Nach neun Jahren Familie Jänsch aus Ilberstedt räumt Ausflugsgasstätte Paradies in Bernburg: Auszug nach neun Jahren

Bernburg - Die Frösche müssen mit. Und das sind so einige. Über die Jahre sind weit über hundert zusammen gekommen. Nun ziehen die Frösche aus dem „Paradies“ aus. Zusammen mit Familie Jänsch, die die Traditionsgaststätte an der Ilberstedter Straße samt Märchengarten neun Jahre betrieben hatte.
Er habe einmal gesagt, dass der Froschkönig seine Lieblingsmärchenfigur ist, erzählt Lothar Jänsch. Und da haben ihm die Gäste immer mal wieder einen Frosch mitgebracht.
Sechs Jahre lang betrieben Lothar Jänsch mit seiner Frau Marion die Gaststätte, ihnen folgte Sohn Peter
Die ersten sechs Jahre hat Lothar Jänsch mit seiner Frau Marion das „Paradies“ betrieben. Anschließend führte Sohn Peter Jänsch die Geschäfte. Doch nun ist Schluss. Nicht nur im „Paradies“, sondern mit der Gastronomie generell.
Seit Jahresbeginn ist die Familie aus Ilberstedt dabei, die persönlichen Sachen auszuräumen. Das Inventar - Geschirr, Gläser, Besteck, Küchengeräte, Kaffeemaschinen - bleibt vorerst drin. Der neue Pächter Sarbjit Singh Saroya könnte es im Paket übernehmen. Dazu soll es in dieser Woche noch einmal ein Treffen geben.
Vor allem der zunehmende Fachkräfte-Mangel hat Peter Jänsch zur Aufgabe gezwungen. „Man findet langfristig keine neuen Mitarbeiter“, sagt der 34-Jährige. Zuletzt gehörten zehn Leute zum Team, zwölf wären mindestens nötig gewesen. Von Ausfällen wegen Krankheit mal ganz abgesehen.
Vor allem der Fachkräfte-Mangel hat Peter Jänsch zur Aufgabe gezwungen
Niemand wolle mehr in der Gastronomie arbeiten, sagt auch sein Vater Lothar Jänsch. Vor allem, weil das eben auch oft bedeutet, an Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten. Anfangs hätten sich noch mehrere Leute auf eine Anzeige beworben. „Zuletzt mussten wir selber auf die Suche gehen“, sagt der 66-Jährige.
Angefangen hatte alles 1993. Damals hatte Familie Jänsch einen Imbiss-Stand auf dem Wochenmarkt. Bald kam die gastronomische Versorgung auf Festen am Wochenende dazu. Ab dem Jahr 2002 schließlich betrieben sie im damaligen Kaufhaus am Karlsplatz einen Imbiss.
Mit dem Umbau des Kaufhauses wurde der Imbiss 2009 geschlossen und Familie Jänsch zog nur wenige Meter weiter ins „Haus des Handwerks“ um. Das Essen dort sei schmackhaft und preisgünstig, das Haus zur Mittagszeit immer voll gewesen, erzählt Lothar Jänsch.
„Doch das wollten wir nicht bis zu unserem Lebensende machen“, meint der Ilberstedter. Da ergab sich im Jahr 2012 die Chance, das Paradies zu übernehmen. Hier wollte man nicht mehr einen schnellen Snack für wenig Geld anbieten. Vielmehr sollte es hochwertigeres Essen geben.
Und um sich von anderen gastronomischen Einrichtungen abzuheben, spezialisierte sich Familie Jänsch auf Wild. „Zu 90 Prozent bestanden unsere Gerichte aus Wild“, erzählt Lothar Jänsch, selbst passionierter Jäger. Von den Gästen sei das Angebot immer gut angenommen worden.
Im Paradies in Bernburg wurden viele Hochzeiten und Geburtstage gefeiert
Vor allem für Veranstaltungen wurde das „Paradies“ immer gern gebucht. Auch das Catering war immer sehr gefragt. Zwölf bis 14 Hochzeiten wurden hier im Jahr gefeiert. Peter Jänsch erinnert sich etwa an eine ganz spezielle Biker-Hochzeit. Es gab aber ebenso unzählige Geburtstagsfeiern.
Einige davon würden ihr immer in Erinnerung bleiben, erzählt Marion Jänsch. Sie erinnert sich da zum Beispiel an einen Geburtstag, an dem es eine Travestie-Show gab. Zu einem anderen Geburtstag gab es eine Papageien-Show.
Aber auch ein Zauberer hat schon für Unterhaltung auf einer Feier gesorgt. Dabei seien sie auch in der Küche auf die Wünsche der Gäste eingegangen, hätten auch Rezepte aus anderen Ländern ausprobiert, sagen sie.
Zur Silvesterfeier war der Saal wie in den Jahren zuvor vollbesetzt
Und auch zum Abschluss wurde noch einmal kräftig gefeiert: Der Saal war an Silvester wie immer voll. Es habe sogar Gäste gegeben, die waren von Anfang an jedes Jahr dabei, erzählt Marion Jänsch. Vor allem wegen der Gäste und der vielen schönen Begegnungen fällt der Abschied schwer. „Ich werde es vermissen“, sagt Marion Jänsch.
Die aber auch sagt, dass ihr die Arbeit oft zu viel geworden ist. Die 59-Jährige stand in der Küche, half beim Bedienen und machte „nebenbei“ noch die Buchhaltung. Es gab Tage, an denen sie 20 Stunden gearbeitet hat. Auf die Dauer war das unmöglich.
Daher sei vor etwa eineinhalb Jahren die Entscheidung gefallen, dass die Familie den Pachtvertrag mit der Bernburger Freizeit GmbH nicht verlängert. „Es war eine schöne Zeit“, resümiert Peter Jänsch, der sich ebenso wie seine Familie auf diesem Wege auch noch einmal bei den Gästen bedanken möchte.
Weiter geht es vorerst mit Obst und Gemüse auf dem Wochenmarkt
Der 34-Jährige wird sich vorerst auf den Obst- und Gemüsehandel auf dem Wochenmarkt konzentrieren. Gerüchte, nach denen er das Ländliche Einkaufszentrum in Ilberstedt übernimmt, will er (noch) nicht bestätigen. Zunächst einmal müsse er sich ein stimmiges Konzept überlegen. (mz)