Werbekampagne Sachsens Lehrerwerbung mit Hendrik Duryn kommt in Aschersleben und im Seeland gut an
Mit seiner Fernsehrolle als "Der Lehrer" ist Hendrik Duryn deutschlandweit bekannt und nutzt das bei der Rekrutierung von pädagogischem Nachwuchs. Wie das in Aschersleben und im Seeland aufgenommen wird.

Aschersleben/Leipzig/MZ - Hendrik Duryn - im schwarzen Rollkragenpullover und mit Drei-Tage-Bart - hält eine kleine Pflanze in der Hand, die er gewissenhaft gießt. So, wie Kinder mit Wissen versorgt und bedachtsam großgezogen werden sollten. Denn auf dem Foto prangt in großen Lettern die Frage: Was machen Lehrer eigentlich?
Drei Jahre ist die Kampagne schon wieder her, in der das Bildungsministerium von Sachsen und der Leipziger Schauspieler, der passenderweise für seine Rolle in der Fernsehserie „Der Lehrer“ bekannt geworden ist, um Lehrernachwuchs werben. „Erfolgreich“, wie der 54-Jährige jetzt sagt. „Im Jahr darauf gab es in Sachsen die doppelte Bewerberzahl.“ Ein Satz, den der Schauspieler wirken lässt, bevor er lachend abwehrt: „Nein, es war eine ganze Reihe an Maßnahmen, die das Ministerium auf den Weg gebracht hat: die Anhebung der Vergütung, die Landpauschale. Das passte alles gut zusammen. Nur eine Imagekampagne allein, die reicht da nicht.“
Doch die war aufwendig gemacht: „Konzept und Gesicht stammen von mir“, sagt Duryn und spricht von der gesamten Palette: Fotos, Videos, Interviews und Talkshows. Noch heute fahre ein Bus mit seinem Gesicht durch Bautzen, und die Videoclips werden den Lehramts-Studenten an der Leipziger Universität gezeigt.
Ascherslebener ist begeistert
„Eine tolle Kampagne, die auch uns zugutekommt“, findet Klaus Winter, der in Aschersleben Schulleiter des geschichtsträchtigen Gymnasiums „Stephaneum“ ist. Schließlich würden auch viele seiner Schüler im nahegelegenen Leipzig studieren. „Und jede Werbung fürs Lehramt kann allen nur helfen“, ist sich der Schulleiter sicher. Im kommenden Schuljahr gebe es in seinem Gymnasium zwar noch keinen Lehrermangel. „Aber es wird in den nächsten zwei Jahren eng.“ Viele Kollegen würden bald in den Ruhestand gehen.
Es wird in den nächsten zwei Jahren eng.
Klaus Winter, Schulleiter Gymnasium Stephaneum
„Deshalb sind wir bemüht, Nachwuchs ranzuholen“, so Winter, der dabei vor allem die eigenen Schulabgänger im Blick hat, die Lehramt studieren. Denen bietet die Schule Praktikumsstellen und Referendariate an. Und da die Studienabgänger bundesweit heiß begehrt sind, pflege die Schule Kontakte zu ihren Ehemaligen, die in Halle oder Leipzig studieren, betreibe Werbung bei Klassentreffen und über ihren Ehemaligen-Verein, dessen Mitglieder in ganz Deutschland verstreut seien.
Lehrermangel? Den gibt es auch im Seeland. „Bei uns sieht es im kommenden Schuljahr ganz, ganz mies aus“, sagt Hans-Jürgen Teuke. Sein Weggang - am letzten Schultag wurde er als Schulleiter der Nachterstedter Grundschule „Glück auf“ verabschiedet - hinterlässt eine große Lücke. „Ich bin froh, dass meine Kollegin meine Nachfolgerin wird. Allerdings kann sie dadurch weniger unterrichten.“ Mit ihr gibt es in der Schule dann nur noch vier Lehrerinnen. Das bedeutet, für jeden Jahrgang eine. Dazu eine Pädagogische Mitarbeiterin. „Krank werden darf da aber niemand“, sagt Teuke.
