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Bernburg Bernburg: Ausbildungsplatz in letzter Minute

Von SUSANNE WEIHMANN 20.08.2010, 15:43

BERNBURG/MZ. - Jessica Antes hat sich mehrere Nummern in ihrem Notizbuch aufgeschrieben. Mit den Nummern verbindet die junge Frau große Hoffnungen: Die 18-Jährige ist noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz und daher zur "Last-Minute"-Ausbildungsbörse am Donnerstag in die Agentur für Arbeit in Bernburg gekommen. "Ich suche etwas im Verkauf: Büro- oder Einzelhandelskauffrau", sagt die Bernburgerin. Auch Lars Rolle aus Peißen hofft zwischen all den gelben Zetteln im Flur der Arbeitsagentur noch etwas Passendes zu finden. Der 17-Jährige würde gern eine Ausbildung zum Industriemechaniker oder Mechatroniker machen, am liebsten in der Region. "Ich habe in einem Praktikum festgestellt, dass es das ist, was ich machen will", erzählt er.

Es ist die zweite Ausbildungsbörse in diesem Jahr in Bernburg. Bei der ersten im Juni habe man immerhin elf Jugendliche in einen Ausbildungsberuf vermitteln können, berichtet Renèe Ramm, Pressesprecherin der Arbeitsagentur. Noch immer sind aber 200 Stellen in allen Branchen im Agenturbezirk Dessau-Roßlau, zu dem Bernburg gehört, offen. Noch haben auch 200 junge Leute keinen Ausbildungsplatz. Und die Zeit drängt: "Der 1. September ist fast schon der letzte Termin, eine Ausbildung zu beginnen", erklärt Renèe Ramm. Daher würden die Firmen jetzt auch schnell auf Bewerbungen reagieren.

Jessica Antes hat gleich mehrere Bewerbungsmappen zur Ausbildungsbörse mitgebracht. Sie sucht seit Anfang dieses Jahres verstärkt nach einer Stelle, hat über 100 Bewerbungen verschickt - bisher aber ohne Erfolg. In der Arbeitsagentur berät Vermittlerin Jaqueline Hecht die junge Frau. "Die Arbeitgeber haben gewisse Anforderungen", sagt Hecht. Meist werde zumindest der Realschulabschluss verlangt. "Denn die Arbeitgeber wollen sicher gehen, dass die Bewerber auch die Berufsschule schaffen." Einen Realschulabschluss hat Jessica Antes nicht. Dennoch gibt es drei Stellen, für die sich die 18-Jährige bewerben will. Darunter ist eine im Verkauf sowie zwei als Restaurantfachfrau. Auch das könnte sie sich vorstellen, sagt Antes. Immerhin durfte sie noch am gleichen Abend in einem Bernburger Restaurant Probearbeiten. Doch auch wenn es in diesem Jahr nichts mehr mit einer Lehrstelle wird, hat Jessica Antes konkrete Ziele für die Zukunft. "Ich möchte auf 400-Euro-Basis arbeiten und meinen Realschulabschluss nachholen."

Wie Antes und Lars Rolle nutzten 30 junge Leute das Angebot der Arbeitsagentur. 80 Vermittlungsvorschläge wurden nach Angaben der Pressesprecherin von den Mitarbeitern der Agentur ausgegeben. Dennoch seien insgesamt zu wenig Bewerber gekommen, findet Renèe Ramm. "Wir hätten uns noch mehr Bewerber gewünscht", sagt die Pressesprecherin. Zumal die Bewerber die Chance gehabt hätten, sich bei zwei Unternehmen - Restaurant "Maximus" und "Buresch-Kommunikation" - persönlich vorzustellen.

Obwohl es für die Bewerber eigentlich genug Stellen gäbe - "jeder könnte eine bekommen", sagt Renèe Ramm, werden wohl auch zum von ihr als Deadline genannten 1. September noch viele unbesetzt bleiben. Oft sei schlicht die Qualität nicht ausreichend. "Oft sind die schulischen Leistungen nicht ausreichend", erklärt Ramm. Auch Kundenfreundlichkeit, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit spielten bei der Auswahl der Auszubildenden eine Rolle. Kriterien, die ein Teil der Jugendlichen nicht erfüllt. Schon die Bewerbungsmappe sei nicht selten mangelhaft. Auf das Zeugnis und den Abschluss würden die Arbeitgeber schon allein wegen der Anforderungen in der Berufsschule Wert legen. Schließlich würden den Unternehmen durch einen Ausbildungsabbruch hohe Kosten entstehen. Dass es nicht so weit kommen muss, auch dafür gibt es ein Angebot der Arbeitsagentur. "Wir bieten ausbildungsbegleitende Unterstützung, also Nachhilfe an", sagt Ramm. Dafür müssten die Jugendlichen zwar Freizeit opfern, wozu nicht immer alle bereit sind, aber es habe schon vielen geholfen, berichtet sie.

Eine weitere Ausbildungsbörse wird es in diesem Jahr keine mehr geben, nur eine Nachvermittlungsaktion, in der es um Einstiegsqualifikationen gehe, kündigt Renèe Ramm an.