Der Ziwwelklump war schnell alle
Ilberstedt/MZ. - Das heißt, das Essen war schon fertig, denn eine Ilberstedterin hatte den "Ziwwelklump" vorbereitet, der dann Punkt 18 Uhr dampfend auf den Tischen stand und den sich etwa 20 Ilberstedter schmecken ließen.
Auch Bürgermeister Roland Halang, gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins, schwärmte vom "Klump". Wer da zu spät kam, der bekam keinen mehr ab. Aus dem Rezept für den "Ziwwelklump" machten die Ilberstedter kein Geheimnis. Das habe man in einem alten Bernburger Kochbuch gefunden. Nur das vorgeschriebene Hammelfleisch wurde durch Schweinebauch ersetzt.
Zubereiten lässt sich dieses Gericht angeblich ganz einfach: "Man muss nur alle Zutaten in den Topf geben. Es kocht dann von ganz allein", verriet Rentnerin Gudrun Sims. Der wohl nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag des Bürgermeisters, er könne ja das nächste Mal kochen, wurde mit großem Interesse zur Kenntnis genommen.
Nach dem Essen saß man noch gemütlich bei einem "Verdauungsglühwein" zusammen. Und worüber wurde da geredet? Über Essen natürlich! Es wurde in alten Rezeptbüchlein und Kochbüchern geblättert, darunter eines aus dem 19. Jahrhundert sowie eine Rezept-Sammlung von "Maggi", die der berühmte Nahrungsmittelhersteller den Ilberstedtern in den 30er Jahren zugeschickt hatte. Viele andere alte Heftchen bestachen durch ihre liebevolle Illustration.
Dabei erinnerte man sich an Rituale und Rezepte von früher: "Nach dem Krieg gab es vor allem einfache Gerichte, weil ja nichts da war", so Halang beim Durchblättern der alten Kochbücher. "Der Nachtisch war aber immer pompös." Heute würde man ganz anders kochen. Aber man will sich mit dieser jährlichen Veranstaltung, denn es war bereits die zweite Rezeptbörse, auf alte Traditionen besinnen. Daher werden auch nur regionaltypische Speisen zubereitet. Wenn die Mitglieder des Heimatvereins genug ortstypische Rezepte gesammelt haben, wollen sie die in einem Buch veröffentlichen.
Um die Attraktivität der Rezeptbörse noch zu steigern, soll im nächsten Jahr zusammen gekocht werden: "Vielleicht lässt sich dafür sogar ein prominenter Einwohner gewinnen", so die Überlegungen des Bürgermeisters, der sich dann zumindest nicht mehr selbst an den Kochtopf stellen muss.