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  7. Havarie bei Solvay Bernburg: Fischsterben in der Saale - Angler betroffen

Gewässerverunreinigung nach Havarie Anglern blutet das Herz nach Fischsterben in der Saale

Im Solvay-Werk Bernburg läuft ammoniakalische Sole aus einer gerissenen Rohrleitung in die Saale. Das sorgt für ein Fischsterben. Wie ein Augenzeuge die Situation erlebt hat und was die Behörden bisher wissen.

Von Torsten Adam Aktualisiert: 16.08.2022, 12:55
Am frühen Freitagmorgen entdeckte Dennis Krieger mit einem anderen Angler unterhalb der Fuhne-Mündung die ersten toten Fische in der Saale. Insgesamt sollen Hunderte auf der Wasseroberfläche getrieben sein.
Am frühen Freitagmorgen entdeckte Dennis Krieger mit einem anderen Angler unterhalb der Fuhne-Mündung die ersten toten Fische in der Saale. Insgesamt sollen Hunderte auf der Wasseroberfläche getrieben sein. Foto: Dennis Krieger

Bernburg/MZ - Während die Ermittler beiderseits der Oder noch immer nach dem Verursacher des massenhaften Fischsterbens fahnden, beschäftigt an der Saale ebenfalls eine Gewässerverseuchung Anwohner, Angler und Behörden. Der Grund ist hier indes bekannt: Das Solvay-Werk Bernburg räumte am Freitag ein, dass aufgrund einer geplatzten Rohrleitung ammoniakhaltige Sole in den Fluss gelangt ist.

In welchem Umfang, das ist unklar. Ebenso offen ist, welche Auswirkungen die Havarie mittelfristig auf die Wasserqualität der Saale hat. Laut Augenzeugenberichten sind mindestens hunderte Fische verendet.

Die Karpfen sind wie wild aus dem Wasser gesprungen.

Dennis Krieger

Als Dennis Krieger am Donnerstagabend mit seinem Angelkumpel 500 Meter unterhalb der Fuhnemündung sein Nachtlager aufschlägt, ahnt er noch nicht, welche Katastrophe am folgenden Morgen sein Anglerherz bluten lässt. „Als wir gegen 7 Uhr aufgewacht sind, fiel uns zunächst eine tote Brasse auf. Wir dachten uns erstmal nichts dabei, weil so etwas ja immer wieder mal vorkommt“, schildert der 32-jährige Augenzeuge der MZ die Eindrücke.

Havarie an der Saale: Angler berichtet von massenhaftem Fischsterben

Fünf Minuten später hätten sie immer mehr tote Fische auf der von einem weißlich-flockigen Belag getrübten Wasseroberfläche gesehen. „Es müssen Hunderte gewesen sein, unter anderem Döbel, Brassen, Barben und ein Wels“, berichtet der Ascherslebener, der nach eigenen Angaben regelmäßig an der Saale fischt und dort jeden Uferstein kenne. Besonders bitter für die Petrijünger war es, den Überlebenskampf vieler Fische mitverfolgen zu müssen. „Die Karpfen sind wie wild aus dem Wasser gesprungen. So etwas habe ich in 20 Jahren noch nicht gesehen“, sagt Dennis Krieger.

Zu diesem Zeitpunkt wissen die beiden Angler noch nicht, was die Ursache des Fischsterbens ist. Sie alarmieren gegen 8 Uhr Kreisumweltamt, Wasserschutzpolizei und Anglerverein, erstatten Strafanzeige gegen Unbekannt. Es habe eine gute Stunde gedauert, dann seien die zuständigen Behörden vor Ort gewesen.

Havarie bei Solvay Bernburg: Polizei ermittelt wegen Gewässerverunreinigung

„Bei der Vorort-Kontrolle stellten unsere Kollegen im Uferbereich der Saale einzelne tote Fische unterschiedlicher Größe fest, darunter Karpfen, Döbel, Rapfen, Aland“, sagt Marianne Bothe, Sprecherin der Kreisverwaltung, am Montag auf MZ-Nachfrage. Nach ihren Angaben hat die Wasserschutzpolizei vier Wasserproben entnommen. „Wir haben sie heute dem Landeskriminalamt übergeben“, sagt Lutz Wendt, Leiter des Reviereinsatzdienstes der Wasserschutzpolizei Sachsen-Anhalt, am Montag.

Die Auswertung könne allerdings ein paar Wochen dauern. Gegen Solvay werde nun auf Grundlage von Paragraf 324 des Strafgesetzbuches wegen Gewässerverunreinigung ermittelt. Darin heißt es: „Wer unbefugt ein Gewässer verunreinigt oder sonst dessen Eigenschaften nachteilig verändert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ Bei Fahrlässigkeit drohe Gefängnis bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.

Riss in Rohrleitung bei Solvay: ammoniakalische Sole verschmutzt Saale und tötet Fische

Solvay hatte am Freitag darüber informiert, dass der Riss in der Rohrleitung der Soda-Fabrik morgens gegen 3.30 Uhr bemerkt und binnen einer Viertelstunde behoben worden ist.

Laut Kreisverwaltung hat das Landesverwaltungsamt, in dessen Zuständigkeit die Überwachung des Unternehmens falle, am Montag weitere Wasserproben genommen.