Bernburg Bernburg: Beispielhafte Leistungen geehrt
BERNBURG/MZ. - Sowohl der Kommunalpolitiker als auch der Journalist, Buchautor und Kritiker, der in Bernburg das Abitur abgelegt hatte, sprachen sich gegen eine Gesellschaft aus, die nichts mehr ändern will.
Musikalisch hatte die Dixie-Band Aschersleben den Neujahrsempfang eröffnet. Höhepunkt des Abends war die Auszeichnung "Ehrenamt 2010". Mit dem Preis wurden Sybille Treptow aus Aschersleben, Gerhard Hartkopf aus Bernburg und Sven Schumann aus Schönebeck ausgezeichnet.
Kampf um neue Strukturen
Von einem "außergewöhnlichen kommunalpolitischen Jahr" sprach Landrat Ulrich Gerstner, 2010, im vierten Jahr seines Bestehens, habe der Salzlandkreis sowohl Erfolge als auch Misserfolge erlebt. Er erinnerte an das Scheitern der Klinik-Holding und an den Kreistagsbeschluss zwei Tage vor Weihnachten, für alle Krankenhäuser einen neuen Eigentümer zu suchen. Er äußerte Verständnis für den Kampf vor allem der Staßfurter um Bewährtes, sprach sich aber dagegen aus, mit allen Mitteln an Altbewährtem festhalten zu wollen und die neuen Bedingungen zu negieren. "Das war eine schwere Entscheidung", bescheinigte der Landrat dem Kreistag und äußerte die Meinung, dass bei einer Privatisierung die Chancen für die Mitarbeiter der Kliniken größer seien als die Risiken.
Als "eine große Herausforderung" betrachtet Gerstner die Gründung des Jobcenters Salzlandkreis. Damit sei der fusionierte Landkreis einer von sechs in Deutschland, die die Betreuung der Hartz-IV-Betroffenen in die eigenen Hände genommen hat. Ein Wermutstropfen sei dabei, dass das Jobcenter in diesem Jahr mit 14 Millionen Euro weniger auskommen müsse. Trotzdem sei es das Ziel, eine einheitliche Vorgehensweise im gesamten Landkreis zu garantieren. "Personen, nicht die Träger der Maßnahmen müssen gefördert werden", gab Gerstner die Marschrichtung vor, auch mit weniger Geld vom Bund für die Betroffenen eine neue Zukunftschance zu eröffnen.
Für das Jahr 2011 wünschte Gerstner den zahlreichen Gästen des Empfangs Gesundheit und Erfolg und dem Landkreis, dass er die Herausforderung der Verwaltungsmodernisierung meistert und immer mehr das Miteinander der einzelnen Regionen das Handeln bestimmt.
Zu den Erfolgen des vergangenen Jahres zählte Gerstner die Gründung des Verkehrsverbundes "Marego" im Dezember und die Bemühungen, mehr Fahrgäste zu gewinnen und das Konjunkturpaket II, mit dem im gesamten Landkreis sowohl Schulen als auch die Infrastruktur saniert werden konnten. Im neuen Jahr, so der Landrat, werde die Fertigstellung der neuen Bundesstraße 6 bis Bernburg und ihre Anbindung an die A 14, die neue Elbebrücke in Schönebeck und die Ortsumfahrung Nachterstedt Verbesserungen sowohl für die Einwohner als auch für die Unternehmen der Region bringen.
"Aber erst einmal müssen wir dem Hochwasser begegnen", sagte Gerstner mit Blick auf die Aufgaben der nächsten Tage und versprach: "Wir werden alles unternehmen, was möglich und machbar ist." Mit Zuversicht und Vertrauen ins neue Jahr zu gehen, bedeutet für den Landrat, am weiteren Zusammenwachsen des Landkreises zu arbeiten, nicht Einzelinteressen zu vertreten, sondern das Ganze im Blick zu haben. Gemeinsam sollte nach Lösungen gesucht werden, besonders die, die politische Verantwortung tragen.
Nicht der Zukunft verweigern
Unter dem Titel "Ist die Zukunft auch nicht mehr das, was sie einmal war?", wandte sich Hellmut Karasek gegen die Mentalität, dass alles so bleiben solle, wie es ist, gegen Absperrketten um alles Alte. Es ist besser, Altes aufzubrechen und sich der Zukunft nicht zu verweigern. Interessant, lebendig, niveauvoll und auch witzig sprach Karasek, der in Bernburg das Abitur abgelegt hatte. Mit zwei Büchern - dem druckfrischen Jubiläumsbuch über Bernburg und eine historische Faksimile-Ausgabe der Moscowitischen und Persianischen Reisebeschreibung im Jahr 1656 des Ascherslebener Wissenschaftlers Adam Olearius - wurde ihm für seine zum Nachdenken anregenden Worte gedankt.
