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Adel Adel: Eheskandale im Hause Anhalt

Von Bernhard Spring 07.03.2015, 08:33
Eine Frau zerreißt ihr Hochzeitsfoto.
Eine Frau zerreißt ihr Hochzeitsfoto. dpa Lizenz

Bernburg - Es war ein unerhörter Eheskandal, den Karl Ludwig von Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym (1723–1806) im Jahr 1748 anzettelte: Zwar konnte die Ehe mit der Offizierstochter Benjamine Gertrud Keiser 1757 annulliert werden – immerhin hatte der Bräutigam die Einverständniserklärung seines fürstlichen Vaters gefälscht – doch geisterte Benjamine fortan als fürstlich berentete „Prinzessin von Anhalt“ im Gefolge der legendären Mätresse Madame de Pompadour durch die zwielichtige Hofgesellschaft von Versailles. Und geriet sogar in Verdacht, ein späteres Kind umgebracht zu haben.

Kleine und große Skandale

Doch nicht nur die älteren, auch die jüngeren Askanier waren immer wieder für kleine oder größere (Ehe)Skandale gut. Da wäre etwa der letzte regierende Herzog Joachim Ernst (1901–1947), der im März 1927 – alles andere als standesgemäß – die aus Plauen stammende Schauspielerin Ottilie Elisabeth Strickrodt (1903–1971) heiratete. Von dieser Tochter eines Opernsängers war der Herzog aber offenbar nur äußerst kurz begeistert: Schon im Juni 1929 ließ er sich wieder von ihr scheiden. Auch in seiner zweiter Ehe, die der Herzog wenige Monate nach seiner Scheidung einging, war Joachim Ernst mit einer Bürgerlichen verbunden: Angeblich soll Editha Marwitz (1905–1986) zuvor die Summe von 10 000 Mark gezahlt haben, um von Bertha von Stephani adoptiert worden und so in den Adel aufgestiegen zu sein.

Das Paar hatte fünf Kinder: Alexandra (1930–1992), Anna Luise (1933–2003), Leopold Friedrich (1938–1963), Edda (*1940) und Eduard (*1941), der heute als Chef des Hauses Anhalt wirkt, nachdem sein älterer Bruder an den Folgen eines tragischen Autounfalls verstarb. Auch in dieser Generation finden sich einige bemerkenswerte Geschichten. So wurde Alexandra zweimal geschieden und gab 1963 ihren einzigen Sohn Joachim Ernst in ein Heim. Erst 2004 erfuhr der Musiker von seiner leiblichen Mutter. Weniger prekäre Eheverhältnisse lebte Anna Luise von Anhalt: Sie heiratete einen Amerikaner und ließ sich wenige Jahre nach der Geburt eines gemeinsamen Sohnes scheiden. Später hatte die Prinzessin einen kleinen Gastauftritt in der TV-Show „Am laufenden Band“. Vergleichsweise ruhig geht es um Prinzessin Edda zu, die 1973 die Ehe mit dem Kaffeekönig Albert Darboven schloss, mit dem sie bis heute verheiratet ist. Ähnlich stabil war die 1980 geschlossene Ehe von Prinz Eduard und Corinna Krönlein nicht: Seit März 2014 geht das Paar getrennte Wege.

Weitere Skandälchen in Aussicht

Und der allseits bekannte „falsche“ Prinz Frédéric von Anhalt aus Hollywood, der seit 1986 als achter Ehemann der Schauspiellegende Zsa Zsa Gabor auftritt? Der geht auf Marie Auguste von Anhalt (1898–1983) zurück, einer Schwester von Herzog Joachim Ernst: Die war zuerst mit Prinz Joachim von Preußen, dem Sohn von Kaiser Wilhelm II., verheiratet. Nach seinem Selbstmord ging sie eine zweite Ehe ein, die bald geschieden wurde. Im fortgeschrittenen Alter lebte die einst zum Hochadel gehörende Dame in ärmlichen Verhältnissen und adoptierte gegen eine Rentenzahlung den Saunabetreiber Hans-Robert Lichtenberg, der seither als anhaltinischer Prinz firmiert und weiter fleißig adoptiert. Für weitere Skandale und Skandälchen im weitläufigeren Hause Anhalt dürfte also gesorgt sein. (mz)