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Bernburg Bernburg: Wall aus Sand und Beton gegen das Hochwasser

17.01.2011, 20:00

BERNBURG/MZ. - Axel Krause hält eine Reihe verstaubter und leicht vergilbter Fotos in der Hand. Eigentlich wollte er die schon beinahe wegwerfen. Denn nur ungern wird der Inhaber eines Palettenhandels in der Bernburger Gartenstraße an das Hochwasser 2003 erinnert. Die Aufnahmen zeigen, wie hoch das Wasser damals auf dem Gelände seiner Firma gestanden und welchen Schaden es angerichtet hatte.

Doch die Szenen von damals haben ihn wieder eingeholt. Auch dieses Mal ist Krause vom Hochwasser betroffen. Aber dieses Mal hat er vorgesorgt: Der 38-Jährige hat auf dem hinteren Teil seines Hofes einen sechs Meter langen und 1,20 Meter hohen Damm errichtet. "Da kommt kein Wasser durch", bemerkt er mit Genugtuung.

"60 Zentimeter hoch würde das Wasser auf dem Hof stehen, wenn der Damm nicht da wäre", sagt Krause und zeigt mit einem Zollstock die Höhe an. Auch viele Nachbarn hätten sich in den vergangenen Tagen dankbar aufgrund seiner Eigeninitiative geäußert. Denn mit seinem eigenwilligen Hochwasserschutz hat er nicht nur sich, sondern auch andere Anwohner der Gartenstraße vor Schlimmerem bewahrt.

Vor einer Woche, als das Wasser bereits auf dem Waldauer Anger stand, hatte Axel Krause spontan reagiert. Er hatte sich von der Firma Harske aus Gröna Sand bringen lassen. "Zehn Tonnen sind es bestimmt gewesen", schätzt er. Zusammen mit Freunden hat er dann die Schutzwand aus Sandsäcken, Sand und Folien errichtet. Betonplatten dahinter sollen dem Damm zusätzliche Stabilität verleihen. Zudem hat Krause einen Steg aus Paletten errichtet, auf dem die Nachbarn ihr Grundstück Am Ziegelkolk trockenen Fußes verlassen können.

Doch etwas Wasser drückt von anderer Stelle trotzdem auf das Firmengelände. Das Wasser komme von benachbarten Gärten, erzählt Krause. Und so stehen zumindest einige Paletten unter Wasser. Auch Möbel und ein Teppich in seinem Büro sind betroffen. "Das geht noch bis Ende Februar so", vermutet der Inhaber des Palettenhandels. Der wirtschaftliche Schaden ist schon jetzt groß: "Ich kann nicht liefern. Es kommen keine Lkw mehr bis hierher", erklärt der 38-Jährige, der aber noch scherzen kann. "So günstig kommt man sonst nicht zu einem Wassergrundstück", sagt er mit einer Portion Galgenhumor.

An der nahe gelegenen Flutbrücke war das Wasser auf der Talstadtseite indes schon zum Teil auf die Fahrbahn gelaufen. Mehrere Feuerwehrleute der Bernburger Feuerwehr stapelten an der Auffahrt zur Flutbrücke und auf dem Fußweg in Richtung Breite Straße Sandsäcke. Der Platz der Jugend war da bereits für Autos gesperrt. Seit Sonntagabend um 23 Uhr war die Straße in Richtung Nienburg mit Ampelregelung nur noch für Lkws und Busse offen. Aber längst nicht alle Autofahrer hielten sich daran: Noch am Montagvormittag fuhren immer wieder Fahrzeuge durch das Zentimeter hohe Wasser. Nicht alle hätten es geschafft, mancher ist stecken geblieben, sagte ein Polizeisprecher.

Auch in Plötzkau hatten die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr alle Hände voll zu tun. "Seit Sonntagnachmittag ist die Feuerwehr wieder rund um die Uhr im Einsatz", sagte der Ortsbürgermeister Peter Rosenhagen. So helfen sie beispielsweise dabei, Keller auszupumpen oder Heizungskeller abzudichten. Vor allem aber sind sie damit beschäftigt, das Wasser von der Trafo-Station in der Nähe des Bleichplans fern zu halten. "Ansonsten müssten wir den Strom abstellen." Auch Sandsäcke wurden bereitgestellt. "Jeder, der Sand benötigt, kann sich welchen holen", sagte Rosenhagen.

Bernburgs Ordnungsdezernent Holger Dittrich erwartete bis zum späten Nachmittag noch einen weiteren Anstieg um fünf bis sechs Zentimeter. "Wir rechnen zwischen 16 und 18 Uhr mit dem Scheitel", so Dittrich. Dennoch sei er "verhalten optimistisch" für die kommenden Tage. "Das Wasser wird langsam zurückgehen. Und dann dürfte es sich einpegeln, wenn auch auf hohem Niveau." Dittrich schätzt, dass die Saale einen Pegelstand von 5,50 Meter erreicht.

Zudem ist man sich bei der Stadt sicher, dass das Pflegeheim am Rosenhag doch nicht evakuiert werden muss, ebenso nicht die Waldklinik. Ordnungsdezernent Dittrich glaubt nicht daran, dass das Wasser noch so sehr steigen kann, dass die Heizung des Pflegeheims, das seit Tagen vom Wasser eingeschlossen ist, absäuft. "In zehn bis 16 Stunden haben wir das Schlimmste überstanden", will er sich von Meldungen, die Saale könnte deutlich über 5,90 Zentimeter steigen, nicht den Mut nehmen lassen.