Kulturanstalt Schreibtisch bei der Aschersleber Kulturanstalt hat er aufgeräumt: Harald Sporreiter geht in Ruhestand

Aschersleben - Wenn Harald Sporreiter durch die Stadt geht, dann dauert ein Fünf-Minuten-Weg schnell mal eine halbe Stunde. Da und dort wird er angesprochen, man kennt ihn halt. Das liegt vor allem daran, dass er mit dem Pferdesport in der Region so verbunden ist wie kein Zweiter.
Und wenn in Aschersleben die Rede aufs Ascania-Pferdefestival kommt, dann kommt an ihm sowieso niemand vorbei. Seit neun Jahren organisiert er die überregional bekannten Events, die ihre Vorgänger in diversen Reitturnieren in Meisdorf und Westdorf haben. Zuweilen kann man den Eindruck haben, er kennt nicht nur jeden Sportler, sondern auch jedes Pferd in der Region.
Von FDJ und DTSB über das Bildungsamt in die Kulturanstalt
Den Älteren ist der heute 65-Jährige noch aus Vorwende-Zeiten bekannt: als Chef des FDJ-Kreisverbandes oder als Kopf des Kreisverbandes des Deutschen Turn- und Sportbundes. Ab 2011 arbeitete er bei der Stadt, war im Bildungsamt unter anderem für die Sporthallen zuständig, ehe er zur Kulturanstalt ging. Erst als Pressesprecher und anschließend als Interimsvorstand. Solange, bis mit Matthias Poeschel ein neuer Chef gefunden war.
Demnächst wird er mehr Zeit als bisher für seine große Leidenschaft, die Pferde, haben. Denn am Freitag nahm er Abschied vom Berufsleben. Sein Schreibtisch bei der Aschersleber Kulturanstalt war am Morgen so leer wie niemals zuvor.
Mit einem Frühstück bedankte er sich bei den Kollegen, in deren Mitte er sich stets wohlgefühlt habe, „weil sie engagiert sind und harmonisch zusammenarbeiten.“
Kollegen beschreiben ihn als großzügig, selbstsicher - und ein wenig chaotisch
„Bei ihm steht immer die Tür auf, er ist zu jeder Zeit ansprechbar. Und er ist ein Macher, der keine Hilfe braucht“, sagt Vorstandssekretärin Nicole Reiter. Hilfe habe man ihm stets aufdrängen müssen. Andere Kollegen beschreiben ihn als großzügig, unterhaltsam, selbstsicher.
Ein wenig chaotisch ist er wohl auch, aber: „Ich schreibe mir alles auf. Ich muss dann nur finden, wo es steht“, sagt der 65-Jährige mit einem für ihn ganz typischen, verschmitzten Lächeln.
Das Aufschreiben scheint er jedoch gar nicht nötig zu haben - sein Gedächtnis für Ereignisse, Erlebnisse und Daten ist enorm. Doch am liebsten spricht er nach wie vor über alles, was mit Pferden zusammenhängt. Seine erste Begegnung mit den schönen Tieren hatte er, da war er acht.
Pferdesport ist die große Leidenschaft von Harald Sporreiter
Bei der BSG Traktor Aschersleben lernte er auf einem der zahlreichen LPG-Pferde reiten und wenn man ihn suchte, fand man ihn im Pferdestall. Damals ahnte er noch nicht, dass er auch beruflich einmal so eng mit dem Pferdesport verbunden sein wird.
Denn ursprünglich wollte er Lehrer werden. Seine Bewerbung wurde wegen seiner sozialen Herkunft - der Vater war selbstständiger Handwerksmeister - jedoch abgelehnt. Also stieg er im elterlichen Betrieb ein und lernte den Beruf des Elektroinstallateurs.
Der BSG Traktor blieb er weiter verbunden, arbeitete dort sogar zwei Jahre lang hauptberuflich in der Sektion Pferdesport. Nach der politischen Wende kümmerte er sich um die Zeitschrift des Landesverbandes und tut dies bis heute.
Der Pferdesport, so sagt er, bringt Alt und Jung zusammen. Er freut sich schon auf das nächste Ascania-Pferdefestival, das 10.. Die Idee zu dieser Erfolgsgeschichte stammt übrigens nicht von ihm, sondern von Oberbürgermeister Andreas Michelmann. Er selbst ist „nur“ der Macher. (mz)