Auch er hatte es in den vergangenen Jahren so gehalten, ehemaligen Schülern, die Lehramt studieren, eine Praktikumsstelle anzubieten und so Unterstützung zu bekommen. Darunter auch eine junge Frau, die gerade in Leipzig studiert und Duryns Kampagne kennt. „Aber das nächste Jahr wird schwierig. So kann es nicht weitergehen“, meint der ehemalige Schulleiter, denn auch seine Kollegen sind dem Ruhestand nahe. „Und der Lehrernachwuchs fehlt.“
Krank werden darf niemand.
Hans-Jürgen Teuke, ehemaliger Schulleiter Grundschule „Glück auf“
„In unseren letzten Ausschreibungsrunden haben wir meist zwischen 900 und 1.000 Lehrkräfte gesucht“, bestätigt Elmer Emig, Pressesprecher des Bildungsministeriums in Sachsen-Anhalt. Für alle Bereiche - also Grund-, Sekundarschule und Gymnasium -, vor allem aber für Sekundar- und Gemeinschaftsschulen, für Naturwissenschaften und Mathematik.

Akuter Fachkräftemangel
Kein Wunder, dass auch das hiesige Bildungsministerium tätig wird. „Jedes Bundesland muss angesichts des akuten Fachkräftemangels kreativ bei der Gewinnung neuer Lehrkräfte sein“, sagt Emig und meint: „Sachsens Weg ist eine Möglichkeit. Sachsen-Anhalt setzt bei der Werbung für die Lehrkräftegewinnung aber auf die Gesichter echter Lehrkräfte.“
Auch hier gebe es weitere Initiativen. So sei das Ministerium bei vielen Berufsorientierungsmessen dabei, schalte Anzeigen in Abi-Zeitungen. „Zudem gibt es Anreize, wie das Gardelehrer-Projekt, bei dem Studenten ein Stipendium und weitere Unterstützung bekommen, wenn sie sich nach dem Studium beruflich an die Region binden.“ Daneben noch die Lehrkräftesuche über Rekrutierungs-Agenturen und die Weltenretter-Kampagne.
Fast ein bisschen wie bei Duryn, der als „Lehrer“ ebenfalls die Welt in den Händen hält. Dass er die Sachsen-Werbung entwickelt hatte, ist übrigens seinem Bruder zu verdanken, der Alterspräsident im Landtag war. „Sachsen braucht Lehrer! Kannst du nicht was machen?“, hatte er ihn gefragt, weil Duryn gerade als „Lehrer“ über die Bildschirme Deutschlands flimmerte, als Lehrerkind sogar vorgeprägt war.
Und als Schauspieler habe man - egal ob man gerade einen Thriller, Rosamunde Pilcher oder den Lehrer dreht - immer einen Bildungsauftrag, nennt der Leipziger seinen eigenen Anspruch. „Was wir machen, ist eine vergnügliche Kunst, eine Alltagskunst. Aber es ist die Gebrauchskunst für die freundliche Anleitung für ein besseres Leben.“ Mit seinem Job könne er nämlich Vernunft und Schönheit in die Waagschale des Lebens werfen, ist er sicher.
Auch mit dem „Lehrer“. „Die Rolle hat mich gesucht und ich sie“, erklärt er lachend und sieht in ihr die gleiche Herausforderung wie beim vorherigen Theaterspielen - etwa in Halle. Bei der Fernsehserie konnte er sogar im Kreativteam mitarbeiten. Und das Feedback auf seine Arbeit habe ihn oft berührt, gibt er zu und berichtet von einem Mädchen, das sich einfach nur bei ihm bedanken wollte. Als Kind hatte es schwere Operationen und Mobbing in der Schule ertragen müssen. „Dann kam die Serie in ihr Leben und sie aus der Opferrolle heraus“, berichtet Duryn über den Einfluss, den Fernsehen haben kann.
„Wir müssen die Welt retten auf unserem Platz!“ Reaktionen auf seine Lehrerkampagne habe er übrigens auch aus anderen Bundesländern erhalten. „Kannst du das nicht deutschlandweit machen?“, wurde er oft gefragt. Duryn muss da nicht lange überlegen: „Wenn Sachsen-Anhalt eine Kampagne will, ich hätte Bock drauf. Und wenn sie das mit Sachsen zusammen wieder aufnehmen wollen, dann bin ich dabei.“