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Volle Bücher Volle Bücher: MCE GmbH steht wieder auf eigenen Füßen

Von harald vopel 13.07.2017, 06:00
Schweißen ist bei MCE das täglich Brot. Dafür werden ausschließlich Experten gebraucht.
Schweißen ist bei MCE das täglich Brot. Dafür werden ausschließlich Experten gebraucht. Frank Gehrmann

aschersleben - Die Firma hatte im Verlauf ihrer Geschichte schon viele Namen. Einer hat sich besonders tief im Bewusstsein der Ascherslebener verankert: Rohrleitungsbau. Immerhin haben in DDR-Zeiten Hunderte Menschen in dem Volkseigenen Betrieb (VEB) an der Güstener Straße ihre Brötchen verdient.

Heute sind es nicht mehr so viele. Rund 50 Beschäftigte zählen zum Stammpersonal, sagt Geschäftsführer Matthias Schröder. Und mit dem Bau von Rohrleitungen im eigentlichen Sinn habe die heutige Produktion auch nichts mehr zu tun. Wohl auch deshalb heißt der ehemalige Rohrleitungsbau längst MCE Aschersleben GmbH.

Den Schwerpunkt der Produktion bildete unter anderem der Behälter- Apparatebau, die Herstellung von Turbinen- und Generatoren-Großteilen. Die Kunden kommen aus der Stahl- und Eisenindustrie, der Öl-, Gas- und Chemiebranche, der Mineral- und Zementindustrie oder dem Bereich der Umwelttechnik. Die eigene sogenannte Kernkompetenz sieht man bei MCA Aschersleben in der Kombination von Engineering, schweißtechnischer Verarbeitung sowie Montage von großen, schweren und komplexen Komponenten aus Stahl.

Rettung durch Übernahme des Unternehmens

Dass das überhaupt und immer noch der Fall ist, ist auch Geschäftsführer Schröder zu verdanken. Denn noch im vergangenen Jahr herrschte bei den Mitarbeitern große Unsicherheit darüber, wie es mit dem Unternehmen weitergehen würde. Schon drei Jahre zuvor hatte der Bilfinger-Konzern - dem das Ascherslebener Unternehmen angehörte - entschieden, sich von seiner Kraftwerkssparte zu trennen. Das hätte im schlimmsten Fall das Aus für den Standort Aschersleben bedeuten können.

Die Rettung sah Matthias Schröder in einer Übernahme des Unternehmens an der Güstener Straße durch ihn selbst per sogenanntem Management-Buy-out - in dem das Management die Mehrheit des Kapitals vom bisherigen Eigentümer übernimmt. Die Voraussetzungen dafür waren gut, da es an Kundschaft eigentlich nicht mangelte. Gut drei Jahre wurde mit Bilfinger über die Konditionen verhandelt. Im März 2017 hatte man sich geeinigt. Und aus der Bilfinger MCE Aschersleben GmbH wurde wieder die MCE Aschersleben GmbH. Seit zwei, drei Monaten sei auch die Übergangsphase vorbei, und MCE Aschersleben stehe auf eigenen Füßen. Und das Beste - die Auftragsbücher sind immer noch voll, freut sich der Geschäftsführer.

Ascherslebener beliefern internationalen Markt

Die Zukunft sieht er vor allem im Behälter- und Apparatebau sowie im Bau von sogenannten Konstruktionsstahlrohren. Außerdem von Kühlwassersystemen, Schalldämpfern für Anwendungen in der Energieerzeugung und der Prozessindustrie sowie pneumatische Injektionsanlagen für die Elektrostahlerzeugung. Der Markt, den die Ascherslebener beliefern, ist international. Lediglich rund 20 Prozent der Produkte bleiben in Deutschland, rund 40 Prozent werden in anderen europäischen Ländern an den Mann gebracht, während der Rest vor allem in Ländern des Mittleren Ostens und in Brasilien Absatz findet.

Auch wenn die MCE-Produkte meist breit, tonnenschwer und manchmal bis zu 50 Meter lang sind, treten sich die Mitarbeiter in den Werkhalle nicht auf die Füße. Manchmal scheinen die sogar menschenleer. Das Biegen von zentimeterstarken Stahlplatten, das Anpassen und Schweißen ist soweit wie möglich automatisiert. „Trotzdem wird jede Maschine noch von einem Menschen bedient. Von echten Spezialisten“, erklärt Matthias Schröder. Um die auch in Zukunft zur Verfügung zu haben, will man bei MCE - nach einer Pause - künftig auch wieder auf die Ausbildung von Metallbauern setzen. „Vor allem für den Eigenbedarf“, so der Geschäftsführer.

Das weitläufige MCE-Gelände wird übrigens längst nicht bis in den letzten Winkel genutzt. Ein Teil wurde inzwischen an andere Firmen vermietet. Weitere sollen dazukommen, hofft Matthias Schröder und spricht von einer Art Industriepark. Davon erhoffe er sich sogar - wenn die Branche stimmt - zusätzliche Synergieeffekte. Übrigens - dem Unternehmen steht demnächst ein Jubiläum ins Haus, das gefeiert werden will. Denn 2018 wird es 120 Jahre her sein, dass Robert Thieme die Firma als Kupferschmiederei gegründet hatte.

Firmen-Geschichte der MCE GmbH

Als Firmengründer gilt der Ascherslebener Robert Thieme, der 1898 im Haus Hinter dem Turm 7 eine Kupferschmiederei eröffnet hat. Im Jahr 1916 wurde daraus die Firma Thieme. 1926 wurde eine Montagehalle in der Heinrichstraße errichtet. Dort wurden Heizungs- und Belüftungsanlagen, sowie Rohrleitungen für Dampf-, Gas- und Wasseranlagen hergestellt. 1948 wurde Thieme enteignet. Der Betrieb wurde als „VEB Rohrleitungsbau“ volkseigen und zog auf das Gelände einer ehemaligen Flak-Kaserne an der Güstener Straße um. Es wurden vor allem Großrohre produziert. 1990 übernahm die Lentjes AG Düsseldorf. Danach gab es weitere Übernahmen.

(mz)