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Widerstand Widerstand: Thale will um sein Forstamt kämpfen

Von Stephan Neef 08.02.2002, 16:30

Thale/MZ. - Für Stadtverwaltung und Abgeordnete ist die Auflösung des Thalenser Forstamtes, das seit 1994 wieder im geschichtsträchtigen Dambachhaus residiert, eine "strategische Fehlentscheidung", die für Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) "nicht hinnehmbar" ist. Deshalb verabschiedete der Rat am Donnerstag eine Resolution, "mit der wir versuchen wollen, dieses Vorhaben zu verhindern", wie es in der Beschlussvorlage der Verwaltung heißt.

Das Papier soll dem sachsen-anhaltischen Landwirtschaftsminister Konrad Keller (SPD) übergeben werden. Balcerowski kündigte ein persönliches Gespräch mit dem Minister an und bat die Fraktionsvorsitzenden, ihn auf dieser Reise zu begleiten, um dem Thalenser Protest noch mehr Nachdruck zu verleihen. In der Resolution wird auf Thales lange Forst(amts)-Traditionen verwiesen:

Die Stadt beherberge seit über 200 Jahren entsprechende Behörden, sei Standort einer Königlich-Preußischen Oberförsterei und später eines Königlich-Preußischen Forstamtes gewesen. Selbst der Begründer der Preußischen Forstakademie, Friedrich Wilhelm Leopold Pfeil (1783-1859), habe um 1803/ 04 in den Thalenser Wäldern seine Lehrzeit absolviert. Vier Jahre nach seinem Tod wurde ihm vor dem Dambachhaus, in dem der Forstpionier nach eigener Aussage "die genussreichsten Tage" seines Lebens verbrachte, ein Denkmal errichtet, das zum Exkursionsziel in- und ausländischer Forstleute avancierte.

Das Dambachhaus habe über 100 Jahre Forst- und Jagdgeschichte begleitet, heißt es weiter. Vor fast 160 Jahren wurde der "Große Thalsche Forst" das Kernstück des für König Friedrich Wilhelm IV. geschaffenen Hof-Jagdreviers, wie alte Urkunden besagen. Prinz August von Württemberg war dann der erste "Feldherr", der sich auf dem Dambachskopf häuslich einrichtete und die vorhandene Jagdhütte nach dem Vorbild des Jagdschlosses Hubertusstock erweitern und ausbauen ließ.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Komplex dem Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Ballenstedt zugesprochen, der ihn 1967 als Ferienobjekt an die Roßlauer Schiffswerft veräußerte, bevor er zwei Jahre später "rechtsträgermäßig an die Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Halle übergeben" wurde, wie es offiziell hieß. Es war das Magdeburger Landwirtschaftsministerium, das nach der Wende den Wiedereinzug der Forstleute tatkräftig unterstützte - um sie nun wieder auszuquartieren.

Das Vorhaben sei auch deshalb unverständlich, weil das Forstamt Thale in den von ihm bewirtschafteten Landeswaldflächen liege, Blankenburg dagegen inmitten von Privat- und Treuhandwäldern, die auch privatisiert werden sollen.

Eine Umnutzung des Dambachhauses wäre, da es weder Kanal- noch Wasseranschluss gebe, "mit völlig unwirtschaftlichen Aufwendungen" verbunden. Die Betroffenen wissen von Plänen, in dem denkmalgeschützten Haus ein Jugendwaldheim einzurichten. Doch "wenn hier 30 Kinder einmal duschen, haben wir eine Woche kein Wasser", fürchten sie. Denn der nahe Brunnen sei überfordert, die Hexentanzplatz-Wasserleitung über zwei Kilometer entfernt. Zudem will die Stadt in ihrem Außenbereich "keine gewerblichen Nutzungen mehr ansiedeln", auch kein Hotel, wie es heißt. Die Aufwendungen für eine vernünftige Infrastruktur von Hexentanzplatz und Roßtrappe gingen bereits an die Grenze der finanziellen Möglichkeiten. Ein forstgeschichtliches Museum scheidet wegen der Objektlage aus, außerdem richtet das Forstamt im Heimatmuseum Friedrichsbrunn gegenwärtig einen Raum zur regionalen Forstgeschichte ein.