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"Es hörte nicht auf zu schneien" Brandschutz- und Gefahrenabwehrfirma BOS112: Männer aus Bernburg helfen bei Schneekatastrophe in Bayern

Von Felix Filke 25.01.2019, 07:57
Drehleiter im Dauereinsatz: Sieben Tage lang waren die Bernburger mit eigener Technik vor Ort in Bayern.
Drehleiter im Dauereinsatz: Sieben Tage lang waren die Bernburger mit eigener Technik vor Ort in Bayern. Willems

Berchtesgaden/Bernburg - Schnee, Schnee und noch mehr Schnee. „Das habe ich so noch nie gesehen, der Schnee war bis zu fünf Meter hoch aufgeschoben“, sagt Alexander Willems, Chef des Bernburger Unternehmens „BOS 112“, das sich auf die Aus- und Weiterbildung von Feuerwehren und Rettungsdiensten spezialisiert hat. Mitte Januar waren die Mitarbeiter im bayrischen Landkreis Berchtesgadener Land unweit des Königssees selbst im Katastropheneinsatz.

Die ungeheuren Schneemassen machten nicht nur Straßen unpassierbar und schnitten ganze Dörfer von der Außenwelt ab, sondern waren vor allem eine Gefahr für die Häuser: durch die tonnenschwere Last auf den Dächern drohten viele von ihnen einzustürzen. „Es ist sehr ungewöhnlich, dass bei einem Katastrophenalarm in Bayern jemand aus Sachsen-Anhalt zur Hilfe kommt“, sagt Willems.

Neun Männer fuhren mit drei Fahrzeugen nach Bayern

Der Kontakt nach Bayern kam über einen Kumpel von BOS-Chef Willems zustande. Als der Hilferuf aus den Alpen dann tatsächlich eintraf, machten sich die Bernburger am 11. Januar auf den Weg - alles in allem neun Mann und drei Fahrzeuge: eine Drehleiter, ein Hilfeleistungslöschfahrzeug und ein Gerätewagen für die Logistik.

„Unser Vorteil ist, dass wir nicht an den öffentlichen Feuerwehrdienst gebunden sind“, sagt Willems. Soll heißen: Die firmeneigenen Fahrzeuge, mit denen die BOS-Jungs in Bayern waren, fehlten nicht an anderer Stelle. Deshalb waren sie auch volle sieben Tage dort.

BOS-Team hatte 35 Einsätze in sieben Tagen

„Die Helfer des Technischen Hilfswerks und der Berufsfeuerwehren wurden alle zwei Tage ausgewechselt.“ In dieser Zeit hatten Willems und seine Kollegen 35 Einsätze - von der kompletten Dachräumung bis zum Umsägen schneebruchgefährdeter Bäume.

Vor allem an einen Einsatz erinnert sich Willems genau - ein Einsatz, bei dem es auch für die Helfer gefährlich wurde. Es war in den Morgenstunden des 14. Januar, die Helfer aus Bernburg waren gerade dabei, sich zu einem völlig eingeschneiten Haus durchzukämpfen.

Einmal musste das THW beim Rückweg unterstützen

„Plötzlich fing es an zu schneien und hörte einfach nicht mehr auf. Überall ging es steil runter und selbst mit Schneeketten waren wir nur noch am Rutschen. Das THW hat uns dann rausgeholt.“

Ein weiterer dramatischer Einsatz war im Berchtesgadener Ortsteil Buchenhöhe auf etwa 1.300 Meter Meereshöhe: „Die Straßen waren nicht mehr sichtbar und wir wurden mit Kettenfahrzeugen der Bundeswehr hochgefahren.“

Das Problem: Die Kamine der Häuser waren komplett zugeschneit, für die Menschen bestand Erstickungsgefahr. „Da ging es wirklich um Menschenleben.“ Mit Hilfe der Drehleiter konnten die Soldaten auf die Dächer gelangen und und mit speziellen Schippen die Schornsteine vom Schnee befreien.

Eiszapfen bohrte sich in Ölbehälter der Drehleiter

Sowohl für die Menschen als auch die eingesetzte Technik war der ungewöhnliche Einsatz ein besonderer Kraftakt. „An unseren Fahrzeugen mussten wir einige Verluste hinnehmen.“ So bohrte sich etwa ein Eiszapfen durch einen Ölbehälter der Drehleiter.

„Auch die Nebelscheinwerfer sind weg, einige Sensoren sind abgefallen und die Hupen vorne haben wir im hohen Schnee abgefahren. Insgesamt hat die Drehleiter aber tapfer durchgehalten.“ Immerhin werden die Schäden von der Versicherung bezahlt. (mz)

Detlef Willems (von links), Pascal Berghorn und Alexander Willems
Detlef Willems (von links), Pascal Berghorn und Alexander Willems
Pülicher
Das Auto ist unter der dicken Schneedecke kaum zu erkennen.
Das Auto ist unter der dicken Schneedecke kaum zu erkennen.
Willems