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Friedhof in Bernburg Friedhof in Bernburg: Stadt weist Kritik zurück

Von Torsten Adam 23.10.2014, 11:01
Nach dem Kaffeetrinken fanden die Angehörigen nur noch ein Gesteck auf dem Urnengrab vor.
Nach dem Kaffeetrinken fanden die Angehörigen nur noch ein Gesteck auf dem Urnengrab vor. privat Lizenz

Bernburg - Nach der Kritik an der Entfernung von Gestecken direkt nach Urnenbeisetzungen auf dem Friedhof II an der Parkstraße sieht die Friedhofsverwaltung keinen Anlass, etwas an der bisherigen Verfahrensweise zu ändern. Wie Andrea Hempel, Leiterin des zuständigen Grünflächenamtes der Stadt Bernburg, bei einer gemeinsamen Friedhofsbegehung mit der MZ erläuterte, sei auf der Urnengemeinschaftsanlage für Paare der mangelnde Platz Grund dafür, warum direkt nach der Bestattung lediglich ein einziges Trauergesteck auf der Grabtafel belassen werde.

Die einzelnen Grabstellen auf dieser vor einigen Jahren eingerichteten Anlage sind in Reihen angeordnet, durch einen Rindenmulchstreifen erkennbar und etwa einen Meter voneinander entfernt. Andrea Hempel argumentiert, dass die Eigentümer der benachbarten Grabstellen es wohl kaum gutheißen würden, wenn der Gedenkstein für ihren Verstorbenen durch fremde Gestecke oder Kränze verdeckt wird. „Deshalb haben wir eine klare Regelung gefunden.“ Und diese sieht vor, dass nur ein einziges Gesteck so lange nach der Beerdigung verbleiben darf, wie es gut aussieht. „Üblicherweise das vom engsten Angehörigen, sofern es keine anderen Wünsche gibt“, erklärte die Amtsleiterin. Diese Regelung werde im Vorfeld der Beisetzung auch mit dem Eigentümer der Grabstelle besprochen.

Die Stadt Bernburg bewirtschaftet insgesamt 15 Friedhöfe und gab zuletzt jährlich insgesamt mehr als eine halbe Million Euro dafür aus. Da nach gültiger Rechtssprechung die Pflege des öffentlichen Grüns nicht umgelegt werden darf, liegt der angestrebte Kostendeckungsgrad bei rund 60 Prozent.

Im August hat der Stadtrat eine neue Gebührensatzung beschlossen, die zum 1. Januar 2015 in Kraft tritt und einheitliche Gebühren für alle Friedhöfe vorsieht. Bislang gab es in den im Jahr 2010 eingemeindeten Dörfern noch unterschiedliche Tarife. Laut Andrea Hempel, Leiterin des Grünflächenamtes, ist die neue Satzung bis auf eine Ausnahme (Urnengemeinschaftsanlage für Paare) mit einer Kostensenkung verbunden. Das liege an der Zunahme der Bestattungen bei gleich hohen Aufwendungen.

Eine Erdbestattung in einem Einzelwahlgrab mit 25-jähriger Nutzung koste dann statt bisher 1599 Euro in Bernburg nur noch 1035 Euro. Für eine Urnenwahlstelle mit 20-jähriger Nutzung sind ab dem nächsten Jahr 318 Euro anstatt den bisherigen 494 Euro fällig.

Im vergangenen Jahr gab es auf den kommunalen Friedhöfen 494 Urnenbestattungen und nur 28 Erdbeisetzungen. (tad)

Durchaus Platz wäre freilich für mehr Gestecke, ohne Nachbargräber zu beeinträchtigen. Allerdings sei dies wiederum von deren Größe abhängig, so Andrea Hempel. „Und wo sollen wir dann eine vernünftige Grenze ziehen. Bei drei, vier oder fünf?“ Später dürften Angehörige neben den Grabtafeln auch Vasen mit Sträußen oder kleine Blumentöpfe aufstellen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche alternativen Bestattungsformen es gibt.

Über die bisherigen Praxis habe sich niemand direkt bei der Friedhofsverwaltung beschwert. Bis der Weißenfelser Ronald Bockstiegel seinem Ärger in einer E-Mail an die Lokalredaktion Luft machte und nach der Berichterstattung weitere Leser auf der MZ-Facebookseite die Verfahrensweise kritisierten. Andrea Hempel betonte, dass die entfernten Kränze keineswegs - wie von Ronald Bockstiegel behauptet - „irgendwo lieblos am Wegesrand“ deponiert werden. Vielmehr gebe es dafür eine innerhalb des Rondells der Urnenanlage vorgesehene Fläche, die ein würdiges Ambiente biete.

Wer mit dieser Regelung nicht einverstanden sei, könne auch über eine andere Bestattungsform nachdenken, die mehr Platz für das Ablegen der Ehrenbezeugungen an den Verstorbenen biete, sagte die Amtsleiterin.

Auf dem Friedhof II unterhält die Stadt drei verschiedene Urnengemeinschaftsanlagen. Die preiswerteste Variante ist die schon seit DDR-Zeiten mögliche anonyme Bestattung auf einer Rasenfläche, die nicht betreten werden darf (bisher 416 Euro, ab 1. Januar 303 Euro). Wer sich für die Bestattung auf einer anderen Grünfläche entscheidet, kann hier zusätzlich an einer zentralen Gedenkmauer auf einer gusseisernen Tafel den Namen des Verschiedenen mit Geburts- und Sterbedatum anbringen lassen (bisher 466 Euro, ab 1. Januar 330 Euro). Die kostenintensivste Variante ist die genannte Gemeinschaftsanlage für Paare (932 Euro bisher, ab 1. Januar 1103 Euro), die auf eine Gesamtnutzungszeit von 60 Jahren verlängert werden kann. Wegen des erhöhten Pflegeaufwandes ist sie die einzige Bestattungsform, die ab dem kommenden Jahr teurer wird. (mz)