Bernburg Bernburg: Psychiatrie-Ausstellung auch für Laien verständlich

Bernburg/MZ - In der Bernburger Marienkirche ist noch bis einschließlich 13. Oktober eine sehr verständlich aufbereitete Ausstellung zum Thema Psychiatrie zu sehen. Die Schau „Dämonen und Neuronen“ gestattet es auch dem interessierten Laien, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, wie sich im Laufe von 5 000 Jahren die Sichtweise auf Erkrankungen von Geist und Seele gewandelt hat.
Bei der Eröffnung am Sonntag erläuterte Professor Christfried Tögel, Direktor des Salus-Instituts, verschiedene Schwerpunkte der Schau. Überraschend für viele ist beispielsweise die Tatsache, dass der Islam in vormittelalterlicher Zeit einen weitaus humaneren Umgang mit psychisch Kranken entwickelt hatte als das Christentum zu jener Zeit. „Bereits 864 n. Chr. gab es in Bagdad ein psychiatrisches Krankenhaus mit Bibliothek und kostenloser Behandlung“, erläuterte Tögel.
Im Gegensatz dazu entwickelte sich im christlichen Mittelalter die Vorstellung von Dämonen, die Besitz von einem Menschen ergreifen. Dies gehe auf das Neue Testament zurück, als Jesus einen Besessenen heilte, nannte der Direktor des Salus-Instituts einen Grund. Die Tradition, Dämonen als Ursache psychischer Erkrankungen zu deuten, werde durch die Beibehaltung des Exorzismus in der katholischen Kirche bis heute weitergeführt.
Wilhelm Griesinger (1817 bis 1868), der als Begründer der naturwissenschaftlich geprägten Psychiatrie gilt, hatte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts die Vorstellung davon, dass psychiatrisch Kranke in der Nähe von universitärer Forschung behandlet werden sollten. Sein Gegenpart war Christian Friedrich Wilhelm Roller (1802 bis 1878). Roller ging von dem Gedanken aus, dass Kliniken für psychisch Kranke „im Grünen“ am besten aufgehoben sind. Leider habe sich Roller in dieser Frage durchgesetzt, so dass es zur Trennung zwischen Versorgungs- und Universitäts-Psychiatrie gekommen sei. „Noch heute sind 70 Prozent der psychiatrischen Einrichtungen fernab der großen Städte“, konstatierte der klinische Psychologe und Wissenschaftshistoriker.
Die Ausstellung behandelt auch mehrere Psychiatrie-Reformen - vom Ende des 18. Jahrhunderts in England und Frankreich bis zur Enquête-Kommission in der Bundesrepublik Anfang der 1970er Jahre. In der Folge seien in Westdeutschland wesentlich mehr Gelder bewilligt worden. „In der DDR wurden die Mängel genauso erkannt - baulich finanziell und sozialpsychiatrisch“. Umgesetzt worden sei davon jedoch so gut wie nichts. In der Gegenwart sei die Qualität der Behandlung in den neuen und alten Bundesländern auf gleichem Niveau, sagte Tögel.
