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Test in Aschersleben Test in Aschersleben: Apps zeigen aktuelle Kraftstoffpreise an

Von Marko Jeschor 23.10.2013, 17:22
Eine Tankstellen-App im Test
Eine Tankstellen-App im Test Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben/MZ - Die Tanknadel nähert sich dem roten Strich, die Warnleuchte blinkt schon ununterbrochen. Für Silvio Germer aus Aschersleben ist das seit mehr als einem Monat längst kein Grund mehr, um an der ersten Tankstelle anzuhalten, an der er während der Fahrt zur Arbeit vorbeikommt. Bevor der 27-Jährige den Tankrüssel in den Stutzen seines Autos einführt, hat er sich über die günstigsten Preise in der Nähe informiert. Möglich macht das die Markttransparenzstelle beim Bundeskartellamt. Dort laufen die meisten Kraftstoffpreise zusammen.

Dank einer sogenannten App auf seinem Handy kann Silvio Germer so die Preise für die verschiedenen Kraftstoffsorten jederzeit vergleichen - und Geld sparen. Im besten Fall sind es ein paar Euro pro Tankfüllung. Auf das Jahr gerechnet, kann da schon einiges zusammenkommen. „Das macht sich bemerkbar“, findet auch der Autofahrer aus Aschersleben, der wöchentlich zweimal an einer Tankstelle halten muss. Silvio Germer tankt also „App“-gezockt!

Die MZ hat am Dienstagmorgen getestet, ob die Preise auf dem Handy mit denen an den Tankstellen in Aschersleben übereinstimmen. Das Ergebnis: Bis auf eine Ausnahme konnte man sich auf die Angaben verlassen. Nur an der Shell-Station in der Mehringer Straße in Aschersleben war Diesel kurz nach 10 Uhr einen Cent teuerer als angegeben. Wie der Unterschied zustande kam, wollte man an der Tankstelle nicht sagen. Eine Mitarbeiterin verwies lediglich an Shell. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte auf MZ-Anfrage, dafür sei man nicht verantwortlich. Man melde jede Veränderung in Echtzeit, spätestens aber innerhalb von fünf Minuten. Diese Vorgaben hat der Gesetzgeber gemacht.

Seit gut einem Monat sind Tankstellen dazu verpflichtet, ihre Preisänderungen innerhalb von fünf Minuten mitzuteilen, sonst begehen sie eine Ordnungswidrigkeit. Die Maßnahme des Bundeskartellamts läuft zunächst zur Probe, ab 1. Dezember beginnt der Regelbetrieb. 13.000 der rund 14.500 Tankstellen machen bereits mit. Die sogenannte Markttransparenzstelle stellt die Preise vier Verbraucherinformationsdiensten zur Verfügung.

Innerhalb kürzester Zeit sind die Anwendung auf dem Smartphone installiert und betriebsbereit. Gekostet haben die Programme nichts. Nach dem Start wird der Nutzer aufgefordert, die Kraftstoffart auszuwählen, die später prononciert angezeigt wird. Auf der dann eingeblendeten Karte lässt sich wie bei einem Navigationssystem der Standort des Nutzers erkennen.

Die Markttransparenzstelle bietet selbst keine Preisinformationen an. Sie erhält die Preisdaten von den Mineralölunternehmen und Tankstellenbetreibern und reicht diese Daten an private Verbraucher-Informationsdienste weiter, die ihrerseits die Verbraucher informieren. Das sind der ADAC (www.adac.de/tanken), Clever-Tanken (www.clever-tanken.de), Mehr-Tanken (www.mehr-tanken.de), der Spritpreismonitor (www.spritpreismonitor.de), der Spritgong (www.spritgong.de) und Tanke-Günstig (www.tanke-guenstig.de). Die Angaben sind auf den Internet-Seiten der Anbieter zu finden - oder auf speziellen Apps für Handys.

Wer über Spritpreis-App die günstigsten Tankstellen sucht, braucht nicht viel Zeit. Denn die Anwendungen liefern nicht etwa nur alle Standorte, sondern zum Teil auch ein Ranking der aktuell günstigsten Angebote. Beim ADAC zum Beispiel erhält der Nutzer bei der Kartenansicht weitere nützliche Informationen. Beim Klick auf das angezeigte Zapfsäulensymbol wird der aktuelle Preis der favorisierten Kraftstoffart eingeblendet. Über eine Detailfunktion sind auch die anderen Preise zu sehen sowie die Zeit der letzten Aktualisierung. Anhand dieser lässt sich nachvollziehen, wer zuerst die Preise erhöht oder gesenkt hat.

Die Apps funktionieren abhängig vom Empfang des Smartphones fast tadellos.

Die Preisunterschiede hielten sich allerdings in Grenzen an den vier Tankstellen in Aschersleben. Der Preis für Diesel etwa lag zwischen 1,42 beziehungsweise 1,44 Euro für den Liter, Super E 10 lag zwischen 1,51 und 1,54 Euro pro Liter. Autofahrer können bei den Unterschieden mehr sparen, wenn sie auf die Tageszeiten achten. Im Laufe eines Tages schwanken die Preise teilweise erheblich, wobei es den Anschein hat, dass es abends meist günstiger ist. Am frühen Dienstagabend zum Beispiel kostet der Liter Diesel im günstigsten Fall an der Jet-Tankstelle 1,36 Euro, Super E 10 wurde mit 1,45 Euro pro Liter angegeben. Wer günstiger tanken will, der sollte allerdings darauf achten, dass die Strecke zur billigsten Tankstelle nicht zu groß ist. Wer zig Kilometer fährt, hat unter Umständen nichts mehr gespart.

Der Deutsche Automobil-Club (ADAC) rät sogar von Umwegen ab, begrüßt aber die Transparenz. Jürgen Albrecht, Experte für Kraftstoffmärkte beim ADAC, sagte: „Die Chance, preisbewusster tanken zu können, sollten die Autofahrer nutzen.“ Nur so könnte man den Konkurrenzdruck auf teurere Tankstellen erhöhen. Das wiederum könne sich positiv auf die Entwicklung der Spritpreise auswirken, hieß es.

Monika Busch aus Aschersleben schließt sich der Meinung des ADAC zwar an, selbst nutzt sie die Möglichkeiten, die eine solche App auf dem Telefon bietet, nicht. „Ich fahre tanken, wenn es passt.“ Zumal der Unterschied von wenigen Cent für die 52-Jährige keine Rolle spielt. In der Regel legt sie keine größeren Strecken zurück. Deswegen hält sie meistens an der gleichen Tankstelle an. Vorher fragt sie aber doch lieber die Kollegen nach dem Preis.

Eine Preisanzeige an einer Tankstelle
Eine Preisanzeige an einer Tankstelle
Frank Gerhmann Lizenz