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Hochwasser in Könnern Hochwasser in Könnern: Wasser auf Straße in Nelben

Von andreas braun 06.06.2013, 19:14
Die Georgsburg ist jetzt eine Wasserburg. Die Saale rückte über Nacht an die Ausflugsgaststätte heran.
Die Georgsburg ist jetzt eine Wasserburg. Die Saale rückte über Nacht an die Ausflugsgaststätte heran. Engelbert Pülicher Lizenz

Brucke/Nelben/mukrena/MZ - Der Könneraner Ortsteil Mukrena ist menschenleer. Die Einwohner mussten in der Nacht zum Mittwoch den Ort verlassen, wurden in Notunterkünften der Umgebung und bei Bekannten und Verwandten untergebracht.

Das weit auseinander gezogene Stadtgebiet ist hart vom Hochwasser betroffen. Der Ortsteil Brucke am gegenüberliegende Saaleufer von Rothenburg droht, abgeschnitten zu werden. Am Mittwochmittag floss das Wasser der Saale hinter der Brücke bei Nelben langsam über die Ortszufahrt. Wenn hier gesperrt werden muss, ist die wichtigste Verbindung zur Außenwelt dicht. Denn die Straße nach Alsleben ist bereits zu. In Brucke mussten die Häuser an der Fähre aufgegeben werden. Da steht das Wasser im Untergeschoss. Insgesamt mussten in Brucke und Mukrena 182 Menschen ihre Häuser verlassen.

„Wir können nur zusehen“, sagt Heike Abresche. Bis kurz vor ihrem Haus steht das Wasser. Im Keller ist es eingedrungen. Der Garten auf der anderen Straßenseite ist bereits überflutet. Hier waren ein Fischteich und ein Pool. Beides ist nicht zu sehen. Die Fische schwimmen irgendwo im braunen Saalewasser. Seit 1988 ist das Haus in Besitz der Familie. Einige Hochwasser haben Abresches schon hinter sich. Aber so nahe war das Haus noch nie am Fluss wie jetzt. „Wir wissen ja nicht mal, wann das zu Ende ist“, sagt Heike Abresche.

Ihre Tochter Sarah verliert dennoch nicht den Mut. Sie plant, noch etwas einzukaufen, um abends für die Feuerwehrleute zu grillen. „Wir sind dankbar für die Hilfe. Es beruhigt, dass wer da ist. Das macht Mut“, sagen die beiden Frauen. Zum Mittag bekommen die Wehrleute aus Zickeritz und Strenznaundorf Essen. Aber der Tag ist länger. Kaffee und Kuchen und auch eine Schnitte wurden schon gereicht, seit die Wehrleute vor Ort sind.

Arne Pietschker, Einsatzleiter der Ortswehr Zickeritz, und Sven Löschinger, sein Kollege der Strenznaundorfer Ortswehr, wissen das zu schätzen. Anders, als die Schaulustigen, die am Dienstag trotz Absperrung bis zum Hochwasser vorfuhren. „Das geht gar nicht. Wer helfen will, kann gern kommen, aber nur gaffen und Fotos machen, das behindert uns arg“, sagt Arne Pietschker. „Die sind hergekommen mit den Autos, haben hier gewendet, obwohl sie gesehen haben, dass die Feuerwehrleute voll im Einsatz waren“, sagt Anke Pietschker. „Es stand ja auch noch ein Feuerwehrauto hier. Das haben die total ignoriert“, schimpft auch Heike Abresche.

Hilfe ist derzeit freilich nicht angesagt. Erst, wenn die Wassermassen zurückgehen, wird mehr denn je davon gebraucht. „Wenn das Wasser weg ist, kommt einen Menge Arbeit auf uns zu. Da müssen die Sandsäcke weggeräumt werden. Sie aufzuschichten, ist kein Problem. Sie wegzuräumen schon. Dann sind sie doppelt so schwer, verschmutzt und Aufräumen zählt auch nicht mehr zur Katastrophe. Die Hilfsbereitschaft sinkt dann enorm schnell“, appelliert Arne Pietschker an die Leute, die wirklich auch nach dem Hochwasser helfen wollen.

Doch bis es soweit ist, muss erst einmal der Wasserstand fallen. „Wenn in Halle der Höchststand erreicht ist, dauert es etwa vier Stunden, bis es sich hier auswirkt“, so Arne Pietschker. Doch ehe das Wasser weg ist, dauert es noch eine Weile länger.

Die Auswirkungen der Überflutung spürte auch Ethan Darius. Der Schüler wartete am Mittwoch vergebens auf den Schulbus. „Der kam nicht durch“, sagt er und blieb zu Hause. Einen Blick auf die Saale bei der Georgsburg wagten am Mittwoch Diana Alpes mit ihrer Tochter Chisell „Es ist nicht zu fassen“, schüttelte die Frau aus Nauendorf bei Löbejün den Kopf. Als sie einen Tag zuvor an der gleichen Stelle auf der Brücke bei Nelben stand, sagt sie, war vor der Georgsburg noch alles frei. Nun steht das Gebäude nahezu mitten im Fluss.

„Meine Tochter will unbedingt Sandsäcke füllen und den Menschen helfen. Ich sage ihr, wir werden anders helfen. Mit Sachen, die später gebraucht werden“, sagt die Nauendorferin. Allerdings hat sie Sorge. „Mein Mann arbeitet in Heiligenthal. Er muss über die Brücke Nelben und wenn ich sehe, wie das Wasser die Straße überflutet, weiß ich nicht, wie er zurückkommt“.

Die Straße hinter der Brücke Nelben wird langsam überflutet. Es wurden Sperren errichtet.
Die Straße hinter der Brücke Nelben wird langsam überflutet. Es wurden Sperren errichtet.
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Heike Abresche und Nachbarsjunge Ethan Darius im Garten.
Heike Abresche und Nachbarsjunge Ethan Darius im Garten.
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