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Salzlandkreis Salzlandkreis: Sammeln aus dem Papierkorb

Von MARION POCKLITZ 17.05.2011, 17:49

ASCHERSLEBEN/STASSFURT/MZ. - Klaus Peter Schmidt hat eine Leidenschaft für Briefumschläge. Dabei interessieren ihn weniger Absender und Adresse. Auch fallen nicht zuerst seine Blicke auf die Briefmarke, obwohl der Staßfurter jahrzehntelang Briefmarken gesammelt hat und es auch heute noch tut. Für Klaus Peter Schmidt sind am interessantesten die Poststempel. Und wenn sie von einem privaten Postdienstleister stammen, dann ist er glücklich. Denn diese Stempel sammelt er seit 2001 und hat bereits 120 Ordner gefüllt.

Dass es diese Menge schon gebe, liege einfach daran, dass er nicht regional nach dem Objekt seiner Begierde, sondern bundesweit nach der biber-Post suche. "Ich sammle aus Papierkörben. Aber auch Sekretärinnen aus einigen Unternehmen unterstützen mich dabei. Und natürlich tauschen Sammler sich aus und informieren sich dabei gleichzeitig über die Laufzeiten", erzählt er. So schaffe er es, dass er pro Monat etwa 2 500 Briefumschläge - 1 000 Stück allein stammen von "Umschlagsammlern" aus Aschersleben - einsammle und davon etwa 200 Stück in seine Sammlung eingehen. "Der Rest landet in der blauen Tonne", so der Sammler.

Doch bevor das passiere, müsse jeder einzelne Brief mühsam gesichtet werden. Dabei gehen pro Tag mindestens zwei Stunden drauf. Klaus Peter Schmidt muss dabei ganz genau schauen, denn einige Briefstempel ändern sich manchmal ganz geringfügig. Einem "normalen" Empfänger würden diese kleinen Unterschiede niemals auffallen. Manchmal sei es nur eine Änderung der Telefonnummer oder des Barcodes oder sogar eine Portoänderung. "Eine Briefmarke ist ein Bild, aber ein Umschlag kann ganze Geschichten erzählen. Und die sind es, die ich finden möchte", sagt er. Und so liest Klaus Peter Schmidt allein an der Nummer, wo genau der Brief herkommt und auf welcher Strecke er den Weg zum Empfänger genommen hat.

Es sei einesteils der Reiz, seine Sammlung zu vervollständigen und einen neuen Stempel zu entdecken. Die andere Seite seines Sammlerherzes schlage allerdings dafür, Postgeschichte für die Nachwelt zu schreiben. "Die biber-Post ist zehn Jahre alt. 1998 wurde der Postmarkt freigegeben. Diese Tatsache ist zuerst auch an mir vorbeigegangen. Dann entdeckte ich den ersten privaten Stempel auf einem Umschlag und ging der Sache nach. Es handelte sich um eine Privatfirma in Staßfurt", erzählt der Sammler weiter. Nach der Wende habe es viele Leute gegeben, die einen Briefdienst aufgebaut haben, um das Postmonopol zu brechen; auch kleinere Firmen in Staßfurt und Aschersleben. "Heute ist der Hauptträger meist ein Zeitschriftenverlag", weiß Klaus Peter Schmidt aus Erfahrung.

Knapp 4 000 Lizenzen habe man verteilt. "1 000 davon beschäftigen sich mit der Briefzustellung. Ich habe 600 Firmen davon aufgelistet. Von manchen Firmen kann ich nur einen Stempel aufweisen. Von anderen besitze ich ganze Ordner. Wie zum Beispiel der biber-Post. Da habe ich 15 Ordner und von MZZ drei Ordner voll gesammelt", ist er stolz. Regelmäßig treffe er sich mit der Arbeitsgruppe Merkur - 20 weiteren Briefstempelsammlern. So könne man seine Listen vervollständigen. Diese Gruppe hat bereits vier Broschüren in Druck gegeben, in denen Firmen und ihre Stempel aufgelistet sind. "Leider bekommen wir von den Briefdienstleistern nur selten Material. Sie begründen es mit Datenschutz. Doch wir sind nicht an den Adressen interessiert, sondern nur an den Stempeln", macht der Sammler deutlich.

Trotzdem hat er es geschafft, seine Sammlung immer weiter zu vergrößern. "Jetzt ist die Frage, wann höre ich auf und vervollständige nur noch. Denn viel Platz habe ich auch nicht mehr", gibt er nur ungern zu. Das Arbeitszimmer platzt aus allen Nähten, so dass schon einige Ordner in der Garage und im Hauswirtschaftsraum deponiert wurden. "Ich wünsche mir einen drehbaren Aktenordner. Das wäre ein Traum. Doch der kostet 700 Euro. So viel kann ich nicht ausgeben", zuckt er bedauernd mit den Schultern.