Feinstaub an Silvester Feinstaub an Silvester: Warum in Bernburg der Landes-Rekord gemessen wurde

Bernburg - Es hat geknallt in Bernburg - und das nicht zu knapp. Gab es im Vorfeld der Silvesternacht noch Debatten über den Sinn von Feuerwerkskörpern in Hinblick auf Umweltschutz und Feinstaubbelastung, haben sich die Bernburger davon scheinbar nicht beeindrucken lassen, denn an der Bernburger Luftmessstation wurden an Neujahr die höchsten Tagesmittelwerte für Feinstaub in ganz Sachsen-Anhalt gemessen.
Die Europäische Union hat zum Schutz der Gesundheit ihrer Bürger im Jahr 2005 einen Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter an Feinstaub festgesetzt, der sich in der Luft befinden darf. In der Silvesternacht, um 1 Uhr, misst die Luftmessstation Am Platz der Jugend in Bernburg über 1164 Mikrogramm - mehr als das 23-fache der erlaubten Menge.
Tagesmittelwert von 112 Mikrogramm pro Kubikmeter ist Spitze in Sachsen-Anhalt
„Da sieht man deutlich den Feuerwerkseffekt“, sagt Ute Dauert, Fachgebietsleiterin zur Beurteilung der Luftqualität beim Umweltbundesamt. Denn eine Stunde später, um 2 Uhr, ist der gemessene Wert schon auf 382 Mikrogramm gesunken. Die krassen Ausreißer zur Neujahrsstunde seien deshalb auch gar nicht außergewöhnlich.
„Die Spitzen hängen davon ab, wie viel Feuerwerk freigesetzt wird“, sagt Ute Dauert. Besonders sei vielmehr die über den ganzen Tag verteilte Menge an Feinstaub. Hier ist Bernburg mit einem Tagesmittelwert von 112 Mikrogramm pro Kubikmeter Spitzenreiter im Landesvergleich.
Grund für die außergewöhnlich hohen Werte sei nicht ausschließlich die Menge an Feuerwerkskörpern, die an Silvester in Bernburg verbrannt wurden. „In Bernburg wie auch in Leipzig gab es eine Inversionswetterlage“, so Ute Dauert.
Die Hochdruckwetterlage, bei welcher sich die kalte Luft am Boden gesammelt hat und es wegen der schwachen Winde kaum Luftaustausch gab, habe die hohe Feinstaubkonzentration begünstigt, erklärt die Expertin. „Man kann sich das vorstellen wie ein Klecks Tinte in einem Wasserglas. Wird das Wasser nicht vermischt, ist die Konzentration an bestimmten Punkten deutlich höher.“
Doch auch abseits der Wetterlage hätten sich die Belastungswerte erhöht. „In vielen Gebieten haben wir deutlich höhere Werte gemessen als letztes Silvester“, sagt Ute Dauert. Hätten beim Jahreswechsel von 2018 auf 2019 bundesweit lediglich 46 Messstationen den EU-Grenzwert überschritten, seien es in diesem Jahr 178 Stationen gewesen.
Kurzzeitig auftretende Extremwerte sind wenig relevant für Erkrankungen
Auch die Extreme nehmen zu. Hätte man vor zwei Jahren noch maximal 125 Mikrogramm pro Kubikmeter im Tagesmittel gemessen, sei es dieses Jahr mit 347 Mikrogramm fast dreimal so viel Feinstaub. „Das ist schon eine andere Größenordnung“, so Ute Dauert.
Und diese hohe Konzentration sei nicht ungefährlich. „Eine dauerhafte hohe Belastung kann zu Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen führen“, sagt die Expertin. Auch wenn die kurzzeitig auftretenden Extremwerte weniger relevant für derartige Erkrankungen seien als die steigenden Jahresmittelwerte, ist Vorsicht geboten.
„Gerade Menschen mit Vorerkrankungen wie Asthma oder Bronchitis sind akut beeinträchtigt.“ Diesen Menschen rät Ute Dauert dazu, die Feinstaubbelastung möglichst ganz zu meiden. Alle anderen, müssten sich zumindest um die Gefahren bewusst sein. Wenn man Silvesterfeuerwerk sehen will, muss man die Belastung in Kauf nehmen.“ (mz)