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Salzlandkreis Salzlandkreis: Klinikum-Geschäftsführer erhält 66.000 Euro für 16 Monate

Von heiko wigrim 24.09.2012, 16:21

aschersleben/MZ. - Knapp anderthalb Jahre war Thomas Michling Geschäftsführer des Klinikums Aschersleben-Staßfurt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Klinikum im April dieses Jahres soll Michling dafür eine Abfindung in Höhe von 66 000 Euro erhalten haben. Das entspricht ungefähr einem halben Brutto-Jahresgehalt als Geschäftsführer.

Bevor Michling die neue Aufgabe übernahm, leitete er das Rechnungsprüfungsamt des Salzlandkreises. Für die Zeit als Klinikum-Geschäftsführer wurde er vom Salzlandkreis beurlaubt. Der Posten in Aschersleben wurde vakant, als die ehemalige Geschäftsführerin des Klinikums, Melita Planert, von ihrem Posten entbunden worden war. Die Klinikholding hatte ihr vorgeworfen, den Lagebericht zum Jahresabschluss 2009 nicht ordnungsgemäß angefertigt und damit die Holding über die prekäre finanzielle Lage des Klinikums im Unklaren gelassen zu haben (die MZ berichtete). Dann trat auch noch der Ärztliche Geschäftsführer, Erik Czihal, von seinem Geschäftsführerposten zurück. Gegen Planert und Czihal ermittelt die Staatsanwaltschaft Magdeburg wegen "Verletzung der Berichtspflicht".

Als Geschäftsführer in Aschersleben hatte Michling durchaus erfolgreich gearbeitet und das horrende Defizit der Klinik abmildern können.

Mit dem Kauf der Salzlandkliniken durch die Ameos-Gruppe Anfang April 2012 endete die Tätigkeit von Thomas Michling als Geschäftsführer in Aschersleben. Michling wechselte nahtlos zurück in die Salzlandkreis-Verwaltung. Er leitet nun den Bereich "Zentrale Steuerung", zu dem das Personalamt und die Organisation gehören.

"Da passt doch etwas nicht zusammen", meint Johann Hauser, der für die FDP im Kreistag sitzt. "Sollte das so sein, dann ist das meiner Meinung nach ein Skandal." Er habe vor, in der nächsten Kreistagssitzung am Mittwoch eine entsprechende Anfrage zu stellen, auf die er eine schriftliche Antwort erwartet. "Ich bin ein Vertreter für klare Worte und werde nach den Fakten entscheiden. Die Fakten müssen auf den Tisch", verlangt Hauser.

Thomas Michling bestätigte gegenüber der MZ, dass es einen Geschäftsführervertrag gebe, der auch eine Abfindungsregelung enthalte.

"Der Vertragsabschluss mit Herrn Michling ist unter der besonderen Situation der Klinikum Aschersleben-Staßfurt GmbH zum Zeitpunkt Ende 2010 zu betrachten", erklärte Landrat Ulrich Gerstner (SPD) in einer Pressemitteilung. "Der Standort Staßfurt musste im Ergebnis der extremen Ärzteabwanderung geschlossen werden. Auch in Aschersleben war durch die Führungslosigkeit der Gesellschaft der Abwanderungsdruck in mehreren Beratungen thematisiert worden. Ohne eine arbeitsfähige Geschäftsführung wurden Insolvenzbedenken immer lauter diskutiert. Dieser enorme Handlungsdruck führte zur Bestellung eines Geschäftsführers." Thomas Michling habe sich zur Übernahme dieser Aufgabe unter der Maßgabe eines Abschlusses eines Geschäftsführervertrages zu den gleichen Bedingungen wie die anderen Geschäftsführer der Klinikgesellschaften bereit erklärt. "Auf der Grundlage der Beschlussfassung der Gesellschafterversammlung der Klinikum Aschersleben Staßfurt GmbH vom 30. November 2010 wurde mit Herrn Michling ein Geschäftsführervertrag abgeschlossen, der den Geschäftsführerverträgen der anderen Klinikgesellschaften entspricht. Das heißt, auch mit einer Abfindungsvereinbarung." Auf seinen Antrag hin sei Michling für die Geschäftsführertätigkeit beurlaubt worden. "Da nicht auszuschließen ist, dass die Zeiten der Beurlaubung bei der Pensionsberechnung unberücksichtigt bleiben, war Herr Michling bei der Beendigung des Vertrages nicht bereit, auf die Abfindung zu verzichten", so der Landrat. Alle Geschäftsführerverträge - somit auch jener von Michling - seien für die Kaufinteressenten der Salzlandkliniken hinterlegt worden. "Sie waren somit allen Bietern und damit auch Ameos bekannt", erklärte Landrat Gerstner.

"Der Vorgang als solcher ist uns bekannt", bestätigte Markus Eugster, Pressesprecher von Ameos. "Die Abfindung ist Bestandteil seines mit dem Landrat vereinbarten Geschäftsführervertrags." Von der eigentlichen Zahlung der Abfindung habe Ameos erst nach der Übernahme Kenntnis erhalten. "Aus unserer Sicht ist eine solche Abfindung, sowohl der Form nach als auch der Höhe nach äußerst ungewöhnlich, vor allem auch unter dem Umstand, dass Herr Michling in sein ursprüngliches Arbeitsverhältnis in der Kreisverwaltung zurückgekehrt ist", sagte Eugster.