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Toll Collect Toll Collect: Spediteure kommen mit Forderungen

Von Dennis Lotzmann 17.02.2004, 20:55

Aschersleben/MZ. - Eine Frage, die beispielsweise Rainer Herrmann als Geschäftsführer der TAS Transport- und Logistik GmbH in Aschersleben brennend interessiert. Herrmann hat nach eigenen Angaben 20 seiner 22 Lkw mit der Mauterfassungstechnik bestücken lassen. Die Kosten beziffert der Unternehmer auf 350 Euro pro Einbau und zusätzlich einen halben Tag Fahrzeugausfall, der mit rund 400 Euro zu Buche schlage. "Alles in allem sind das etwa 700 bis 800 Euro pro Fahrzeug", überschlägt Herrmann. Macht also bis zu 16 000 Euro für TAS.

Nach der jüngsten Entwicklung könnten die Geräte schrottreif sein, sollte nach Toll Collect ein anderer Anbieter mit gänzlich anderem System zum Zuge kommen. Dann, unkt Herrmann, könnten wieder Einbau- und zuvor Demontagekosten entstehen. Letztlich ist der Geschäftsmann stinksauer und "zutiefst enttäuscht von der Misere. Was da abläuft, ist schon peinlich."

Eine Meinung, der sich Konkurrent Hans Baumann, Inhaber der gleichnamigen Spedition in Reinstedt (Stadt Falkenstein / Harz), anschließt. Für Baumann ist es fast ein Segen, dass er nur neun Laster besitzt, die jedoch alle auf das Toll-Collect-System umgerüstet seien. Er beziffert die Kosten ähnlich so hoch wie Herrmann - pro Fahrzeug rund 360 Euro für die Montage und zusätzlich 270 bis 520 Euro für einen halben bis einen ganzen Tag Nutzungsausfall. "Die Geräte hätten sowieso wieder rausgemusst", weiß Baumann, denn: Für die nach den ersten Pannen erfundene abgespeckte Maut-Variante hätte es in jedem Fall eines Wechsels bedurft.

Letztlich kommen beide Spediteure zu verblüffend ähnlichen Resultaten: Wer zahlt uns die Einbaukosten? Und wer trägt den Demontageaufwand? Antworten auf diese Fragen werden wohl erst die Gerichte sprechen, meint Baumann. Erste Klagen dazu seien bereits anhängig. Herrmann würde sich einer Klage von Interessenverbänden anschließen. Baumann wiederum sieht in Sachen Maut-Desaster noch mehr auf Deutschland zurollen: Er könne sich kaum vorstellen, dass Toll Collect alle Geräte und auch die Mauterfassungsbrücken auf den Autobahnen schon bezahlt habe - "Ich sehe da eine Pleitewelle auf uns zukommen", mutmaßt Baumann und spinnt den Faden weiter: Was passiere wohl, wenn Toll Collect in die Insolvenz gerate und nur noch mit den 25 000 Euro Stammeinlage haften müsse?

Deutsche Probleme, die beide kaum noch nachvollziehen können. Angesichts der bevorstehenden EU-Osterweiterung könne man schon Kollegen verstehen, die ausflaggen, um die hohen Kosten zu drücken, meint Herrmann, der zugleich betont, dass dies für ihn kein Thema sei. Wie lange wohl noch?