Einhörner, Kraken und 3D-Kunst Einhörner und Dreidimensionale Kunst: Kinder haben Spaß beim Pflasterfestival in Aschersleben

Aschersleben - „Vivien“ und „Jasmin“ ist in schmucken Lettern neben kleinen Pflasterbilder mit Blüten und einem Fenster mit Herz zu lesen. Vivien und Jasmin sind zwei von mehreren hundert Kindern, die am Dienstag in das Ascherslebener Stadtzentrum gekommen waren, um das Grau des Pflasters in bunte Bilder zu verwandeln. „Sehr beliebt sind im Moment die Einhörner bei den Mädchen“, erklärte Julia Klepel, Erzieherin der Christlichen Kindertagesstätte St. Michael, einige der Bilder in der Taubenstraße.
Die Ascherslebener Kaufmannsgilde lädt seit 2014 die Kindergärten der Stadt und ihrer Ortschaften, aber auch Eltern und Großeltern mit ihren Kindern und Enkeln kurz vor dem Beginn des neuen Schuljahres zu einem besonderen Event ein. Ein „Pflasterfestival“, bei dem nach eigenen Ideen das Pflaster der Fußgängerzone farblich mit Kreide gestaltet werden kann.
Seit 2014 werden Kinder vor Beginn des neuen Schuljahres zum Malen auf dem Straßenpflaster eingeladen
In diesem Jahr wurde aus dem bisherigen Pflasterfestival ein Straßenkunstfestival. Die Organisatoren um Gilde-Chef Martin Lampadius hatten dafür einen Künstler verpflichten können, der nicht mit kurzlebiger Straßenmalkreide auf Pflaster malte, sondern mit speziellen Farben auf dicker PVC-Unterlage.
In seiner 3D-Illusionsmalerei schuf Gregor Wosik aus Mönchengladbach in Aschersleben ein Bild von Neo Rauch vor der Weißen Villa und dem Riegel. Seit Montag konnte ihm über die Schulter geschaut und durch eine große Linse die Wirkung entdeckt werden. „Das Bild bleibt in Aschersleben“, kündigte Wosik an. „Über die Verwendung des Bildes entscheidet der Vorstand der Kaufmannsgilde“, so Lampadius.
Was für Passanten ein Blickfang war, schien die Kinder, die sich beim Stand der Kaufmannsgilde ihre Straßenmalkreide abholten, weniger zu interessieren. Schließlich wollten sie eigene Kunstwerke schaffen. Die älteren Kinder der Christlichen Kita waren schon kurz vor 10 Uhr in der Taubenstraße und hatten die ihnen zugewiesenen Flächen binnen 30 Minuten ausgefüllt.
„Wir haben keine freien Stellen mehr, aber es ist schön für die Kinder“, sagte Julia Klepel. Manche haben sich selbst gemalt, ihren Schatten abgezeichnet. „Sie waren sehr kreativ“, urteilte die Erzieherin.
Neben dem Angebot des Malens auf der Krügerbrücke und in der Taubenstraße lockten echte Attraktionen: eine aufblasbare Riesenrutsche war der Magnet auf dem Holzmarkt. Ein riesiges Schiff mit Kraken begeisterte auf dem Markt zusammen mit zwei großen Wasserbassins, auf denen mit drei Tretboten gefahren und in großen aufblasbaren Bällen gelaufen werden konnte.
Riesenrutsche auf dem Holzmarkt und ein Schiff mit Kraken auf dem Markt lockten viele Kinder an
„Das Piratenschiff war cool“, lobte Pierre, der am Dienstag gerade sieben Jahre alt wurde und gleich alle Geburtstagsgeschenke aufzählte. Er war nämlich mit seinem großen Bruder bei den Großeltern und Urgroßeltern zu Besuch. Doch beide wollten nicht in die großen Wasserbälle klettern, wunderte sich Papa Maik Fessel, der in Gatersleben aufwuchs und heute im Schwarzwald lebt.
Ganz anders dagegen Marianne Reinecke aus Aschersleben: „Wir würden da gern mal rein, aber für Rentner ist das schwierig.“ Beim Brötchenholen machte sie mit ihrem Mann einen Abstecher zu dem Straßenkunstfestival und wollte es gleich der Tochter ihrer Nachbarn empfehlen, damit diese noch am Nachmittag vorbeischauen können.
Großer Andrang herrschte nach dem Zeichnen auf dem Pflaster am Eisstand. „Eine Oma hat zehn Euro vorbeigebracht, für jedes Kind eine Kugel“, freute sich Dagmar Schaltke von der Integrativen Kindertagesstätte Spatzennest.
Salzlandsparkasse war mit einer Hüpfburg beim Pflasterfestival vertreten
Die Salzlandsparkasse beteiligte sich mit einer Hüpfburg, um künftige Kunden für sich zu interessieren. „Die sind leider noch nicht geschäftsfähig“, meinte Jens Weise schmunzelnd mit Blick auf die tobendenden Kinder. Nach der Kunst gab es bei Bettina Pagel von der „Seifenoper“, einem Geschäft in der Taubenstraße, Mineralwasser für die Kinder. Eine spontane Idee der Geschäftsfrau. Sie lobt die Kaufmannsgilde für die schöne Idee. „Die machen viel für die Stadt.“
Das Festival wurde von den Erlösen aus dem Verkauf des Adventskalenders finanziert, sagte Gilde-Chef Martin Lampadius. 3 500 Euro kamen dort zusammen. „Ohne die vielen Spender und Käufer des Kalenders wäre das nicht möglich“, lobte er.
Die Innenstadt wurde am Nachmittag noch einmal richtig voll. Viele Eltern kamen mit den Kinder auf Markt und Holzmarkt. Dass das Festival noch mehr Kinder anlockte als in den Vorjahren machte Martin Lampadius an der ausgegebenen Kreide fest. „Nach 20 Minuten war die Kreidemenge vergriffen, die sonst bis zum Mittag reichte.“
(mz)


