Hilfe für Drogensüchtige Hilfe für Drogensüchtige in Bernburg: Streetworker beginnt ab 1. November 2018 mit seiner Arbeit

Bernburg - Dorthin gehen, wo sich die Drogenabhängigen in Bernburg treffen. Das wird eine der Hauptaufgaben des neuen Streetworkers sein, der ab 1. November bei der Suchtkrankenhilfe Bethanien seine Arbeit aufnimmt.
Noch ist er nicht da, aber es soll sich um einen jungen Mann handeln, der seinen Master-Abschluss in Sozialer Arbeit gemacht hat und aus dem Raum Anhalt kommt. Er spreche also die Sprache der Betroffenen, betont Joachim Stopp, Geschäftsbereichsleiter bei Bethanien, in einem Pressegespräch.
Gerd Klinz hatte sich für Suchtberatung eingesetzt
Dass es überhaupt wieder einen Streetworker in Bernburg gibt, ist wesentlich auf das Engagement von Stadtrat Gerd Klinz (FDP) zurückzuführen. Denn nachdem sich zuerst das Land Sachsen-Anhalt und dann der Salzlandkreis aus der Förderung für die Drogenanlaufstelle „Ufer“ beim Verein Rückenwind zurückgezogen hatte, reichte zunächst das Geld nicht mehr für zwei Mitarbeiter, darunter auch einer, der die Süchtigen vor Ort aufsuchte, und schließlich musste die Anlaufstelle vor drei Jahren ganz schließen.
Klinz hatte mit einer Benefiz-Aktion einen kleinen finanziellen Grundstein für einen Neu-Start gelegt. Künftig werden ein anonymer Spender und die Stadt die Stelle finanzieren.
Drogenberatung soll Büro Raum am Altstädter Kirchhof bekommen
„Wir wollen das Geld so effektiv wie möglich einsetzen“, betont Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos). Und weil es beim Diakonischen Werk Bethanien am Altstädter Kirchhof in Bernburg bereits sei Jahren eine Drogenberatung gibt, habe die Stadt die Stelle hier angedockt. „Hier sind Leute am Werk, die wissen, was sie tun“, ist er überzeugt.
Während allerdings die beiden Mitarbeiter dort bisher für den ganzen Landkreis zuständig waren, wird sich der Streetworker, der auch einen Dienstraum im städtischen Sozialzentrum an der Auguststraße bekommen soll, ausschließlich auf Bernburg und seine Ortsteile konzentrieren.
Streetworker soll den Drogenabhängigen Alltagshilfe bieten
Er soll aber nicht nur zu den Treffpunkten der Drogenabhängigen gehen und ihr Vertrauen gewinnen, sondern - ähnlich wie bei Rückenwind zuvor - ihnen ganz alltägliche Hilfe anbieten. Etwa, wo sie ihre Wäsche waschen können, oder ihnen auch einfach beim Einkaufen helfen. Und letztlich sollen sie natürlich auch die Drogenberatung in Anspruch nehmen.
Dabei werde man aber niemanden zu etwas zwingen, betont Joachim Stopp. Wenn jemand weiter konsumiert und nicht aufhören will, werde man das akzeptieren.
Anders als zuvor bei Rückenwind, sollen nicht nur Abhängige unter 27 Jahren betreut werden, sondern auch Ältere Hilfe finden. Denn nach dem jährlichen Bericht der Suchtberatung seien 77 Prozent der Klienten über 27 Jahre alt, sagt Sozialamtsleiterin Margot Hajek-Hoffmann.
Auch Drogensüchtige über 27 Jahre bekommen künftig Hilfe
Nach diesem Bericht wurden im vergangenen Jahr 459 Süchtige und deren Angehörige in der Bernburger Beratungsstelle betreut, davon waren 289 Klienten direkt aus Bernburg. Zu den am meisten konsumierten Drogen gehörten Cannabis (43 Klienten aus dem gesamten Kreis), Opioide (65), Kokain (46 hatten Umgang, davon konsumierten elf ausschließlich Kokain) sowie Crystal Meth (65).
Auch Sozialdezernent Paul Koller weiß durch die Besucher im Sozialzentrum, dass die Abhängigen in den vergangenen Jahren zwar immer jünger wurden. Aber auch, dass die Drogen-Problematik nicht nur Mitt-zwanziger betrifft. „Das ist ein Problem der ganzen Gesellschaft geworden.“
Damit es gar nicht erst so weit kommt, setzen die Mitarbeiter der Suchtberatung künftig verstärkt auf Prävention. Das müsse schon bei Elf-, Zwölfjährigen anfangen, weiß Oberbürgermeister Schütze nach einem Gespräch bei das Salus, die Suchtkranke Straftäter betreuen. Das heißt, der Streetworker werde künftig auch verstärkt in die Schulen gehen, um die jungen Leute aufzuklären. Er soll aber auch den Kontakt zu anderen freien Trägern suchen, um Synergien zu nutzen.
Die Suchtberatung von Bethanien am Altstädter Kirchhof 10 ist telefonisch unter 03471/35 20 38 zu erreichen. (mz)
