Kegeln Es rollt ganz langsam an
Beim KK Eintracht Bernburg sind die ersten Trainingseinheiten absolviert worden. Wie lange die Saalestädter darauf warten mussten.

Bernburg - Das Aufatmen kann man beim Telefonat förmlich spüren: „Wir haben das erste Mal wieder trainiert“, sagt Jana Hampe. Sie ist Frauenwartin des KK Eintracht 92 Bernburg, dem einzigen Kegelverein, den es in der Saalestadt noch gibt. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde auch noch bei Lok und Anhalt eine Kugel geschoben. Schon allein dieser Umstand zeige, wie schwer es ist, Nachwuchs zu gewinnen. „Früher haben wir noch Flyer in den Schulen ausgelegt und zwei Übungsleiter haben sich gekümmert“, so Hampe. Mittlerweile übersteige aber der Aufwand den Nutzen. Und die coronabedingte Spielpause dauere gefühlt schon eine Ewigkeit. Das mache es nicht besser. „Wir hatten Anfang des vorigen Jahres noch ein paar Wettkämpfe und dann im Herbst“, sagt Hampe rückblickend auf die Entwicklung.
„Es sind immer nur zwei Kegler auf der Anlage mit entsprechendem Abstand“
So fange man jetzt im Training zwar nicht bei Null an. Aber es werde einige Zeit dauern, bis man das vorherige Niveau erreiche. Von den bis dato fehlenden sozialen Kontakten gar nicht zu reden. Zudem ist Training derzeit nur eingeschränkt möglich. „Es sind immer nur zwei Kegler auf der Anlage mit entsprechendem Abstand. Danach wird erst erst mal alles desinfiziert“, erklärt Hampe das Prozedere. Und ein Trainer sei auch nicht mit auf der Bahn.
„Du brauchst aber jemand, der dir sagt, was du falsch machst beim Bewegungsablauf und Aufsetzen der Kugel.“ Das könne man mal drei, vier Wochen so machen. Auch, um erst einmal wieder das Gefühl zu bekommen. Dann sollte schon wieder jemand hinter einem stehen dürfen. Vor allem auch, weil die Frauen mal wieder zwei Teams ins Rennen schicken können. Ein Sextett und ein Quartett. „Aber wir sind ja froh, dass wir wieder anfangen konnten.“ Denn auf den Bahnen im Wilhelmsgarten seien sie als Verein auch nur Gast.
Und wie ist das nun mit dem Nachwuchs?
„Bernburg hat ja noch viel mehr an Sportangeboten zu bieten und im Fußball oder Handball wird man mit dem Team auch schneller mal Meister.“ Kegeln müsse man lieben. Und auch das ist noch keine Garantie, dass die Nachwuchsspieler dem Verein treu bleiben. „Wenn sie zur Ausbildung oder dem Studium die Stadt verlassen, sehen wir sie meist nie wieder“, so Hampe. Meist spiele das Elternhaus die entscheidende Rolle, ob jemand Kegler werde, oder nicht. „Wenn die Kinder es miterleben, wie ihre Mütter oder Väter spielen, das ist doch schon prägend.“

Es kann aber auch ganz anders sein. Wie bei Jana Hampe. Sie hatte mit Kegeln als Kind und Jugendliche überhaupt nichts am Hut. „Ich habe früher Tischtennis und Volleyball gespielt, bin dann zum Studium nach Magdeburg.“ Da habe sie sich im Tennis und Squash versucht. Und anschließend einen Job in Bernburg gefunden. „Dann hat mich ein Bekannter mal mit zum Kegeln genommen und es hat mir sofort gefallen.“ 25 Jahre sei das mittlerweile her. Kegeln sei jetzt zwar nicht der Publikumsmagnet, aber die Teams oder Vereine seien, egal wo, verschworene Gemeinschaften - auch außerhalb der Bahnen. (mz)