Grüße aus Hamburg, Paderborn oder Bonn stehen im Gästebuch geschrieben, das im Erdgeschoss ausliegt.
Darin bedankt sich auch ein Hochzeitspaar, das sich im Juli 2011 wagte, in luftiger Höhe und im feinstem Zwirn Hochzeitsfotos schießen zu lassen. Im Hintergrund das Bernburger Schloss, die Halden des Mansfelder Landes und sogar der Petersberg.
Vielleicht weil die Sicht in alle vier Himmelsrichtungen ungestört möglich ist, reißt der Besucherstrom auch 100 Jahre nach der Einweihung nicht ab, vermutet Amey. Vier Mitarbeiter der Lebenshilfe begrüßen darin abwechselnd die Gäste, führen bei Interesse auch durch das Turminnere und beantworten Fragen. Nur eine einzige bleibt offen: Wie viele Stufen der Turm offiziell hat. „Am besten das finden die Gäste selbst heraus“, sagt Diana Amey. Noch bis Ende Oktober ist Gelegenheit dazu.
Auch am Sonntag, 20. Oktober, ist ein Tag der offenen Tür geplant. Zudem kann die Aussichtsplattform vor der Winterpause noch jeden Sonnabend und Sonntag im Oktober jeweils von 13 bis 17 Uhr bestiegen werden.