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Ganna Gryniva Ganna Gryniva: Mit Jazz auf Pariser Straßen

Von Andreas Braun 29.07.2015, 09:01
Ganna Gryniva ist nur noch selten in Bernburg. Nur, wenn sie ihre Eltern besucht. Im Oktober beginnt sie ihr Studium an der Musikhochschule Weimar. Es war ihr Traum, dort einen Platz zu bekommen.
Ganna Gryniva ist nur noch selten in Bernburg. Nur, wenn sie ihre Eltern besucht. Im Oktober beginnt sie ihr Studium an der Musikhochschule Weimar. Es war ihr Traum, dort einen Platz zu bekommen. Engelbert Pülicher Lizenz

Bernburg/Berlin/MZ - Eine gewisse Sturheit - wenn es darum ging, ihren Kopf durchzusetzen - ist ihr nicht fremd gewesen, als sie noch auf das Gymnasium in Bernburg ging. Doch die ist in den vergangenen sechs Jahren einer Zielstrebigkeit mit Augenmaß gewichen. Was geblieben ist, ist das ehrliche Lachen von Ganna Gryniva, das ansteckt und das nicht aufgesetzt wirkt, sondern aus ganzem Herzen kommt.

So will sie auch Musik machen. Ehrlich, emotional. Ohne Schnickschnack. Das geht beim Jazz. Genauer gesagt beim Ukrainian Jazz. „Ich liebe diese Jazz-Art. Da muss man improvisieren und kann ganz viel Gefühl hineinlegen“, schwärmt die junge Frau.

Vor sechs Jahren war sie ausgezogen, um die Welt zu erobern. Erstes Ziel war Leipzig, wo sie ein Studium für Philosophie und Sozialwissenschaft aufnahm. Die Bachelorarbeit steht noch aus. Aber auch das wird noch erledigt. Wie viel Welt sie dann erobern wird, steht noch nicht fest. Aber das Ziel ist geblieben - der Traum, vom Jazz leben zu können.

Wer Ganna kennt, weiß, dass sie sich keine kleinen Ziele setzt. Doch weiß sie mittlerweile, dass man nicht immer alles gleich beim ersten Mal schafft. Ganna Gryniva ist an der Musikhochschule in Weimar angenommen worden. Im Oktober beginnt sie ihr Studium Jazzgesang. „Beim dritten Mal hat es geklappt, dann haben sie mich angenommen“, sagt die 26-Jährige, die aus der Ukraine stammt und 2002 mit ihren Eltern und ihren drei Schwestern nach Bernburg kam. „Früher habe ich so etwas als Niederlage betrachtet. Heute sehe ich das ruhiger.“

Dass es nicht beim ersten Versuch geklappt hat, ist ein kleiner Makel, aber so ist das, wenn man an eine der besten Ausbildungsstätten Jazzgesang studieren will. „Ich will später mal meinen Lebensunterhalt mit meiner Musik verdienen. Da gehört nun einmal die beste Ausbildung dazu, die es geben kann“, zeigt sich die junge Frau selbstbewusst. Dabei ist schon seit zwei Jahren im Geschäft. Da zog sie nach Berlin, als Wohnsitz und Kreativwerkstatt. Ein Stipendium eröffnet ihr die Schulung der Stimme. „Da habe ich nicht lange überlegt.“ Doch nicht nur das. Ganna hat zwei Bands in Berlin. Ein Jazzquartett und ein Reggaetrio. Ihr Herz schlägt eindeutig für Jazz. Und es gibt auch Auftritte in Clubs. Sogar mit gutem Erfolg - und, was für Ganna wichtig ist, mit eigenen Liedern. „Es war schon ein gutes Gefühl, vom eigenen Geld leben zu können. Doch neben dem Studium ist das nicht einfach, noch als Musikerin zu arbeiten“, so die 26-Jährige. Weimar, das ist nun das nächste großes Abenteuer. Aber vor Abenteuern schreckt sie nicht zurück. Im Rahmen des Studiums in Leipzig ging sie ein Jahr nach Kiew an die Uni. Nach der Ukraine zog es sie für drei Monate nach Paris - als Straßenmusikerin mit ihren eigenen Liedern. Das war eine Erfahrung, die ihr zeigte, was sie bewirken kann, wenn sie es nur will. „Es war aufregend. Allein in Paris. Eine wundervolle Stadt.“ Probleme mit der Sprache gibt es für die junge Frau nicht. Sie spricht neben ihrer Muttersprache Ukrainisch auch Russisch, Deutsch, Englisch und Französisch. Nach der französischen Metropole kam wieder ein Abenteuer - Berlin eben. „Das ist eine unglaubliche Stadt - aber sie saugt einen aus“, sagt die Musikerin. Abschrecken kann sie das nicht. Auch wenn mal leichte Zweifel kommen, ob es der richtige Weg ist. Sie verfliegen schnell.