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Kino ausverkauft DEFA-Märchenfilm im Capitol Bernburg: Rotkäppchen-Darstellerin Blanche Kommerell zu Besuch

Von Susanne Schlaikier 11.12.2018, 07:57
Mario Koch und Dagmar Krüger sind Fans und erhaschen ein Autogramm von Blanche Kommerell.
Mario Koch und Dagmar Krüger sind Fans und erhaschen ein Autogramm von Blanche Kommerell. Conny Schreiber

Bernburg - Damit hatte Blanche Kommerell offenbar nicht gerechnet: Sie sollte dem Weihnachtsmann ein Gedicht aufsagen. Und obwohl die 68-jährige Schauspielerin eigentlich sehr sprachgewandt ist, wollte ihr so ganz spontan kein Gedicht einfallen. Doch mit Unterstützung des Weihnachtsmannes fielen ihr die Verse zu „Drauß’ vom Walde komm ich her“ wieder ein.

Blanche Kommerell war am Sonntag Gast des diesjährigen Weihnachtsmärchens „Rotkäppchen“ im Bernburger „Capitol“-Kino, dessen Betreiber alljährlich zur Weihnachtszeit immer wieder die Darsteller aus Märchenfilmen einladen.

Kommerell spielte 1961 als Elfjährige das Rotkäppchen

Wenn man die zierliche Frau neben dem Weihnachtsmann sitzen sieht, mit ihrer roten Mütze und ihren hellwachen Augen, dann sieht man direkt das „Rotkäppchen“ vor sich, das die Tochter der Schauspielerin Ruth Kommerell 1961 als damals Elfjährige gespielt hatte.

Sie spielte das Mädchen nicht etwa schüchtern oder ängstlich, sondern ziemlich mutig und selbstbewusst. Und in dieser Version von Regisseur Götz Friedrich, zu der sich neben dem bösen Wolf auch noch ein listiger Fuchs sowie ein freundliches Häschen und ein tollpatschiger, naschhafter Bär gesellen, kann Rotkäppchen den Wolf zunächst noch in die Flucht schlagen.

Gleichwohl lässt es sich am Ende von ihm täuschen und wird gefressen. Das Mädchen wird aber genauso wie seine Großmutter von seinem Vater, der Jäger ist, und der Mutter gerettet.

Besonders Wolf und Fuchs wurden seinerzeit von Werner Dissel und Harald Engelmann so lebendig dargestellt, dass es so manchen kleinen Kino-Besucher schauderte.

Ihre erste Rolle spielte Blanche Kommerell als Siebenjährige

Wie Hauptdarstellerin Blanche Kommerell, die ihre erste Rolle als Siebenjährige in „Das Mädchen, das keine Schularbeiten machen wollte“ gespielt hatte, erzählte, sei der Regisseur von „Rotkäppchen“ eigentlich ein Opern-Regisseur gewesen und habe zuvor noch nie einen Film gedreht.

Besonders vor dem Wolf hätten sich die Kinder immer gefürchtet. „Es ist eigentlich ein Märchen für Erwachsene geworden“, meint Kommerell. Drei Monate sei Anfang der 60er Jahre an diesem Film gearbeitet worden, erzählte Kommerell im anschließenden Gespräch mit den Zuschauern. „Entstanden ist er ausschließlich im Studio.“

„Es ist eigentlich ein Märchen für Erwachsene“

Dass er heute, fast 60 Jahre nach seinem Erscheinen, wieder populär ist, freut die Hauptdarstellerin.Immer wieder bekomme sie Anfragen von Kindertagesstätten oder Schulen. „Dass er heute noch immer einen Wert hat, ist wie ein Geschenk“, meint die 68-Jährige, die später noch in unzähligen Filmen wie etwa „Jakob der Lügner“ sowie in mehreren „Polizeiruf 110“-Folgen mitwirkte.

Die gebürtige Hallenserin lebt heute in Berlin und arbeitet seit der politischen Wende 1990 als Dozentin an der Universität Witten/Herdecke (Nordrhein-Westfalen) als Dozentin für Sprache und Schauspiel.

Zuletzt gesehen hat sie das Märchen vor etwa einem Jahr. Es war jetzt übrigens ihr erster Aufenthalt in der Saalestadt Bernburg überhaupt. Tags zuvor hatte die Mimin schon einen Stadtbummel unternommen, erzählt sie. Sie habe sich das Schloss, das Theater sowie die Schloss- und die Bonifatiuskirche angesehen.

Lob für Capitol-Kino: „Das ist ein richtiger Schatz“

Besonders beeindruckt habe sie der Blick zur Saale, meint Blanche Kommerell. Nur der strömende Regen trübte ihren Eindruck von der Stadt etwas. „Die wahren Schönheiten habe ich bei dem Wetter leider nicht sehen können.“

Zu denen zählt aber zweifelsohne das Kino selbst, von dem der prominente Gast dann auch sehr angetan war. Es gebe nur noch wenige solcher gut erhaltenen alten Häuser, weiß Kommerell. „Das ist ein richtiger Schatz, den Sie hier haben“, meinte sie begeistert. (mz)