Liebe zu alten Dingen Wie man mit einer Ascherslebener Familie auf Zeitreise gehen kann
Familie Langner aus Aschersleben erfreut sich an schönen, alten Dingen. Mit ihrem Antikladen „Zeitreise“ sind sie in der Breiten Straße umgezogen.

Aschersleben/MZ - Wer die moderne Glastür zum Geschäft in der Breiten Straße 20 öffnet, der macht eine Zeitreise. Hier sieht es fast aus wie in Omas Wohnzimmer. Altes, einst von der Firma Lehmann in Aschersleben per Hand bemaltes Porzellan steht auf Möbeln, eine alte Couch, ein 300 Jahre alter Barock-Stuhl und unter Glasvitrinen Zubehör für Schneider und Apotheker. Vor vielen Jahren haben Ben und Claudia Langner aus Aschersleben angefangen, alte Dinge von Flohmärkten, die andere nicht mehr brauchten, sie aber schön fanden, zu kaufen und sich in ihre Wohnung zu stellen. Und nach ein paar Wochen gegen andere antike Kleinigkeiten auszutauschen. Die ausgetauschten Dinge verkauften sie wieder. Es funktionierte.
Kleines Unternehmen als Nebenjob
Die Ascherslebener gründeten ein eigenes Unternehmen. Im Nebenerwerb, denn das Ehepaar hat feste Jobs. Ben Langner ist stellvertretender Niederlassungsleiter und Verkaufsleiter bei einer Autohausgruppe in Sachsen-Anhalt. Seine Frau arbeitet als Krankenschwester im Klinikum Aschersleben. Und ihr Sohn Tim, der seit einigen Jahren in das Geschäft hineinschnuppert, ist als Abiturient am Stephaneum gerade im Prüfungsstress. Ihr Geschäft „Zeitreise Aschersleben“ ist deshalb nur samstags von 9 bis 13 Uhr geöffnet.
Manches wird im eBay-Onlineshop oder über die eigene Webseite verkauft. „Schönes mit Geschichte und den Spuren der Zeit“, steht noch auf der Webseite. „Antik, Kunst, Design“, umschreiben sie es heute. Wer durch die Räume geht, findet manch Vertrautes wieder. Eine Designerlampe aus DDR-Produktion hängt neben einer Kordelschnurlampe über Vasen mit Goldrand und Hummelfiguren in kleinen Schränkchen.
„2018 haben wir in der Breiten Straße 41 eröffnet. Das war mehr oder weniger Zufall“, sagt Ben Langner. Sie konnten das Haus kaufen. Weil es schwierig ist, in Aschersleben gewerbliche Mieter zu finden, machten sie ihr Hobby zur Nebenbeschäftigung und nutzten das Geschäft mit 35 Quadratmetern selbst. „Die Gänge wurden immer enger“, erinnert er sich.
Die Breite Straße 20 kauften sie noch vor Corona. Als der vorherige Mieter kündigte, nutzen sie die Chance, um auf 180 Quadratmeter zu wachsen. Aber mit dem eBay-Shop erschließen sie sich einen viel größeren Markt, weiß Ben Langner. Auch auf Facebook werde viel gemacht, sagt er. „Das ist einfach aus privatem Interesse heraus entstanden und immer mehr gewachsen.“
Liebe für alte Dinge
Claudia Langner ist gerne Krankenschwester. Für antike Dinge hatte sie sich schon vor 20 Jahren interessiert, weil sie ihr gefielen. „Die haben Geschichte“, sagt sie. „Über Flohmärkte stöbern und Schätze finden, die Oma schon gehabt hat, das fand ich schon immer schön“, erklärt sie. Bei Ehemann Ben kam die Liebe zum Historischen erst später. „Ich nehme mir immer mal ein paar schöne Stücke mit nach Hause. Da erfreue mich dran und wenn ein neues Stück kommt, kann das alte hierher und dann kann sich jemand anderes daran erfreuen.“ Der Laden ist Hobby. „Ich bin ein Macher, Stillstand ist nichts für mich“, sagt er über sich.
Ben Langner stammt aus einer alteingesessenen Friseur-Familie in Aschersleben. „Mein Opa war Kurt Köhler, den kennen viele noch.“ Er selbst ist handwerklich begabt, eigentlich gelernter Schlosser, und arbeitet manche Dinge selbst auf. Manchmal kauft er Sammlungen auf, wie kürzlich Porzellanfiguren aus Nürnberg oder Waagen aus Hamburg.
Manches aus der Heimatstadt findet sich neben Lehmann-Porzellan auch: Geschirr aus dem Bestehornhaus, eine Kelle der Bäckermeister aus Aschersleben von 1919. Wenn mal keiner im Laden ist, nehmen sich die Betreiber auch mal etwas aus den Schränken und schauen sich ihre Schätzchen genauer an und recherchieren ihre Geschichte. Als Besonderheit zeigen sie ein kleines Musterschränkchen aus der Gründerzeit, das früher als Modell angefertigt wurde. „So etwas ist ganz selten“, sagt Ben Langner.