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Für einen sicheren Schulweg Fünf neue Schulweghelfer sind am Campus Technicus in Bernburg ausgebildet worden

Es ist ein Pilotprojekt aus Sachsen-Anhalt, aber auch eines mit Zukunft?

Von Sebastian Möbius 26.10.2021, 11:00
Die Schulweghelfer Quentin Müller (v. li.), Julian Seyffarth, Fynn Luca Liermann, Jasmin Duginow und Maja Pinkert zeigen stolz ihre Ausweise.
Die Schulweghelfer Quentin Müller (v. li.), Julian Seyffarth, Fynn Luca Liermann, Jasmin Duginow und Maja Pinkert zeigen stolz ihre Ausweise. Foto: EngelBert Pülicher

Bernburg/MZ - Von innen, wie von außen gleicht das Campus Technicus optisch einer modernen Bildungseinrichtung. Aber auch inhaltlich ist der zukunftsorientierte Charakter der Bernburger Sekundarschule erkennbar.

Fünf Schüler erhielten am Freitag in der Aula ihre Urkunden und Ausweise. Sie sind jetzt anerkannte Schulweghelfer im Salzlandkreis. „Wir am Campus Technicus wollen unseren Schülern mit solchen Projekten den Blick über den Tellerrand hinaus ermöglichen und zeigen, dass gute Bildung nicht nur aus Mathematik und Biologie besteht“, sagt die zweite stellvertretende Schulleiterin Anja Tiede mit Blick auf die fünf „Frischlinge“. Insgesamt eine Woche durchliefen die Schüler ein Ausbildungsprogramm unter der Leitung der Verkehrswacht Aschersleben in der Schule.

Beobachten und Eingreifen

Das Projekt Schulweghelfer läuft seit 2015 in Sachsen-Anhalt. Bisher wurden insgesamt 806 Schüler in fünf Landkreisen ausgebildet. In Bernburg wurden zuletzt 2018 am Gymnasium Carolinum 15 neue Helfer angelernt. Ihre Hauptaufgabe ist es, zum einen für einen sicheren Schulweg der Kinder zu sorgen und dabei an möglichen Gefahrenpunkten wie Zebrastreifen oder Kreuzungen ein sicheres Überqueren zu ermöglichen. Zum anderen sollen sie vor allem in Schulbussen für Ruhe und Ordnung sorgen, indem sie möglichst Konflikte durch aktives Beobachten vermeiden und im Ernstfall eingreifen und schlichten. Damit sollen die Busfahrer entlastet werden, um sich ausschließlich auf den Straßenverkehr konzentrieren zu können.

Christian Bott von der Landesverkehrswacht Sachsen-Anhalt sieht in dem Projekt mehr als nur eine regionale Reichweite. „Meinem Kenntnisstand nach gibt es ein solches Projekt in keinem weiteren Bundesland. Daher würde ich auch unsere Rolle als Pilot-Bundesland beschreiben“, so der Projektkoordinator.

Dass das Konzept der Schulweghelfer einen positiven Trend in den vergangenen Jahren erfahren hat, unterstreicht auch Rainer Ripala von der Verkehrswacht Aschersleben. „Wir haben vom Land im Laufe der Jahre immer mehr Unterstützung gespürt und das in jeglicher Hinsicht. Das Projekt wird ernst genommen und auch vom Land als wichtiger Teil der Verkehrserziehung betrachtet.“ Das unterstreichen die konstanten finanziellen Mittel. So erhält das Vorhaben wie auch im Vorjahr einen Zuschuss von 15.000 Euro für vier geplante Ausbildungslehrgänge. Zusätzlich zu Urkunde, Ausweis und Warnweste erhalten die fünf Neuen ein Schülerferienticket für die kommenden Sommerferien.

Nicht nur eine Aufgabe

Wie ernst die Schüler ihre Aufgabe nehmen, ist an Julian zu sehen. Der Achtklässler schloss den Lehrgang als Bester mit 61 Punkten ab. „Ich bin selbst Buskind und bekomme sehr oft mit, wenn es Streit gibt. Das lenkt den Busfahrer ab und sorgt für Unruhe. Deshalb sehe ich es nicht nur als meine Aufgabe, etwas dagegen zu tun, sondern es ist auch meine Pflicht“, sagt der 13-Jährige.

Unterstützung erhält Julian von der ein Jahr älteren Jasmin. Sie hat die Ausbildung voller Freude gemacht und ist sich sicher, dass ihr diese Erfahrung auch für die berufliche Zukunft von Nutzen sein wird. „Ich möchte nach meinem Schulabschluss Sanitäterin werden. Da ist es von großem Vorteil für mich, jetzt schon Erfahrung in den Bereichen Erste Hilfe und Konfliktbewältigung zu sammeln.“ Sie freue sich auf ihren ersten Einsatz.

Die Schulbusbegleitung ist ein zentraler Aufgabenbereich der Schulweghelfer. Auch auf das Angurten in den Bussen wird bei der Ausbildung aktiv hingewiesen. Das Thema Gurtpflicht ist nach wie vor ein heißes Eisen. Die Vertreter der Verkehrswacht betonten im Rahmen der Ehrung, dass eine Gurtpflicht richtig und wichtig sei. „Schon bei 30 Kilometern pro Stunde kann ein Aufprall ohne Gurt tödlich sein und auch herumfliegende Gegenstände würden zu einer ernsthaften Gefahr werden“, sagt Rainhard Bauer, der als Fahrlehrer tätig ist. Der entscheidende Faktor bleibt bei ei-ner möglichen Umsetzung der finanzielle Aspekt. Aus diesem Grund betrachtet Kati Steinhagen vom Fachdienst Kreis- und Wirtschaftsentwicklung und Tourismus die Thematik etwas differenzierter. „Schulbusse wurden so konzipiert, dass es bei der Vielzahl an Schülern auch Stehplätze geben muss. Diese können nicht so einfach in gegurtete Sitzplätze umgewandelt werden. “

Praxis dringend notwendig

In seiner Abschlussrede gab Rainer Ripala den neuen Schützlingen einen Rat: „Jetzt liegt es an euch, das Gelernte in die Tat umzusetzen“. Denn nur durch regelmäßigen Einsatz kann gewährleistet werden, dass die Schulungen nicht umsonst waren, pflichtet ihm sein Kollege Reinhard Bauer bei. Die Realität zeige jedoch leider bisher etwas anderes.

Dennoch ist der positive Aspekt dieses Projektes erkennbar. „Wir haben es in den vergangenen Jahren erreicht, Kinder in Konfliktsituationen aktiv zum Schlichten zu bewegen und von einer Wegguckgesellschaft fortzubewegen“, sagt Kati Steinhagen von der Kreisverwaltung. Anja Tiede versichert indes, die neuen Helfer am Campus Technicus aktiv einzusetzen und ihnen die Teilnahme an weiteren Schulungen zu ermöglichen. Somit soll sichergestellt werden, dass auch in den kommenden Jahren ein Pilot-Projekt mit Zukunftscharakter für einen sicheren Schulweg sorgt.