1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Salzlandkreis: Salzlandkreis: Bier schmeckt nach Aschersleben

Salzlandkreis Salzlandkreis: Bier schmeckt nach Aschersleben

Von SUSANNE THON 24.07.2011, 14:40

ASCHERSLEBEN/MZ. - "Es kommt nicht auf den Alkoholgehalt an. Die Stammwürze ist entscheidend." Manfred Klopfleisch weiß, wovon er spricht. Wenn's um Bier geht, kennt er sich aus wie kaum ein anderer. Er ist Bierexperte, beschäftigt sich seit 20 Jahren mit dem traditionsreichen Gebräu und der Entwicklung des Bierbrauens, sammelt alles, was damit zu tun hat - Bierdeckel, Gläser, Flaschen... -, hält Vorträge, leitet Verkostungen. Und wenn verkostet wird - wie am Wochenende im Halken - dann ist die Stammwürze eben die entscheidende Messgröße.

Sie bezeichnet den Anteil der Stoffe, die sich vor der Gärung aus Malz und Hopfen im Wasser gelöst haben. Das neue Aschersleben-Bier, das Halken-Bräu, hat eine Stammwürze von über zwölf Prozent. "Darauf haben wir großen Wert gelegt", so Klopfleisch, der den Mitgliedern vom Verein "Zukunft für den Halken" mit Rat und Tat zur Seite stand. Die hatten nämlich die Idee, die Biertradition in der Einestadt wieder aufleben zu lassen. Und dazu braucht es ein eigenes Bier. Oder eigene Biere. Selbst brauen - ein Unding. Also wandte sich Klopfleisch an die Mitarbeiter der Brauerei Landsberg, aus der schon das anlässlich des 1250-jährigen Jubiläums aus heimischen Rohstoffen gebraute "Aschersleber Festbier" stammt.

"Die ticken wie wir. Also Landsberger Bier", nahm die Zusammenarbeit mit einem regionalen Partner für Klopfleisch einen hohen Stellenwert ein. Und der Verein seine Aufgabe als Vorkoster ernst. Gerstensäfte auf dem Prüfstand: Mehrere Bierproben unterzogen die Mitglieder einem Geschmackstest und kamen zu dem Schluss, dass Aschersleben nach Schwarzbier und Pils schmeckt, genauer nach Schwarzem und Hellem Halken, die am Sonnabend erstmals der Öffentlichkeit eingeschenkt wurden. "Zum Wohl", erhob Klopfleisch das Glas mit dem identitätsstiftenden Inhalt, anknüpfend an die Brautradition Ascherslebens, die über die Jahre in Vergessenheit geraten sei, holte er aus.

"Jede Stadt hat früher Bier gebraut, auch Aschersleben", sagt der Bierexperte, "wenngleich damals ganz anders gebraut wurde als heute." Erstmals Erwähnung in der Biergeschichte der Stadt fand das Getränk im Jahr 1400, leitet Klopfleisch seinen kurzen Exkurs zur Geschichte ein. 1507 wurde das Braugeld erhöht. 1601 betrug der Preis für "die Maaß" Bier 3,5 Pfennig. 1639 verkaufte die Stadt drei Braupfannen nach Halberstadt. 1681 versuchte man Gose, ein trübes Weißbier, aus Goslar stammend, zu brauen. 1720 wurde ein Brauhaus errichtet.

Aufgeteilt in Braubezirke, wurde das Braurecht in Aschersleben nicht an eine bestimmte Person, sondern an Grundstücke vergeben. Wer dort wohnte, der durfte auch die Braupfanne anheizen - 1765 waren das 236 Ascherslebener - Und das taten sie auch. 1795 wurden, um die Dimension zu veranschaulichen, 1410 Tonnen Bier in der Einestadt "verzapft" - das Fass kostete etwa acht Taler - und Broyhan - ein historisches obergäriges Bier, Fasspreis 12 Taler. Und im Jahr 1842 gab es immer noch sechs Brauereien. Grabungen in der Oelstraße, bei denen die Experten auf die Reste einer solchen Brauerei gestoßen sind, riefen die Biergeschichte Ascherslebens im vergangenen Jahr wieder ins Bewusstsein der Bürger, die mit dem Halken-Bräu nun auch endlich wieder ein eigenes Bier haben. Das werde zunächst aber nur zu Veranstaltungen ausgeschenkt, sagt Bernd Malcherek vom Verein "Zukunft für den Halken". So am 3. September zur "Langen Nacht der Kulturen" und im Oktober zum Bockbierfest mit der Brauerei Landsberg. Später, wenn sich Schwarzer und Heller Halken etabliert haben, sei geplant, den Gerstensaft als Flaschenbier zu verkaufen.