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Tradition Gespannpflügen Tradition Gespannpflügen: Mit Friesenstute Mareike in der Furche

Von Sophie Elstner 18.09.2017, 07:33
Friesenstute Mareike, aber auch Rebecca Flieger und Pflüger Egon Seidensticker geben ihr Bestes.
Friesenstute Mareike, aber auch Rebecca Flieger und Pflüger Egon Seidensticker geben ihr Bestes. Frank Gehrmann

Freckleben - Mareike schnauft. Das Geschirr um ihren Körper klappert genau so wie der alte Pflug, den sie hinter sich her zieht, hin und zurück, wieder und wieder.

Mareike ist eine Friesenstute, ein schwarzes, stämmiges Pferd und Teilnehmerin bei der Meisterschaft im Gespannpflügen in Freckleben.

Gespannpflügen in Freckleben: Es ging diesmal um drei Titel

Schon zum 17. Mal hat der Reit-und Fahrverein Mehringen zusammen mit der Interessengemeinschaft Zugpferde die Veranstaltung organisiert. In diesem Jahr ging es um die Titel bei der offenen Landesmeisterschaft Sachsen-Anhalts, bei der Mitteldeutschen Meisterschaft und in einer Wertungsklasse für alle die, die sich die „großen“ Wettbewerbe noch nicht zutrauen.

17 Teilnehmer gehen an den Start - ein Rekord, wie Cheforganisator Wolfram Kiefer erklärt.

Ihm gehört Friesendame Mareike, die unter der Führung von Rebecca Flieger und mit Pflüger Egon Seidensticker ihr Bestes gibt.

Gespannpflügen in Freckleben: Kurzfristig eingesprungen

„Wir sind heute kurzfristig eingesprungen“, erklärt Rebecca Flieger. „Der eigentliche Pflüger ist ausgefallen.“

Aber das scheint kein Problem zu sein, denn Egon Seidensticker hat schon mehr als 20 Jahre Erfahrung im Gespannpflügen und auch Rebecca Flieger hat schon mehrfach beim Leistungspflügen in Freckleben teilgenommen.

„Das Pferd macht das super. Wir strengen uns an und hoffen, im Mittelfeld zu landen“, sind sich die beiden einig.

Gespannpflügen in Freckleben: Wertungsrichter haben ein wachsames Auge

So ziehen die Starter ihre Furchen, immer unter den wachsamen Augen der vier Wertungsrichter.

„Wir achten darauf, dass die Furchen gerade und gleichmäßig gezogen sind und ob der Pflug am Ende der Furche sauber eingesetzt wird“, erklärt Karl-Heinz Haberkorn, der mit Siegfried Pögel die Parzellen begutachtet.

„Außerdem muss alles auch wirklich umgepflügt sein, kein Bewuchs darf mehr zu sehen sein.“ Schließlich gehe es ja darum, die Ackerkrume zu wenden und den Boden aufzulockern, um ihn dann mit möglichst wenig Aufwand weiter bearbeiten zu können.

Gespannpflügen in Freckleben: Besucher fachsimpeln am Rande der Parzellen

Am Rande der Parzellen fachsimpeln Besucher über die Leistungen der Gespanne und die Beschaffenheit des Ackers. „Der Boden hier ist ganz gut“, erklärt Wolfram Kiefer. „Es sind nicht so viele Steine drin, da funktioniert das Pflügen wesentlich besser.“

Gleich daneben beobachten Thomas Werner, Iris Cunaeus und Enkelchen Leonard (2) das Geschehen. „Wir sind zum ersten Mal hier“, erklärt Iris Cunaeus.

„Aber auf anderen Pferdeveranstaltungen in der Region waren wir schon oft zu Besuch, wir sind richtig pferdeverrückt.“

So gehört das Schaurücken in Wippra ebenso zum Pflichtprogramm wie die Veranstaltungen in Friesdorf (Mansfeld-Südharz). „Früher hatten wir selber Pferde“, sagt die Besucherin. „Aber weil uns das heute nicht mehr möglich ist, gucken wir umso lieber zu.“

Gespannpflügen in Freckleben: schon vor 3.000 Jahren Bodenbearbeitung mit Pflug

Das Pflügen ist eine jahrtausendealte Tradition. „Schon 3.000 vor Christus haben die Leute den Boden mit einem Ast bearbeitet“, erklärt der Kommentator. Mit den Pflügen, die in Freckleben zum Einsatz kommen, hat man früher einen halben Hektar am Tag geschafft.

Wolfram Kiefer ergänzt, dass deren Produktion in den 50er Jahren eingestellt wurde. Nur noch an wenigen Tagen im Jahr werden sie aus den Scheunen gerückt - wenn es um die begehrten Pokale geht.

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Mit 18 Startern verzeichnete der Wettbewerb in diesem Jahr einen Teilnehmerrekord. Nach guten zwei Stunden standen die Sieger und Platzierten fest.

Den Titel des Mitteldeutschen und Sachsen-Anhalt-Meisters errang Thomas Schalow aus Dessau-Roßlau. Mit seinem Erfolg verteidigte er den Titel aus dem Vorjahr.

Zweiter wurde Walter Heuer aus Brunau, auf dem dritten Platz landete Jens Könnecke aus Walbeck. (mz)