1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Beruf und Leben: Beruf und Leben: Rund 44.000 Menschen im Salzlandkreis pendeln

Beruf und Leben Beruf und Leben: Rund 44.000 Menschen im Salzlandkreis pendeln

18.10.2019, 13:40
Frust im Stau: Immer mehr Menschen haben weite Wege, um zur Arbeit zu kommen.
Frust im Stau: Immer mehr Menschen haben weite Wege, um zur Arbeit zu kommen. IG Bau

Bernburg - Wenn Lebenszeit im Stau flöten geht: Auf dem Weg zur Arbeit verließen im vergangenen Jahr rund 44.000 Menschen regelmäßig die Grenzen des Salzlandkreises - damit bleibt die Zahl der sogenannten Auspendler auf einem hohen Niveau, heißt es in einer Pressemitteilung der IG Bauen-Agrar-Umwelt.

Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf eine aktuelle Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung.

Immer längere Staus und überfüllte Züge

Für Gewerkschafter Lutz Koppehel liegt eine Hauptursache für die hohe Zahl der Berufspendler im Mangel an bezahlbaren Wohnungen in Ballungsräumen.

„Eine wachsende Zahl von Menschen kann sich die hohen Mieten und Immobilienpreise in der Stadt nicht mehr leisten. Aber genau dort sind in den letzten Jahren besonders viele Jobs entstanden“, sagt der Bezirksvorsitzende der IG Bau Dessau-Bernburg.

Die Folge seien immer längere Staus und überfüllte Züge. Strecken von mehr als 50 Kilometern bis zum Arbeitsplatz seien für viele Pendler aus dem Salzlandkreis mittlerweile gang und gäbe, betont Koppehel.

„Dabei geht nicht nur wertvolle Zeit für Familie, Freunde und Hobbys verloren. Auch die Umwelt leidet unter der Fahrerei.“ Nach Angaben des Umweltbundesamtes geht knapp ein Fünftel aller CO2-Emmissionen in Deutschland auf das Konto des Verkehrs.

IG Bau fordert drastische Wende in der Wohnungsbaupolitik

Die IG Bau warnt vor einer Zunahme der Pendlerzahlen, sollte sich das Wohnen noch weiter vom Arbeiten entfernen. Nötig sei eine „drastische Wende“ in der Wohnungsbaupolitik. „Die öffentliche Hand muss viel mehr als bisher investieren, um bezahlbaren Wohnraum in den Metropolen und Ballungsräumen zu schaffen. Es fehlen vor allem Wohnungen im sozialen und im bezahlbaren Segment“, so Koppehel.

Massive Investitionen seien aber auch im Bereich der Verkehrsinfrastruktur unverzichtbar, um die Pendler zu entlasten. „Vor allem beim Schienen-, Straßen- und Radwegenetz ist der Nachholbedarf groß“, macht Koppehel deutlich.

Einen entscheidenden Beitrag gegen den „Pendel-Frust“ könnten zudem die Firmen leisten - indem sie es ihren Beschäftigten leichter machen, in Gleitzeit oder im Home-Office zu arbeiten.

****************************************

Die Pendler-Problematik im Salzlandkreis ist Teil eines bundesweiten Trends: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit pendelten im letzten Jahr 39 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in eine andere Stadt oder einen anderen Kreis zur Arbeit. (mz)