1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Hilfseinsatz: Hilfseinsatz: Keine Angst, aber viel Respekt

Hilfseinsatz Hilfseinsatz: Keine Angst, aber viel Respekt

17.12.2013, 19:49
Steffi Reiche hat ihre Sachen gepackt. Heute fliegt sie auf die Philippinen, um den Menschen im Katastrophengebiet zu helfen.
Steffi Reiche hat ihre Sachen gepackt. Heute fliegt sie auf die Philippinen, um den Menschen im Katastrophengebiet zu helfen. engelbert pülicher Lizenz

bernburg/MZ - Steffi Reiche, die Pflegedienstleiterin des Arbeiter- Samariter-Bundes in Bernburg, wird am Mittwoch auf die Philippinen fliegen, um 14 Tage lang in einem zehnköpfigen Schnelleinsatzteam den Menschen zu helfen, die nach der Taifunkatastrophe noch immer nicht umfassend versorgt werden. Über den Hilfseinsatz sprach mit der 40-Jährigen MZ-Redakteur Detlef Valtink.

Genau über die Feiertage in ein Krisengebiet! Was sagt die Familie dazu?

Steffi Reiche: Alle standen von Anfang an hinter der Sache und haben mich immer unterstützt. Aber man kann sich nun einmal den Zeitpunkt einer Katastrophe nicht aussuchen. Natürlich machen sich alle ihre Sorgen und Gedanken, denn solch ein Einsatz ist immer eine schwierige Sache und bringt Gefahren mit sich.

Sehen das Freunde und Kollegen genau so?

Steffi Reiche: Der Zuspruch und die Einsicht sind da. Viele finden es sogar cool. Im Kreis der Familie und der engsten Freunde wird es auch eine kleine Abschiedsparty geben. Doch ohne den Rückenhalt aller wäre solch ein Einsatz nicht realisierbar.

Kennen Sie schon die Mitglieder ihres Teams?

Steffi Reiche: Mit der Zeit hat man sich kennengelernt - bei den Übungen für den Ernstfall, auf Seminaren, bei den Trainingsstunden oder beim Durchexerzieren der Szenarien. Mittlerweile ist das Team aufeinander eingespielt - jeder kennt seine Aufgabe, weiß wo er was zu tun hat. Wir vom ASB sehen das Leid nicht nur in der Region, sondern auf der ganzen Welt und wollen uns solidarisch zeigen.

Sie fühlen sich also ausreichend vorbereitet?

Steffi Reiche: Seit über zwei Jahren werden wir für solche Einsätze geschult. Insgesamt waren es fünf Vorbereitungslehrgänge, immer an Wochenenden, und ein Outdoor-Training. Und am 6. Dezember habe ich auch die letzte Schutzimpfung hinter mich gebracht. Damit sollte ich gewappnet sein. Zudem habe ich in meiner über 20-jährigen Arbeit als Krankenschwester sehr viel gelernt.

Was werden Sie vor Ort vorfinden?

Steffi Reiche: Einerseits eine extreme Hitze und andererseits viel Leid, welches wir lindern wollen. Da wird es Trauma-Versorgungen und Knochenbrüche geben und muss die Nachsorge von kleinen Operationen erledigt werden. Ansonsten wollen wir eine breitgefächerte Basisversorgung anbieten - für Durchfallerkrankungen bis Wundversorgung. Dazu gehören dann auch Verbandswechsel, Impfungen, Behandlungen von Hauterkrankungen oder Infektionen.

Und wie sieht es in Ihrer Gefühlswelt aus?

Steffi Reiche: Je näher der Tag kommt, umso aufgeregter wird man. Ich habe keine Angst vor dem, was ich vorfinden werde - aber sehr viel Respekt. Und ich fühle mich sehr wohl bei dem Gedanken, mal anders helfen zu können als sonst im Alltag. So richtig ohne Bürokratie und Unannehmlichkeiten, dafür im Kontakt mit Menschen einer anderen Kultur. Die eine andere Einstellung zum Leben und zum Lebensstandard haben als wir.

Ist darin auch Ihre Motivation zu suchen, sich solcher Verantwortung zu stellen?

Steffi Reiche: Helfen zu können, sich auch mal aus der Normalität herausreißen zu lassen und sich in einer Sache selbst verwirklichen - so würde ich meinen Antrieb umschreiben.

Sie haben also vor nichts Angst?

Steffi Reiche: Vor der Tätigkeit beim Einsatz nicht, aber vor Spinnen. Da sollte mir bitte nicht ein einziges Exemplar über den Weg laufen. Damit hätte ich wirklich Probleme.

Und wenn es doch zu Selbstzweifeln, Befürchtungen und Problemen kommt?

Steffi Reiche: Jeden Abend wird es eine Sitzung geben, in der wir über alles reden, damit niemand irgendetwas in sich hineinfrisst. Alles soll und muss offen verarbeitet werden. Vor dem Einsatz gibt es Gespräche und nach dem Einsatz durch das Kriseninterventionsteam in München, die uns während des Einsatzes auch begleiten.