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Salzlandkreis Salzlandkreis: Jede freie Minute wird am W 50 gebaut und geschraubt

Von ERIK SCHMIDT 22.07.2010, 16:49

ASCHERSLEBEN/MZ. - "Das geht wahrscheinlich aus meiner Kindheit hervor", vermutet Thomas Baumann und fügt an: "Mein Vater hat beruflich einen W 50 gefahren und den auch manchmal mit nach Hause gebracht. Das Modell hat mich schon immer fasziniert, vor allem die unkomplizierte Technik." Noch vor der Wende machte er zwischen 1989 und 1990 seinen Führerschein für Lkw - natürlich auf einem W 50. "Ich durfte schon als 12-Jähriger bei dem Fahrzeug meines Vaters an das Lenkrad, aber nur auf dem Acker", erzählt Baumann von seinen Fahranfängen. Und noch heute habe er Herzklopfen beim Rumdrehen des Zündschlüssels.

Deshalb erfüllte er sich vor fünf Jahren einen langgehegten Wunsch - Thomas Baumann erwarb in Halle einen blauen W 50. "Er war in einem schlechten Zustand und gab ein trauriges Bild ab", gibt er zu. Doch gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder hat er ihn wieder aufgebaut. "Wir haben ein dreiviertel Jahr jede freie Minute geschraubt", berichtet Baumann mit einem Schmunzeln. Neben Zeit und Geld wurden auch viele Nerven in das Projekt investiert. "Meine Freundin fand das nicht immer so toll", erklärt er.

Die Ersatzteile für seinen Lkw, der Baujahr 1982 ist, besorgt er sich aus Ludwigsfelde. "Dort gibt es noch alles, was ein W 50 benötigt und wird sogar heute noch produziert", weiß Thomas Baumann, der selbst als Anlagenfahrer tätig ist. Mittlerweile ist sein Fahrzeug, das in der Vergangenheit der Volkseigenen Getreidewirtschaft, dem Umweltamt und später einem Bauunternehmen diente, auf den neuesten Stand der Normen. "Er ist auch noch richtig im Einsatz. Von restaurieren und in die Ecke stellen, halte ich nichts", sagt Baumann, der den W 50 als "sehr zuverlässig" beschreibt. An das Steuer würde er höchstens seinen Vater lassen, meint der Kraftfahrer. "Von ihm und der entsprechenden Literatur habe ich mir mein ganzes Wissen über diesen Fahrzeugtyp angeeignet", erzählt er.

Kommunizieren über sein Lieblingsthema kann Thomas Baumann nicht nur mit seinem Vater. In Internetforen tauscht er sich regelmäßig mit Gleichgesinnten aus. Zudem ist er Mitglied in einem IFA-Club.

Weitere Modelle sollen zunächst einmal nicht hinzukommen. "Natürlich würde ich mir am liebsten den ganzen Hof vollstellen, aber das ist auch eine Frage des Geldes und der Zeit", erklärt er. Das heißt, auch in Zukunft wird seinem blauen W 50 alle Aufmerksamkeit zu- teil. Baumanns Urteil über ihn fällt knapp aus: "Das Fahren ist einfach ein tolles Erlebnis." Auf jeden Fall handelt es sich um ein besonderes Hobby.