Sybille Treptow
Den Ausspruch des römischen Philosophen Seneca: "Ein Mensch, der nur an sich denkt und in allem seinen Vorteil sucht, kann nicht glücklich sein. Willst du für dich leben, lebe für andere" stellte Sparkassenvorstand Manfred Köhler an den Beginn seiner Laudatio für Sybille Treptow aus Aschersleben, die erste Preisträgerin des "Ehrenamtes 2010". Ehrenämter, so Köhler, "sind meistens mit unerhört viel Arbeit und Herausforderung verknüpft". Das sei bei Sybille Treptow der Fall. Handele es sich doch um eine Leistung, die mit erheblichen psychischen Belastungen verbunden ist und die ein besonderes Einfühlungsvermögen verlangt. Sybille Treptow ist im sozialen Bereich tätig.
Sie hat seit Mitte der neunziger Jahre maßgeblich an der Vorbereitung und der Gründung des Hospizkreises mitgewirkt, der seit 1999 vor allem im Bereich Aschersleben-Staßfurt tätig ist und von ihr geleitet wird. Gemeinsam mit 16 ehrenamtlichen Helfern hat sich Sybille Treptow der Begleitung Sterbender außerhalb ihres Berufes, aber mit vollem Einsatz angenommen. Der Hospizkreis bietet Hilfestellung und Begleitung an. Die Mitarbeiter sind bei Bedarf ständige Ansprechpartner zu jeder Zeit, 24 Stunden am Tag. Sie haben sich das Ziel gesetzt, einen Abschied vom Leben in Menschenwürde, ohne Schmerzen und möglichst in häuslicher Umgebung zu ermöglichen.
Gerhard Hartkopf
Den zweiten Ehrenamtspreisträger Gerhard Hartkopf bezeichnete Landrat Ulrich Gerstner als einen Mann, mit dessen Namen sich der Bernburger Rudersport seit 45 Jahren verbindet. "Er ist ein Mensch, der sich voll und ganz dem Rudersport verschrieben hat", würdigte er die akribische Arbeit des Vereinsvorsitzenden, der bereits im Alter von 12 Jahren zum Rudersport kam, zahlreiche sportliche Erfolge sammelte, später Übungsleiter des Nachwuchses war, 1995 zu den Mitbegründern des Bernburger Ruderklubs gehörte, sich seitdem als Vereinsvorsitzender engagiert und ein fast unbezwungener Champion auf dem Ruderergometer ist.
In diesem Jahr werden auf der Saale die nunmehr 115. Ruderregatta und das 7. Drachenbootrennen ausgetragen. An der Organisation dieser Traditionsveranstaltungen trägt Hartkopf einen maßgeblichen Anteil. Bis heute hat der Vereinsvorsitzende 365 Fördermittelanträge gestellt, von denen mehr als 300 positiv entschieden wurden. Auch dank der Förderung konnte das Bernburger Ruderhaus saniert werden, konnten neue Boote angeschafft und ein neuer Zielturm eingeweiht werden.
Sven Schumann
Den dritten Preisträger des "Ehrenamtes 2010" würdigte das Vorstandsmitglied der Salzlandsparkasse, Helmut Ibsch, als einen "Menschen mit Begeisterung für die Sache, mit Organisationsgeschick und Hartnäckigkeit. Sven Schumann, der Vorsitzende des Fördervereins des Kreismuseums Schönebeck, wirke nicht im Verborgenen, sondern in der Öffentlichkeit.
Seit 1992 leitet Schumann den da gegründeten Verein. Großes Engagement leisten der Verein und sein Vorsitzender bei der Umsetzung eines neuen, zukunftsorientierten Konzeptes für das Museum. Das Haus soll sich künftig wesentlich von anderen unterscheiden und etwas Unverkennbares, Eigenes entwickeln. Damit will der Verein, der die Zügel der Einrichtung in seine Hände genommen hat, den langfristigen Bestand und gleichzeitig höhere Besucherzahlen sichern. "Dieses Haus, das einstige Rathaus von Groß Salze, zu erhalten und weiter mit Leben zu erfüllen, sind hoffnungsvolle Perspektiven nicht nur für Schönebeck, sondern für den gesamten Landkreis", sagte Ibsch.
Mit dem neuen Konzept "Lebensadern Elbe-Saale", mit der Verbindung von Salzgeschichte und Schifffahrt, mit der Entwicklung zu einem interaktiven "Lernort" beschreiten das Kreismuseum und der Förderverein innovative Wege.