Hochwasser Hochwasser: Angler retten Fische aus Wasserlöchern

aderstedt/bernburg/MZ - Es ist kein Vergnügen, wenn Uwe Christmann mit einem Motorboot auf überschwemmten Wiesen fährt. Seit vergangenem Samstag ist Christmann mit zehn weiteren Männern unterwegs auf den vom Saalehochwasser gefluteten Senken. „Wir retten Leben“, stellte Christmann kurz und knapp fest. Christmann und seine Helfer sind Angler, die während ihrer Wiesen-Bootsfahrten Fische einsammeln, denen der Rückweg in die Saale inzwischen versperrt ist. Durch das „Elektrofischen“ können die Angler in relativ kurzer Zeit viele Fische mit ihren Keschern in Sicherheit bringen.
„Das Hochwasser ist inzwischen stark zurückgegangen, die Saale fließt bereits wieder in ihrem Bett“, erklärt der Inhaber eines Fischerei- und Feinkostbetriebes in Bebitz. Der schnelle Saale-Rückgang hat an vielen Stellen große Wasserlöcher hinterlassen, in denen sich noch Hunderte von Fischen befinden.
„In der Regel merken die Fische schnell, wenn sich das Wasser wieder zurückzieht. Viele schaffen es, zurück in den Fluss zu gelangen“, ergänzte Mario Schulze, Fischereibeauftragter des Salzlandkreises. Aber es schaffen eben nicht alle. Diese Tiere bleiben in den Wasserlöchern zurück. Je wärmer es wird, desto größer ist die Gefahr, dass die Fische verenden. „Die Sonne trocknet die Wasserlöcher einerseits aus. Durch die Wärme sinkt außerdem der Sauerstoffgehalt des Wassers. Die Fische werden auf immer enger werdendem Raum zusammengedrängt, dadurch steigt der Sauerstoffverbrauch immer weiter an“, erklärte Schulze. Am Ende gibt es ein großes Fischsterben auf den Äckern und Wiesen.
Fische werden durch Stromstoß betäubt
Um möglichst viele Fische zu retten, sind die Angler in den nächsten Tagen unterwegs auf den ihnen bekannten Wasserlöchern. „Da die Zeit drängt, können wir nicht einfach im Kreisgebiet herumfahren und gucken, wo ein solches Wasserloch ist“, sagte Christmann. „Wir sind da auf die Mithilfe der Leute angewiesen, die uns darüber informieren, wo sich ein Wasserloch befinden, in dem sich Fische aufhalten.“
Ein solches Wasserloch steht beispielsweise zwischen Aderstedt und der Saalebrücke bei Gröna. Hier hatte das Team am Samstagvormittag das Motorboot zu Wasser gelassen. „Der Kescher fungiert als Anode, das Boot ist die Kathode“, erklärte Christmann. Wenn der Strom anliegt, dann werden Fische, die sich in einem Radius von zehn Metern um das Boot herum befinden, betäubt. „Die kommen dann hoch und wir können sie mit unseren Keschern einfangen“, sagte Schulze. Die Fische werden dann in einen Bottich mit Frischwasser und Sauerstoffzufuhr getan und später in Angelgewässern des Deutschen Anglerverband freigesetzt.
Nachdem die Wiese bei Aderstedt „abgegrast“ ist, machen sich die Angler auf den Weg zur Strenge. Danach werden sie nach Bernburg gerufen - an der Flutbrücke steht noch eine große Wasserfläche, in der zahlreiche Fische vermutet werden. Nachdem das Boot vom Anhänger ins Wasser gelassen wurde, geht es los. Es dauert nicht lange, dann liegt ein großer Karpfen im Kescher. Das spornt an.
Informationen über fischbesetzte Wasserlöcher an: Mario Schulze, Tel: 0160/90 60 71 80, Uwe Christmann, Tel: 0178/8 10 09 61, Umweltamt, Tel: 03471/68 40.
