AOS Aschersleben Schüler aus Aschersleben reisen mit Olearius in ferne Länder
Die AOS Aschersleben führt ihr Jubiläums-Musical noch zweimal im Bestehornhaus auf und erntet Begeisterungsstürme. Was der Universalgelehrte den Schülern heute noch sagen kann.

Aschersleben/MZ. - Am Anfang waren da nur ein dickes Buch und ein weißes Blatt. So beschreibt Fachlehrerin Annette Suttkus den Beginn eines Projektes an der Adam-Olearius-Schule. Am Ende schließlich, nach arbeitsreichen Monaten, war daraus etwas Begeisterndes geworden: das Musical „Die großen Reisen des Adam Olearius“, in dem 150 Schülerinnen und Schüler auf der Bühne singen, tanzen, musizieren und schauspielern.
Und viele weitere Menschen hinter den Kulissen mitwirken – beim Requisitenbau, bei Licht- und Tontechnik, bei den Kostümen und vielem mehr. Das Musical ist zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Eine Geschichte, an der sehr viele Ascherslebener in der vergangenen Woche teilhaben durften.
Geplant war nur eine einzige Aufführung
Und das kam so: Geschrieben, komponiert und einstudiert wurde das Musical „Die großen Reisen des Adam Olearius“ lediglich für eine einzige Aufführung. Anlass waren der 425. Geburtstag des Namensgebers, des Gelehrten Adam Olearius, und das 15-jährige Bestehen der Schule im vergangenen Jahr.
Oberbürgermeister Steffen Amme hatte die Inszenierung im Juni 2024 gesehen, er war rundum begeistert und fand: Das Werk, geschaffen von Annette Suttkus (Text) und Tobias Mengs (Musik), gehört noch einmal auf die große Bühne. Und möglichst viele sollen es sehen.
Gedacht, gesagt, getan. Die Schule machte es noch einmal möglich, und am vergangenen Donnerstag nutzten viele Ascherslebener das Angebot, die aufwändige Aufführung noch einmal bzw. zum ersten Mal zu erleben. Der Saal des Bestehornhauses war bis auf den letzten Platz besetzt, und am Freitagvormittag gab es eine weitere Aufführung vor 500 Schülern aus verschiedenen Schulen der Stadt.
„Nicht umsonst trägt unsere Schule den Namen des großen Gelehrten“, sagte Schulleiter Martin Michaelis und verweist auf den Roman „Tyll“ von Daniel Kehlmann. Dort kommt Olearius als Figur vor, „er inspiriert also bis heute“, so Michaelis. „Olearius war neugierig, kompetent, interkulturell, kreativ und entdeckerfreudig“, sagte Michaelis in der Hoffnung, dass die Schule diese Werte in ihrer Arbeit vermitteln kann.
Rahmenhandlung ist ein Projekt über Adam Olearius
Ausgangspunkt und Rahmen der Handlung ist die Schulbibliothek. Halbwegs ratlose Schüler sollen eine Präsentation zum Namensgeber erarbeiten. Den Sinn des Auftrags können die Jugendlichen nicht so recht erkennen. „Was soll ich mit einer Sache aus dem Mittelalter? Ich lebe heute!“ Und Infos könne man googeln, wozu braucht es noch Bücher?
Doch dann gibt es kein Netz in der Bibo, und den Schülern ist eh klar: Mit trockenen Zahlen und Fakten braucht man ihren Altersgenossen gar nicht erst zu kommen. Unerwartete Hilfe wird ihnen von zwei Schulgespenstern zuteil, die gerne in der Bibliothek leben, „weil fast nie jemand hierher kommt.“ Dass die beiden überaus munteren Geister Olearius persönlich kannten, er als Sohn eines Schneiders in einfachen Verhältnissen aufwuchs und er wegen seiner Leistungen vom Schulgeld befreit wurde, weckt das Interesse der Schüler. „Es ist selten, dass ein Kind aus der Provinz zu Weltruhm kommt“, behauptet eins der Gespenster.
Im weiteren Verlauf begleiten die Zuschauer Adam Olearius, den Kaufmann Otto Brüggemann und den herzoglichen Rat Philipp Crusius auf ihren abenteuerlichen, gefährlichen und beschwerlichen Reisen nach Moskau und Persien im 17. Jahrhundert. Im Dienst von Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf gehörte Olearius einer Gesandtschaft an, die zunächst ein Handelsabkommen mit dem Zaren vereinbaren sollte.
Musik, Tanz und Bühnenbilder versetzen das Publikum in andere Welten
Kaum zurück am Hof, schickte der Herzog die Delegation nach Isfahan. Ein Feuerwerk aus Musik, Tanz und Farben versetzt das Publikum in andere Welten: Mal wähnt es sich mitten am Hof eines Bojaren, mal im Reich von Tausendundeiner Nacht. Es ist dabei, als die Delegation zweimal schweren Schiffbruch erleidet und es zum Zerwürfnis mit Otto Brüggemann kommt.
Vor den Augen der Zuschauer setzt sich wie ein Puzzle das Bild eines Mannes zusammen, der interessiert ist an anderen Kulturen und ihnen respektvoll begegnet, der unablässig forscht und lernt. Über beide Reisen veröffentlichte Olearius ausführliche Reisebeschreibungen. Ein Buch, aus dem wir heute noch lernen können. Und hier schließt sich der Kreis.