1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. In Brief an Kreistag wird «Schulfabrik» kritisiert

In Brief an Kreistag wird «Schulfabrik» kritisiert

Von Carsten Steinborn 05.09.2008, 17:31

Bernburg/MZ. - Vor allem befürchten die Verfasser des Briefes den Verlust des Wettbewerbs unter den Sekundarschulen mit unterschiedlichen Schulkonzepten. Annett Riekenberg, eine der Unterzeichnerinnen blickt dabei nach Aschersleben, wo es auch künftig vier Sekundarschulen geben soll. "In Aschersleben setzt man auf Qualität durch eine Vielzahl der Angebote", sagt die junge Frau, die selbst als Pädagogin arbeitet.

Dass es künftig in Bernburg keine Wahlmöglichkeiten mehr geben soll, hält sie für einen Fehler. Zumal als Alternativen höchstens die Sekundarschulen in freier Trägerschaft in Güsten und Nienburg zur Verfügung stehen, für die Schulgeld gezahlt werden muss. Damit würde vor allem sozialschwachen Familien jede Wahlmöglichkeit des Bildungsangebotes genommen.

Die Unterzeichner des Schreibens befürchten, dass hauptsächlich für neue Schulen Geld ausgegeben wird, während an anderen Schulen an allen Ecke und Enden das Geld fehlt. Sie sprechen sich dafür aus, in Bernburg drei eigenständige Sekundarschulen zu erhalten. Die bestehenden Standorte könnten saniert und profiliert werden. Dann könne man wirklich die Leistungsfähigkeit der Schulkonzepte vergleichen. Dabei wird an die Zusammenlegung der drei Gymnasien erinnert. "Die aus Sicht vieler Eltern negativen Erfahrungen nach dem Zusammenschluss der Bernburger Gymnasien werden nicht berücksichtigt", heißt es in dem genannten Schreiben.

Problematisch ist für Kristin Schauer auch der Standort des Campus in der Innenstadt. Es gebe zu wenige Freiflächen für die Schüler und auch für Sportflächen sei in der Nähe der Schule kein Platz. Das in der Koalitionsvereinbarung von CDU und SPD vereinbarte Konzept "Bewegte Schule" könne so nicht zum Tragen kommen. Damit werde vom Land ein Schulprojekt gefördert, das den Intentionen der Landesregierung nicht entspreche.

Ein weiteres Problem ist der Wechsel der Schüler zwischen den Gebäuden. So müssten sich die Schüler über private und kommunale Flächen bewegen, um von einem Gebäude ins andere zu gelangen. Eine Aufsicht lasse sich damit nicht gewährleisten. Kritisch seien auch die Schülerströme innerhalb der Stadt und von außerhalb zu sehen. "Für viele Schüler wird der Weg künftig länger werden", sagt Riekenberg.

Der Hauptvorwurf findet sich am Ende des Schreibens. "Der Umstand, dass die uns bekannten Befürworter des Projektes entweder bauliche, berufliche oder unternehmerische Interessen vertreten, verstärkt unser ungutes Gefühl, dass wieder mal Kinder für andere Interessen hintenanstehen müssen", heißt es da.

Aber auch von den Anwohnern aus dem Bereich der Bernburger Käthe-Kollwitz-Straße kommt Kritik. "Da wird uns ein Klotz vor die Tür gesetzt", sagt Ines Heller. Bereits vor längerer Zeit habe es eine Zusammenkunft von Anwohnern mit dem Bernburger Baudezernenten gegeben. "Da war niemand begeistert", sagt Frau Heller. Aber weil damals vieles noch nicht spruchreif war, kam konkrete Kritik nicht auf. "Seither haben wir von der Stadt nichts mehr gehört", ist Kristin Schauer verärgert.

Angst, dass bei einer riesigen Förderung des Campus-Projektes kein Geld übrig bleibt für kleinere Schulen, hat man in Plötzkau. Dort braucht man 250 000 Euro, um das Nötigste zu sanieren. "Es muss auch noch Geld für die kleinen Dorfschulen geben", sagt Bürgermeister Peter Rosenhagen. "Wir wollen mit unserem Konzept der Umweltschule die Atmosphäre im Ort erhalten", sagt auch Schulleiterin Elke Heller, die befürchtet, dass ihre Schule neben dem Camus untergeht.