Alte Handschellen fesseln ehemaligen Staatsanwalt
Bernburg/MZ. - Thomas L. Gross sammelt Handschellen und jegliche Art von Hand- und Fußfesseln. Diese Leidenschaft führte den US-Amerikaner aus Portland / Oregon am Sonntag auch, pünktlich zur Wiedereröffnung der Folterausstellung, die zuletzt in Thüringen unterwegs war, ins Museum Schloss Bernburg.
"Viele amerikanische Polizisten sammeln Waffen", erzählt Thomas Gross. Das sei ein ganz normales Hobby. "Aber ich mache mir nichts aus Waffen", sagt der ehemalige Staatsanwalt. Stattdessen ist er fasziniert von Handschellen, Fuß- und Handfesseln. Das habe sich durch seine frühere Zusammenarbeit mit der Polizei ergeben.
Vor 20 Jahren, auf einer "Gun-Show", entdeckte er zwischen all den Waffen alte Handschellen: "Das fand ich interessant", blickt Gross zurück. Ihn habe interessiert, wer sie hergestellt hat, wann und wo sie eingesetzt wurden. So kamen im Laufe der Jahre immer mehr dazu. Nur Bücher über Handschellen hat er in Amerika nicht gefunden, so dass Nachforschungen äußerst schwierig waren. Also hat er selbst eins geschrieben: "Manacles of the World" (Handfesseln der Welt). Meist lässt sich nicht einmal feststellen, wie alt die Fesseln und Handschellen sind, weil sie aus altem Gusseisen sind: "Die könnten 200, aber auch 1 000 Jahr alt sein", so Gross. Ihm sei auch nicht wichtig, wie viele sich in seinem Haus inzwischen angesammelt haben - die Zahl liege wohl irgendwo zwischen 400 und 800. Viel wichtiger ist dem Mittfünfziger aber, möglichst viele unterschiedliche Typen zu haben.
Derzeit recherchiert Gross für ein zweites Buch, was ihn auch nach Bernburg führte. Möglich gemacht hat das Lothar Schirmer, erster Kriminalhauptkommissar im Landeskriminalamt in Magdeburg. Vor drei Jahren kam Thomas Gross über Berlin nach Magdeburg. Dort war er auf der Suche nach einem Polizeimuseum. Auf dem LKA traf er Lothar Schirmer. "Ich hatte großes Glück, Lothar zu treffen." Und der Kriminalist fügt hinzu: "Wir waren sofort auf einer Wellenlänge, nicht zuletzt, weil wir das gleiche Alter haben."
Zwar reagieren Frauen auf ein solch bizarres Hobby meist ablehnend, weiß der Amerikaner, der nicht verheiratet ist. Aber klar finden sich auch Leser für dieses Thema: Es seien zumeist Polizisten, Cowboys und alte Western-Fans. "Und sicher sind auch einige aus der SM-Szene darunter", vermutet der Mann aus Oregon.
Der Amerikaner, der 25 Jahre für ein Gericht in St. Louis arbeitete, stellt aber klar, dass er keine Folterinstrumente sammelt. Spannend fand er die bei seinem Rundgang durch das Museum neben den alten Handschellen aber trotzdem.