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Grundschule Plötzkau Grundschule Plötzkau: Langsam wird's ernst

Von Susanne Schlaikier 25.06.2015, 18:14
Wenn es nach den Plänen der Gemeinde geht, sollen schon ab dem Schuljahr 2016/17 wieder Kinder auf dem Hof der Grundschule toben.
Wenn es nach den Plänen der Gemeinde geht, sollen schon ab dem Schuljahr 2016/17 wieder Kinder auf dem Hof der Grundschule toben. Engelbert Pülicher Lizenz

Plötzkau - So langsam wird es ernst mit der Eröffnung einer freien Grundschule in Plötzkau. Am Mittwochabend hat Ingolf Fölsch, Geschäftsbereichsleiter Sachsen-Anhalt und Prokurist der Oskar Kämmer Schule, im Haus der Vereine das Konzept des Unternehmens etwa 100 interessierten Eltern und Großeltern vorgestellt und deren Fragen beantwortet.

Eines machte Fölsch gleich noch einmal zu Beginn klar: Wäre Plötzkaus Bürgermeister Peter Rosenhagen nicht so hartnäckig gewesen und hätte ihn unzählige Male angerufen, hätte sich die Oskar Kämmer Schule vermutlich nicht mit einem Engagement in Plötzkau beschäftigt. „Ich kann Sie zu diesem Bürgermeister nur beglückwünschen“, so Fölsch.

Dann kam er aber schnell auf den Punkt. Es werde nicht einfach, das Kultusministerium, das der Eröffnung zustimmen muss, zu überzeugen, sagte der Geschäftsbereichsleiter. Immerhin gebe es Grundschulen in der Verwaltungsgemeinde Saale-Wipper. „Unser Konzept muss sich daher deutlich von den anderen in der Umgebung abheben“, so Fölsch.

Das heißt in diesem Fall kurz „MUTIG“. Die fünf Großbuchstaben stehen dabei für Mensch, Umwelt, Technik, Informatik und Gesundheit. Es geht vor allem um gesunde Ernährung und viel Bewegung.

Die Oskar Kämmer Schule ist eine staatlich anerkannte Ersatzschule, die im Jahr 1945 von Hilde und Oskar Kämmer gegründet wurde. Sie ist bundesweit Träger von mehr als 50 allgemein- und berufsbildenden Schulen. In Sachsen-Anhalt betreibt die Oskar Kämmer Schule die Sekundarschulen „LebenLernen“ in Magdeburg, Schönebeck, Schneidlingen und Wernigerode sowie die Waldschule Elbenau.

Die Großbuchstaben MUTIG stehen für:

Mensch: Im Mittelpunkt des Handelns steht das Kind und ein achtungsvoller, wertschätzender Umgang miteinander.

Umwelt: Kinder sollen früh ein Umweltbewusstsein entwickeln. Hier gebe es in Plötzkau beste Voraussetzungen, so Ingolf Fölsch.

Technik: Kindern sollen schon im Grundschulalter technische Grundlagen vermittelt werden.

Informatik: Die Kinder sollen schon früh vernünftig mit dem Computer umgehen.

Gesundheit: Es wird Wert auf gesunde Ernährung und viel Bewegung gelegt.

Geöffnet sein soll die Ganztagsschule in Plötzkau bis 15 Uhr, danach übernimmt der Hort die Betreuung. Ingolf Fölsch betonte, dass der Hort weiterhin vom SOS-Beratungszentrum betrieben wird und die Oskar Kämmer Schule hier keine Übernahme plant.

Den Schülertransport für auswärtige Kinder will die Gemeinde zumindest morgens absichern, informierte Peter Rosenhagen

Dazu gehört auch ein gemeinsames Frühstück in der Klasse, bei dem es möglichst keine Süßigkeiten gibt. Die Unterrichtsinhalte wiederum sind nicht anders als an staatlichen Schulen, so dass die Kinder nach der vierten Klasse ganz normal auf eine Sekundarschule oder ein Gymnasium wechseln können.

Ingolf Fölsch berichtete dabei von den sehr guten Erfahrungen an der Grundschule Elbenau (bei Schönebeck), wo ein relativ großer Teil der Schüler den Sprung aufs Gymnasium schafft. Eine andere Mutter wollte wissen, wie es mit der Integration von behinderten Schülern („Inklusion“) aussehe. Auch hier sagte Fölsch, dass sich die private Schule in diesem Punkt nicht von staatlichen Schulen unterscheidet. Behinderte Kinder werden ebenso aufgenommen.

Ganz wichtig bei der Realisierung der privaten Schule in Plötzkau seien nun die Eltern, betonte Fölsch: Sie müssten hinter den Plänen stehen. „Wir müssen uns darauf verlassen, dass Ihre Zusage relativ verbindlich ist.“ Damit es sich für den privaten Betreiber rechnet, müsste eine Klasse aus mindestens 15 Schülern bestehen.

450.000 Euro an Kosten in den ersten drei Jahren

„Unter 15 Schülern fange ich hier nicht an“, machte Fölsch deutlich. In den ersten drei Jahren wird die Schule nach seinen Schätzungen 450.000 Euro kosten, darunter fällt natürlich die Bezahlung der Lehrer, die sich an den im Land üblichen Gehältern orientiert.

Ein Teil der Kosten ist nach Informationen von Bürgermeister Rosenhagen durch einen Sponsor abgedeckt. Einen weiteren Teil müssen aber auch die Eltern beisteuern, indem sie ein Schulgeld zahlen. Monatlich wären das um die 100 Euro. Auf Nachfrage einer Mutter versicherte Fölsch, dass auch Ermäßigungen möglich sind. In manchen Fällen könne das Schulgeld sogar ganz erlassen werden, wenn es die finanzielle Situation der Eltern nicht zulässt. Zudem zahlen Geschwisterkinder nur die Hälfte.

Den Finanzierungsplan muss der Betreiber nun ebenso beim Kultusministerium einreichen wie das Konzept, die Namen und Zeugnisse der Lehrer sowie Informationen zum vorhandenen Gebäude, was in Plötzkau nach Aussagen von Fölsch in einem guten Zustand ist. Ebenso die renovierte Turnhalle und der modernisierte Sportplatz. Die vollständigen Unterlagen müssten laut Fölsch eigentlich spätestens bis zum 1. November beim Kultusministerium sein.

Er jedoch peilt bereits Ende Juli an. Sollte dann nämlich noch etwas fehlen, habe man die Möglichkeit nachzubessern. Die Zeit drängt also. Bis zur endgültigen Entscheidung wird es dann voraussichtlich bis Juni nächsten Jahres dauern.

Nach der Veranstaltung hat Bürgermeister Peter Rosenhagen vorwiegend positive Reaktionen registriert. „Die meisten waren angetan von dem Projekt“, erzählte Rosenhagen. Dennoch gelte es nun, diese Eltern bei der Stange zu halten. „Denn Herr Fölsch braucht Planungssicherheit“, sagte er.

Wer sich ein Bild von der Grundschule machen möchte, hat dazu am Samstag, 11.Juli, Gelegenheit. Zwischen 11 und 13 Uhr findet ein Tag der offenen Tür statt, bei dem auch Vertreter der Oskar Kämmer Schule vor Ort sein werden.