Einzelhandel Wählerinitiative Die Aschersleber Bürger debattiert über Einzelhandel und autofreie Innenstadt: Leerstand bleibt Problem

Aschersleben - Anfang dieser Woche ist am Holzmarkt in Aschersleben eine Hülse gesetzt worden. Sie wird auf Initiative der Kaufmannsgilde demnächst einen Weihnachtsbaum tragen, der diesen kleinen Platz festlich beleuchten soll. „Der Holzmarkt war im Vergleich zum Markt ja immer ein eher dunkler Fleck,“ so Gilde-Chef Martin Lampadius.
Über die Baum- und weitere Aktionen der Gilde und über die Entwicklung der Ascherslebener Innenstadt ganz allgemein sprachen er und City-Manager Frank Fischer kürzlich auf einer öffentlichen Mitgliederversammlung der Widab (Wählerinitiative Die Aschersleber Bürger).
„Riechen, schmecken und fühlen geht nicht übers Internet“
Einen zweiten Weihnachtsbaum aufzustellen, klingt auf den ersten Blick nach einer simplen Maßnahme. Doch sie reiht sich ein in eine Strategie, die die Innenstadthändler verfolgen möchten: die Sinne der Käufer anzusprechen. „Riechen, schmecken und fühlen geht nicht übers Internet“, sagte Lampadius.
Die Hoffnung, Amazon und Co. Paroli bieten zu können, haben die Innenstadthändler begraben. Dieser Zug sei längst abgefahren. Die Gilde hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, das Einkaufen und ganz allgemein den Aufenthalt in der Innenstadt so attraktiv wie möglich zu gestalten.
Visuelle Reize wie die bunten T-Shirts über der Fußgängerzone, das jährliche Sommerfest für die Kinder, das aus dem Verkauf der Adventskalender finanziert wird, der Lichtereinkauf und verkaufsoffene Sonntage gehören dazu.
Sommerfest für Kinder, Lichtereinkauf und verkaufsoffene Sonntage sollen Innenstadt attraktiv machen
Auch der Grüne Markt, der seit drei Jahren von Frühjahr bis Herbst an jedem ersten Sonnabend im Monat regionale und saisonale Produkte anbietet, trage zu einer Belebung der Innenstadt bei. Allerdings ergeben alle Bemühungen keinen Sinn, so Citymanager Fischer, wenn die Ascherslebener die Angebote nicht nutzen.
Und all die leerstehenden Geschäfte in bester Lage? Laut Lampadius „trommeln wir im Hintergrund intensiv, was die Nachnutzung von leeren Geschäften betrifft.“ Dies gehört unter anderem zu den Aufgaben des Citymanagers, der der Wirtschaftsförderung der Stadt angegliedert ist.
Leerstehende Geschäfte schrecken ab und konterkarieren die Bemühungen um eine attraktive Innenstadt. Doch älter werdende Geschäftsinhaber, teilweise nicht vermietbare Ladenlokale, Grundrisszwänge und Barrieren machen es laut Fischer schwer, neue Mieter für leerstehende Geschäfte zu finden.
Elke Reinke: Viele Ascherslebener wünschen einen autofreien Markt
In einer lebhaften Diskussion erörterten Widab-Mitglieder und Gäste unter anderem die Frage, ob eine verkehrsfreie Innenstadt nicht noch einmal zu überdenken sei. Lampadius hat dazu eine persönliche Meinung: Würde die obere Breite Straße gesperrt, würde das die Aufenthaltsqualität in der Stadt sicher verbessern.
Doch es würde neue Konflikte erzeugen, weil der Verkehr über das Wohnquartier südliche Altstadt geführt werden müsste. Er findet es überlegenswert, den klassischen Durchgangsverkehr unattraktiv zu machen, indem beispielsweise die Wilhelmstraße gesperrt würde.
Stadträtin Elke Reinke (Die Linke), die als Gast teilnahm, weiß, dass sich viele Ascherslebener einen autofreien Markt wünschen, um dort in Ruhe sitzen zu können.
Frank Hüttepohl regt einen Werbe-Bildschirm an der Fachhochschule Polizei an
Frank Hüttepohl (Widab) regte an, an der Fachhochschule Polizei mehr Werbung für die Stadt zu machen. Die Stadt profitiere zu wenig von den „eigentlich ganz guten Gehältern“ der 1 600 Azubis und der 2 500 Leute, die jährlich zu Fortbildungen kommen.
Er könne sich einen großen Bildschirm in der Mensa oder eine digitale Litfaßsäule vorstellen. „Digital“ ist das Stichwort für Silvio Merkwitz (Widab). Ihm fehlt der Austausch über soziale Medien, er kritisiert, dass die Stadt keine Facebookseite betreibt und erst recht nicht auf Instagram unterwegs ist, „um potenziellen Investoren oder Besuchern zu vermitteln: Wir sind auf der Höhe der Zeit.“
Auch Holger Weiß (Widab) denkt, es brauche „mehr Druck im Kessel in Sachen Wirtschaftsförderung und Image.“ Das Fazit, das Steffen Amme (Widab) am Ende zog: Es ist nun Sache der Stadträte, für diesen Druck zu sorgen und Anregungen weiterzutragen. (mz)