Flaute auf dem Automarkt Flaute auf dem Automarkt: Zahl der Neuzulassungen sinkt rapide
Bernburg - Zwischen Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit haben die meisten Menschen in der Corona-Krise wohl andere Sorgen, als den Kauf eines neuen Autos. Das zeigt sich nicht nur in den diesjährigen Zulassungszahlen für Neu- und Gebrauchtwagen, sondern geht auch zulasten der hiesigen Autohäuser. Die MZ hat nachgefragt, wie die Händler durch die Krise gekommen sind und was Kunden aktuell nachfragen.
„Der April war eine Durststrecke, das ist klar“, sagt Verkaufsleiter Stephan Börner und meint damit die Zeit, in der die Verkaufsräume im Autohaus Kaisermobile Corona-bedingt geschlossen bleiben mussten. Lediglich die Werkstatt durfte offen bleiben - allerdings nicht ohne Einschränkungen. „Wegen Kurzarbeit konnten wir die Fülle der Aufträge nicht bewältigen.“
Geschäft seit Anfang Mai wieder gut angelaufen
Als die In-Haus-Verkäufe gestoppt wurden, habe er zunächst hoffnungsvoll auf das Internet geschaut - und wurde prompt ernüchtert. „Im Online-Bereich ging unglaublich wenig“, sagt er.
Seit Anfang Mai darf auch vor Ort wieder verkauft werden und das Geschäft sei gut angelaufen, erzählt Börner. Dass Kunden die Ladenfläche aus Angst vor Infektionen mit dem neuen Virus meiden, habe er nicht beobachtet. Stattdessen werde im Moment vor allem ein Wunsch geäußert: „Viele Kunden verschieben die Rechnungsstellung auf Juli. Dann gilt bis Jahresende der vergünstigte Mehrwertsteuersatz“.
Andere Autohäuser kamen nicht so glimpflich durch die Krise
Ganz so glimpflich sind andere Bernburger Autohäuser nicht durch die Krise gekommen. „Es kommt einfach niemand“, sagt Gunnar Quinger vom Kfz-Handel an der Kalistraße. Wegen Kurzarbeit seien seine Kunden verunsichert und nicht bereit, Autos zu kaufen. „Alle halten ihr Geld fest“, sagt er.
Auch Uwe Wischalla, Verkaufsleiter beim Fahrzeughandel Brüning, merkt die Zurückhaltung seiner Kunden. „Die Kaufkraft hat ganz klar abgenommen“, sagt er. Vor allem Jahres- oder Neuwagen seien im Moment weniger begehrt. Zwar habe der Pkw-Verkauf wieder etwas angezogen, vom Vorkrisenniveau sei man aber noch entfernt.
Ernst Fuhrmann, Verkaufsleiter beim Autohaus Eifler, ist gerade selbst erst aus der Kurzarbeit zurückgekehrt. Auch er habe das Gefühl, dass sich die knapp 40 Fahrzeuge auf der Verkaufsfläche die Räder platt stehen. Seine Kunden würden krisenbedingt vor allem günstige Pkw, im Preisrahmen zwischen 5.000 und 8.000 Euro nachfragen. „Die hat man aber meistens nicht da“, sagt er.
Zulassungszahlen sind um die Hälfte gesunken
Die Kaufmüdigkeit in der Pandemie schlägt sich auch in den Zulassungszahlen für Neu- und Gebrauchtwagen im Salzlandkreis nieder. Wie die Kreisverwaltung auf MZ-Anfrage mitteilt, wurden im April dieses Jahres insgesamt 321 Neuwagen und 945 Gebrauchtwagen im Salzlandkreis zugelassen. Im Vorjahr waren es mit 603 Neu- und 1.712 Gebrauchtwagen fast doppelt so viel.
Als im Mai der In-Haus-Verkauf wieder erlaubt wurde, normalisierten sich zumindest die Anmeldungen für Gebrauchtwagen mit 1.533 Anträgen (Zum Vergleich 2019: 1.709 Anmeldungen). Die Anmeldungen für Neuwagen blieben mit 382 Anträgen allerdings immer noch knapp bei der Hälfte der Anmeldungen vom vergangenen Jahr (2019: 627 Anmeldungen).
Autos auf dem Postweg anmelden
An einer eventuellen Schließung der Zulassungsstelle habe die geringere Zahl an Anmeldungen indes nicht gelegen. „Im Salzlandkreis war es auch während der Corona-Krise jederzeit möglich, Kfz-Zulassungen vorzunehmen“, heißt es aus der Kreisverwaltung.
Der Besucherverkehr sei zwar eingeschränkt gewesen, jedoch habe weiterhin die Möglichkeit bestanden, sein Auto auf dem Postweg zuzulassen. „Diese Möglichkeit wurde nach unseren Erfahrungen sehr dankbar aufgenommen und sehr rege genutzt“, so die Einschätzung der Kreisverwaltung. (mz)