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Walpurgishalle Thale Walpurgishalle Thale: Verschollene Inschriften hinter Brettern gefunden

Von Hendrik Kranert 11.07.2003, 15:33

Thale/MZ. - "Oben aus und nirgend an, sprach der alte hexenWahn. Doch in edlem Sinn gethan hebt er uns zur Sternenbahn!" Der Schriftzug ist geteilt - die eine Hälfte steht links über dem Ausgang zum Vorraum der Halle, die andere Hälfte rechts am Türstock - bevor der Besucher den Rundgang an Hermann Hendrichs Großgemälden beginnt.

Sehring muss wohl Gefallen an den Schriften Dahns gehabt haben, der sich als Historiker und Erzähler auch mit den Germanen beschäftigte. Freilich war der durchaus auch als Nationalist einzustufende Dahn - zu damaliger Zeit allerdings war das noch nicht mit dem Makel des Anrüchigen versehen - nach dem Zweiten Weltkrieg im Osten damit suspekt geworden. In der Folge verschwanden die Schriften in der Walpurgishalle. Nicht völlig, doch sie wurden unsichtbar gemacht. Bis vor einigen Wochen.

Die Thalenser Jörg Roloff, Jürgen Rieke und Dr. Harald Watzek, geschichtsinteressiert und "Liebhaber der Halle", wie Jörg Roloff bekundete, machten sich auf die Suche. "Wir wussten aus einem Begleitheft, dass die Inschriften existiert haben." Die Frage war nur, ob die Balken, auf denen sie geschnitzt worden waren, ausgetauscht, abgeschliffen oder einfach nur verdeckt worden waren. In den ersteren beiden Fällen wäre die Suche wohl erfolglos geblieben, doch beim Durchschreiten der Türöffnungen entdeckten die drei Männer dann einen winzigen Spalt zwischen dem Türbalken und einem davor angebrachten Brett. Nur bei genauestem Hinsehen war dies auszumachen. "Als wir die Bretter abnahmen, kamen die Sprüche wieder zum Vorschein", erklärte Jörg Roloff. "Völlig unversehrt, wir mussten nur den Staub abwischen." Was noch fehlt, sind zwei Bilder, die über den Sprüchen über dem Vorraum der Halle montiert waren. Diese lagern noch auf dem Boden des Rathauses, doch ihre Rückkehr dürfte wohl nur eine Frage der Zeit sein.