Hobby Was Hobby-Astonom Matthias Reinäcker über die Mondlandung sammelte

Aschersleben - „Der Mond ist jetzt ein Ami!“, titelte die Mondzeitung am 21. Juli 1969, nachdem Neil Armstrong als erster Mensch einen Fuß auf den Erdtrabanten gesetzt hatte. Die Mondzeitung?
Im Jubel der Euphorie über das Weltraumabenteuer hatte sich die Bild-Zeitung einfach dazu gemacht – und schrieb mit diesem Coup Mediengeschichte.
Die Zeitung ist einer der Schätze, die der Ascherslebener Planetariumsleiter Matthias Reinäcker in den vergangenen Jahren gesammelt hat. „Ich habe sie auf einem Flohmarkt gefunden“, sagt der 47-Jährige, der sich schon von klein auf für die bemannte Raumfahrt interessiert.
Reinäcker hat schon Sigmund Jähn und Alexander Gerst getroffen
In seinem Schrank stapeln sich Kartons mit Zeitungsausschnitten. Über alles, was zur Raumfahrt erschienen ist. Er hat Modelle von Raketen und Mondfahrzeugen gebaut und ist gerngesehener Referent, wenn es um Vorträge im Planetarium geht.
Der Ascherslebener hat zudem schon viele Astro- und Kosmonauten getroffen – darunter Sigmund Jähn und Alexander Gerst. Einer der echten zwölf „Mondmänner“ war allerdings nicht darunter.
Dafür hat er vor der Mondrakete gestanden, die vor 50 Jahren ins All gestartet war. „Nein, anfassen konnte ich sie nicht“, sagt der Planetariumschef und schüttelt den Kopf. „Da war ja ein Zaun davor.“ Trotzdem bleibt ihm dieser Tag in Erinnerung.
Matthias Reinäcker hat die Rakete der Apollo-16-Mission gesehen
Das war im Mai 1994. „Zum 25. Jubiläum der Mondlandung war es eine Sonnenfinsternis – bei der ja auch der Mond eine zentrale Rolle spielt -, die mich in die Südstaaten der USA führte“, erinnert sich Reinäcker an dieses Ereignis.
Damals besuchte er auch das „Space and Rocket-Center“ in Huntsville in Alabama. „Da stand ich vor der Mondrakete und der Rückkehrerkapsel der Apollo-16-Mission, die 1972 – meinem Geburtsjahr – den Mond umkreiste.“
Von dem war er schon als ganz kleiner Junge begeistert. Von der Terrassentür aus wartete er abends auf den Mond. Und wenn der aufgeht, sagt seine Mutter heute noch: „Der Menne ist wieder da!“
Vater erklärte mit Taschenlampe, Apfel und Tischtennisball, wie eine Mondfinsternis abläuft
„Mein Vater erklärte mir im Januar 1982 mit Taschenlampe, Apfel und Tischtennisball, wie eine Mondfinsternis funktioniert.“ Die beobachteten beide dann durch Fenster und Fernglas. „Denn es war ja klirrend kalt.“
Das Jubiläum zur Mondlandung vor 25 Jahren war für ihn aber nicht nur wegen der Mondrakete etwas ganz Besonderes. Damals fing der Ascherslebener auch seine Arbeit im Planetarium an. „Von nun an hatte ich auch tagsüber mit dem Mond zu tun.“
Im Kinderprogramm „Als der Mond zum Schneider kam“ etwa. Warum der seltsame Kunde jeden zweiten Tag eine neue Jacke bestellt, das sei die spannende Frage, die Matthias Reinäcker als „vergnügliche Mondkunde“ bezeichnet. Auch heute noch lässt sich der 47-Jährige keine Sonnen- oder Mondfinsternis entgehen.
„Blut- oder Supermond sind übertriebene Beschreibungen“
Modeerscheinungen, wie die Bezeichnungen „Blut- oder Supermond“, findet er allerdings nur lustig. „Das sind übertriebene Beschreibungen in einer Zeit, die von Effekthascherei und Superlativen geprägt ist“, sagt er nur.
Ob er selbst gern auf den Mond fliegen würde? „Der Weltraumtourismus sollte jetzt ja eigentlich schon Routine sein“, erinnert er an entsprechende Vorstöße vor einigen Jahren. Passiert sei bisher nichts. Und ganz ehrlich, er müsse nicht auf den Mond.
„Aber“, sagt er, „ich hoffe, dass bald wieder Menschen unseren kosmischen Nachbarn betreten. Denn als die letzten Astronauten auf dem Mond liefen, lernte ich gerade das Laufen.“ (mz)
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Im Jahr 1976 wurde in Aschersleben die Kulturbund-Fachgruppe Astronomie und Raumfahrt gegründet, aus der 1992 der heutige Verein der Ascherslebener Sternfreunde hervorgegangen ist.
Im gleichen Jahr - am 1. Oktober 1976 - wurde nach zweijähriger Bauzeit das Planetarium im Zoo eröffnet, das von da an allen Interessierten Lust auf Astronomie machen soll. Angeboten werden im Sternentheater Fachvorträge, Himmelsbeobachtungen und Musikveranstaltungen.
