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Salzlandkreis Salzlandkreis: Riesenrad stand auf Schutt alter Fachwerkhäuser

Von KATHARINA THORMANN 03.06.2010, 15:45

ASCHERSLEBEN/MZ. - "Ich würde es verbieten", sagt Jürgen Binner kopfschüttelnd. Er kann nicht nachvollziehen, warum derart große Fahrgeschäfte wie das Riesenrad auf dem Parkpladt der Vorderbreite / Hinterbreite in Aschersleben aufgebaut werden dürfen wie jüngst zum Gildefest. Die bemerkten Bodenabsenkungen nach dem Abbau des Fahrgeschäftes sind für ihn keine Überraschung. Binner war in den 70er Jahren, als das Wohngebiet einem Parkplatz wich, der zuständige Bauleiter und weiß um die Beschaffenheit des Bodens. "Ich würde mir das nicht trauen, so ein Riesenrad auf den Platz zu stellen", sagt er.

Russische Planierraupe angerückt

Mit Riesenbagger und einer russischen Planierraupe sowie zwölf Lkw für den Schutt rückten die Bauarbeiter auf die Vorderbreite / Hinterbreite vor mehr als 30 Jahren an. Rund 30 Häuser wurden binnen eines Monats abgerissen. "Ich habe damals den Stadtbaubeauftragten gefragt, ob die Keller aufgemacht und mit Kies aufgefüllt werden sollen. Aber das konnte nicht bezahlt werden", erzählt Binner. Stattdessen wurden die Kellerdecken durchgeschlagen, die Hohlräume mit Bauschutt befüllt und anschließend ein paar Fuhren Sand darüber abgekippt.

"Es wurde zwar darauf geachtet, dass kein Holz mit hineinkommt", sagt Binner, doch: "Wer garantiert, dass nicht ein Balken eines Fachwerkhauses dabei war, nun verfault ist und einen Hohlraum bildet?"

Mit einem Einbruch des Bodens rechne er zwar nicht, "aber durch größere Lasten drückt sich der Untergrund zusammen". Vor allem an und unter den Straßenkanten gebe es alte Kellergewölbe. In der Mitte des Platzes standen hingegen Stallungen, die nicht unterhöhlt waren.

Nur Pkw auf Platz gelassen

Damals sagte man dem Bauleiter, dass nur Pkw auf dem Parkplatz stehen dürften, keine schweren Lastkraftwagen und erst recht keine noch schwereren Fahrgeschäfte wie das Riesenrad.

Der Platz war im Jahr 2003 schon einmal für jene schwere Fahrgeschäfte gesperrt worden. Als Begründung hieß es damals, die Keller der abgerissenen Wohnhaussiedlung seien nur unzureichend verfüllt worden. Daran hat sich nach Informationen der Mitteldeutschen Zeitung bis heute nichts geändert.

Nun wurden seitens des Oberbürgermeisters der Stadt erste Überlegungen laut, den Untergrund des Parkplatzes Vorderbreite / Hinterbreite in Aschersleben bautechnisch verdichten zu lassen (die MZ berichtet).

Sicherung noch nicht geplant

Nur so ist es laut Oberbürgermeister Andreas Michelmann möglich, die Fläche auch künftig für den Aufbau größerer Fahrgeschäfte im Rahmen von Stadt- und Gildefesten zu nutzen. Vorsichtig sprach er von der Jahreszahl 2011, besprochen oder geplant sei jedoch bisher nichts.