Streik bei Ameos Streik bei Ameos: Konzern droht in Mail mit Sanktionen - das schreckt niemanden ab

Aschersleben - „Ich kann gar nicht so schlecht arbeiten, wie ich bezahlt werde“, steht auf einem der unzähligen selbstgemalten Schildern. Auf einem anderen: „Von wegen - Krankenschwestern streiken nicht.“ Am Freitag haben sie gestreikt. Und nicht nur die Krankenschwestern, sondern Ameos-Mitarbeiter aus allen Bereichen des Klinikums Aschersleben-Staßfurt. Von der Pflege bis zu den Ärzten.
Streik bei Ameos-Kliniken: Ab 6 Uhr Streikposten vor den Eingängen
Vor den Eingängen des Ascherslebener Krankenhauses waren ab 6 Uhr Streikposten aufgezogen, die Informationsflyer verteilten, an der Straßenkreuzung Mehringer Straße machten die Streikenden mit Transparenten, trillerpfeifend und Ver.di-Fahnen schwenkend auf sich aufmerksam, bevor sich um 10 Uhr ein Demonstrationszug mit gut 200 Teilnehmern in Richtung Markt in Bewegung setzte.
Ein ums andere Mal hupten vorbeifahrende Autos und der erhobene Daumen der Fahrer machte den Streikenden Mut.
„Es geht um die Wertschätzung der Arbeit der Ameos-Mitarbeiter“, sagte Ver.di-Gewerkschaftssekretär Thomas Mühlenberg
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di) hatte zu diesem Warnstreik aufgerufen. „Es geht um die Wertschätzung der Arbeit der Ameos-Mitarbeiter“, sagte Ver.di-Gewerkschaftssekretär Thomas Mühlenberg. Konkret fordern die Mitarbeiter von der Ameos-Konzernspitze die Aufnahme von Tarifgesprächen, zu denen Ver.di bereits im Juli eingeladen hatte und bis heute vergeblich auf eine Reaktion warte.
Unter anderem soll auch die Forderung nach einer 38,5 Stundenwoche als regelmäßige durchschnittliche Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich verhandelt werden.
Streik bei Ameos-Kliniken: Seit sechs Jahren hat sich Sachen Tarifvertrag nichts bewegt
Seit der Übernahme der Klinikstandorte in Aschersleben, Staßfurt, Bernburg, Schönebeck und Haldensleben vor sechs Jahren habe sich die Ameos-Gruppe in Sachen Tarifvertrag nicht bewegt, so ein Vorwurf von Ver.di. Die Löhne blieben seitdem eingefroren, und es mussten immer wieder längere Arbeitszeiten in Kauf genommen werden.
In Sachsen-Anhalt sind die Ameos-Kliniken die einzigen sogenannten Akutkrankenhäuser ohne Tarifbindung. So verdient beispielsweise eine Ameos-Krankenschwester bis zu 500 Euro weniger als ihre Kolleginnen in anderen Kliniken.
Auch nachdem Ver.di mit der Ankündigung des Streiks drei Mal den Abschluss einer Notdienstvereinbarung - wie im Gesundheitswesen üblich - angeboten hatte, habe der Arbeitgeber nicht einmal die Klinikleitung informiert, kritisiert Gewerkschaftssekretär Mühlenberg.
Die Organisation des Notdienstes habe man dann selbst übernommen. Dabei sei der Klinikbetrieb personell ähnlich wie an einem Sonntag aufrechterhalten worden. Länger geplante Operationen wurden abgesagt, während Notfallbehandlungen personell abgesichert waren, so Mühlenberg.
Streik bei Ameos-Kliniken: Im Vorfeld hatte Konzern schon gedroht
Übrigens hatte Ameos seinen Mitarbeitern bereits im Vorfeld des Warnstreiks schon massiv gedroht. In einer E-Mail des Regionalgeschäftsführers Ameos Ost, Lars Timm, hieß es unter anderem: „Ich kann Ihnen bereits jetzt mitteilen, dass die Forderungen von Ver.di und ein Streik massive Auswirkungen auf die Sicherheit der Arbeitsplätze an den Klinikstandorten haben wird und die Schließung von Abteilungen dann nicht mehr ausgeschlossen ist.“
In selbiger Mail hatte Ameos Gehaltssteigerungen, „soweit sie für die Krankenhäuser verkraftbar“ seien, für 2020 in Aussicht gestellt. Offensichtlich aber, ohne auf die Aufforderung zu Tarifverhandlungen einzugehen.
Auf eine MZ-Anfrage zum Streik hieß es am Freitag seitens einer Ameos-Sprecherin lediglich: „Ich kann Ihnen sagen, dass wir nichts dazu sagen.“
(mz)