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Grünanlagen Sabine Richter vom Tierfbauamt macht Baumschau in Aschersleben: Trockene Bäume können zur Gefahr werden

Von Kerstin Beier 13.08.2019, 09:56
Manche Straßenbäume in Aschersleben überstehen Trockenheit und anderen Stress nicht.
Manche Straßenbäume in Aschersleben überstehen Trockenheit und anderen Stress nicht. Gehrmann

Aschersleben - In diesen Tagen ist Sabine Richter öfter als sonst mit dem Fahrrad unterwegs. Im Einkaufskorb vorne am Lenker hüpfen ein A5-Heft mit festem Einband samt Stift, eine kleine Kamera und ein Fernglas. Die Mission der 55-Jährigen: Baumschau in Aschersleben. Das Fahrrad ist nicht nur ihr Beitrag zum Klimaschutz, wie sie scherzhaft bemerkt, „man sieht einfach mehr als im Auto.“

Genau hinzuschauen, ist oberste Maxime für die Mitarbeiterin des Tiefbauamts. Denn die rund 20.000 Straßenbäume in Aschersleben, für die die studierte Landwirtin zuständig ist, haben zu leiden unter der momentanen Trockenheit. Einigen Bäumen sieht man das bereits an, und schnell können Trockenschäden wie herunterbrechende große Äste zur Gefahr werden - vor allem dann, wenn sie dicht an Straßen und Wegen stehen.

An Straßen und Wegen können trockene Bäume schnell zur Gefahr werden

Mit dem Promenadenring ist Sabine Richter schon durch; als wir uns mit ihr treffen, schaut sie sich gerade die Linden in der Lauestraße genauer an. Für den tieferen Einblick würde sie sich gern auch mal mit dem Hubsteiger nach oben begeben, doch ihre Höhenangst hält sie am Boden.

Deshalb setzt sie hier und da ihr von den Kollegen geschenktes Fernglas ein. „Ich schaue in die Kronen, gucke, wie belaubt der Baum ist, achte auf die Fruchtansätze und eventuelle Schnittwunden“, erklärt sie. „Diese hier sind noch sehr schön grün“, zeigt sie auf die noch fast vollständige Baumreihe. Baumreihen und Alleen sind geschützt, dürfen also nicht ohne Grund entfernt werden.

Eine Linde in der Lauestraße ist nicht mehr zu retten, sie wird ebenso wie ein Bergahorn im Apothekergraben markiert

Eine der 60 bis 80 Jahre alten Linden ist dennoch mit einer Markierung versehen. „Der Baum ist uns schon im vergangenen Jahr aufgefallen, aber wir hatten gehofft, dass wir ihn halten können.“ Diese Hoffnung erwies sich als trügerisch - die Linde ist nicht zu retten. Genauso wenig wie ein Bergahorn im Apothekergraben, der in der vergangenen Woche fallen musste.

„Es tut weh zu sehen, dass wir wegen der extremen Trockenheit auch große, alte Bäume verlieren“, sagt Sabine Richter. Doch der geschädigte Bergahorn stand direkt am Promenadenweg, „das war einfach zu gefährlich.“

Wenn gefällt werden muss, versucht sie, die Baumschäden zu dokumentieren und setzt sich mit der Naturschutzbehörde ins Benehmen. Auch sonst fotografiert sie viel und hat „gefühlt Millionen Bilder auf dem Rechner.“ So könne sie nachverfolgen, wie der Baum sich verändert.

„Es kann windstill sein bei 35 Grad - trotzdem fallen dicke Äste runter“ 

Bei aller Sorgfalt: Hin und wieder stürzt doch ein Baum um. Wird sie nervös, wenn es stürmt und Unwetter droht? Sabine Richter lächelt. Sie hoffe dann immer, dass die Bäume das Vertrauen rechtfertigen, das sie in sie setzt. Aber: „Es kann windstill sein bei 35 Grad - trotzdem fallen dicke Äste runter. Das sind Grünbrüche, und die kann man nicht vorhersagen“, so die Fachfrau.

Sie versuche, jeden Baum so lange wie möglich zu halten. So wie die vier Platanen, die im Apothekergraben stehen und von denen einer mit dem Massariapilz befallen war. Um sicherzugehen, holt sie sich gegebenenfalls Hilfe. So auch in diesem Fall - die Platanen werden alle zwei, drei Jahre von einem Gutachter beurteilt.

Nach der Baumschau in der Kernstadt geht die Arbeit von Sabine Richter weiter in den Ortsteilen von Aschersleben

Die Arbeit von Sabine Richter beschränkt sich übrigens nicht darauf, Bäume zu „überwachen“. Sie ist einbezogen in die Planung von Bauvorhaben, betreut die Pflege von Grünanlagen und kümmert sich um Gewässerökologie. Sie findet: „Ich habe eine sehr vielseitige und schöne Arbeit.“

Wenn sie in der Kernstadt alle Bäume gesehen hat, bleibt ihr Büro in Aschersleben dennoch öfter leer. Denn dann geht es in den Ortsteilen weiter. Auch dort gibt es noch jede Menge kommunaler Bäume, die ebenfalls unter der Trockenheit leiden. (mz)

Rathausmitarbeiter wie Sabine Richter sitzen nicht nur am Schreibtisch, nein, sie sind mitunter auch recht sportlich unterwegs.
Rathausmitarbeiter wie Sabine Richter sitzen nicht nur am Schreibtisch, nein, sie sind mitunter auch recht sportlich unterwegs.
Gehrmann
Sabine Richter bei einer ihrer Baumschauen in der Lauestraße in Aschersleben
Sabine Richter bei einer ihrer Baumschauen in der Lauestraße in Aschersleben
Gehrmann