Angst Trauer Wut Augsburger Puppenkiste in Bernburg: Kinder erleben "Paula und die Kistenkobolde"

Bernburg - Immer, wenn es draußen ein Gewitter gibt, kribbelt es in Paulas Bauch: Die Fünfjährige fürchtet sich vor dem Lärm. Doch dann singt sie das „Mut-Mach-Lied“ und es geht ihr wieder besser.
Paula ist die Hauptfigur in einem Theaterstück der Augsburger Puppenkiste, die am Dienstag in der Turnhalle an der Heinrich-Rau-Straße zu Gast war. Das Stück „Paula und die Kistenkobolde“ ist ein wichtiger Baustein des Kindergartenprogramms Papilio, das die sozialen und emotionalen Kompetenzen bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren fördern soll. Außerdem soll es Sucht- und Gewalttendenzen im Jugendalter vorbeugen, erläutert Katja Pfalzgraf von Papilio mit Sitz in Augsburg (Bayern).
Paula entdeckt auf dem Boden eine geheimnisvolle Kiste
Das Kindergartenkind Paula entdeckt auf dem Dachboden seiner Großeltern eine geheimnisvolle Kiste. Darin befinden sich die vier Kobolde Bibberbold, Heulibold, Zornibold und Freudibold, die - ihre Namen sagen es schon - die Gefühle Angst, Traurigkeit, Wut und Freude verkörpern.
Während sich Bibberbold kaum aus der Kiste traut, muss Heulibold ständig weinen. Zornibold möchte am liebsten immer mit dem Fuß aufstampfen und Freudibold ist immer bester Laune.
Paula erzählt ihnen, dass auch sie manchmal traurig ist oder Angst hat. „Wenn ich traurig bin, finde ich es prima, wenn mich meine Freunde zum Lachen bringen“, erklärt sie den Kobolden.
Freunde des Mädchens helfen gegen Traurigkeit
Am besten funktioniere das mit einem Lied, und sie schenkt ihnen zum Abschied das „Mir geht’s heut so“-Lied. Die Kinder lernen in dem Theaterstück, dass es völlig in Ordnung ist, Angst zu haben. Oder traurig zu sein. Oder auch mal wütend zu sein.
Es ist eines von drei Bestandteilen des Papilio-Programmes, das seit drei Jahren in der Kita „Bussi Bär“ des Vereins Kids umgesetzt wird. Die zwei anderen Teile sind der „Das-Spielzeug-macht-Ferien-Tag“, an dem die Kinder mit Alltagsgegenständen spielen und somit ihre Fantasie anregen, sowie das Meins-deinsdeins-unser-Spiel, in dem es darum geht, Regeln einzuhalten.
Kinder sollen auch mit Alltagsgegenständen spielen
Auch die Eltern werden bei der Umsetzung des Papilio-Programmes, einbezogen. Auch in einer weiteren Bernburger Kita von Kids wird das Programm, das von der Barmer unterstützt wird, umgesetzt.
Die Krankenkasse fördert dabei die Ausbildung der Erzieher, die 720 Euro kostet, mit knapp 90 Prozent sowie die Materialkosten. Seit 2013 wurden in Sachsen-Anhalt 63 Erzieher aus sechs Kitas fortgebildet.
„Die Kinder erkennen sich in den Kobolden wieder“, hat Christina Müller, Erzieherin im „Bussi Bär“, beobachtet. Sie würden lernen, ihre Gefühle auszudrücken - und wie sie aus der Situation wieder herauskommen. Und das auf spielerische Weise.
Stellvertretende Landrätin Reingard Stephan lobt das Programm
Man lerne die Kinder dabei noch einmal ganz anders kennen - und umgekehrt, die Kinder die Erzieher, sagt Müller. Reingard Stephan, stellvertretende Landrätin des Salzlandkreises, findet den Ansatz des Programmes richtig. Sie hofft darauf, dass die Kinder alle „starke erwachsene Persönlichkeiten“ werden und „vernünftig miteinander umgehen“.
Das Theaterstück indes schauten sich nicht nur Kinder der Kids-Einrichtungen an, sondern Mädchen und Jungen aus insgesamt 14 Kindertagesstätten. Wie Aurora aus der Kita „Friedrich Fröbel“. Die Fünfjährige mochte Zornibold am liebsten.
„Weil der so wütend und auch ein bisschen lustig zu Heulibold war“, meinte sie. Jordans Favoritin war Paula. „Weil die so schön gesungen hat“, meinte die Sechsjährige. Auch Emilia fand Paula am besten. Ihr habe gefallen, dass die Hauptfigur so nett und fröhlich war, meinte Emilia, die die Kita „Löwenzahn“ besucht und heute ihren 5. Geburtstag feiert. (mz)
